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Sex Sex: Die wahre Liebe ist kein Film

Von ALIKI NASSOUFIS 14.11.2008, 15:00

MÜNCHEN/DPA. - Doch Vorsicht! Bilder wie diese sind zwar in vielen Serien, Filmen und Pornos zu sehen. Davon darf man sich aber nicht unter Druck setzen lassen, sagt die Leiterin des Dr. Sommer-Teams der "Bravo", Marthe Kniep, aus München: "Sexualität zwischen zwei Menschen ist keine Performance, bei der man zeigt, was man kann, sondern jeder muss individuell für sich herausfinden, was er oder sie mag und was nicht."

Zuerst einmal müsse man sich von den Bildern befreien, die man vor Augen hat, findet der Psychologe Stefan Drewes aus Düsseldorf: "Man kriegt die Bilder zwar nicht richtig weg aus dem Kopf, aber man muss sie entzaubern und ins richtige Licht rücken. Bilder sind Bilder, sie bilden nicht die Realität ab", sagt der Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie beim Berufsverband der Deutschen Psychologinnen und Psychologen.

Denn obwohl Sexszenen in Serien oder Filmen meist ganz natürlich aussehen, sind sie tatsächlich das Ergebnis langer Arbeit. "Zuerst werden die Schauspieler lange geschminkt und gestylt, bis sie perfekt aussehen", sagt Kniep. "Außerdem werden solche Szenen oft mehrmals gedreht. Mit natürlicher Leidenschaft hat das nichts zu tun." Im echten Leben tastet man sich dagegen erst langsam an einen neuen Partner heran. "Das, was beim Sex passiert, ist von Person zu Person anders, jeder hat andere Bedürfnisse", sagt Drewes. Er rät, dabei auf die eigenen Gefühle zu achten und sich nicht von Bildern aus Filmen lenken zu lassen. "Mache nur, was du mitmachen möchtest und was sich gut anfühlt", rät Marthe Kniep. "Sonst sage ,Stopp!'" Schließlich müsse niemand jedem gefallen und alles mitmachen.

Das gilt für Themen wie Reizwäsche genauso wie für unterschiedliche Stellungen. "Reizwäsche wie in Filmen oder auf Bildern ist nicht das wichtigste - die Stimmung muss passen", findet Kniep. Auch verschiedene Stellungen beim Sex seien keine Pflicht. "So lange es schön ist für euch, bleibt bei einer Stellung, macht euch keinen Stress." Wer dagegen etwas Neues ausprobieren will, kann das natürlich auch machen - "vorausgesetzt, es ist der eigene Wunsch". Einfach ist die ganze Situation dennoch nicht. Deswegen kann es auch helfen, sich mit einem Freund, einer Freundin oder älteren Geschwistern über Erfahrungen und Ängste auszutauschen.

"Darüber reden, ist meist gut", sagt die Psychotherapeutin Skadi Engeln aus Berlin. "Man kann davon ausgehen, dass jeder Jugendliche diese Sorgen hat und ebenso unsicher ist, wie man selber." Daher ist so ein Gespräch über Ängste und Wünsche auch mit dem Partner oder der Partnerin sinnvoll. "Es erscheint zwar gerade am Anfang schwierig, dennoch ist es gut, über eigene Bedürfnisse zu sprechen", sagt Engeln.

Man könne solche Gespräche üben und mit der Zeit lernen, ehrlich über Gefühle und Sorgen zu reden. Diese Offenheit beeindrucke den Partner möglicherweise sogar mehr als ein forsches Vorgehen: "Immerhin könnte es ihr oder ihm so auch Mut machen, über eigene Ängste zu sprechen", sagt die Psychotherapeutin.