1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Senioren: Senioren: Treppenlifte erleichtern den Alltag

EIL

Senioren Senioren: Treppenlifte erleichtern den Alltag

Von Arnd Petry 30.06.2003, 08:53
High-Tech für Menschen mit Handicap: Treppenlifte können zu Preisen ab 5000 Euro in die Wohnung eingebaut werden. (Foto: Lifta/dpa/gms)
High-Tech für Menschen mit Handicap: Treppenlifte können zu Preisen ab 5000 Euro in die Wohnung eingebaut werden. (Foto: Lifta/dpa/gms) Lifta

Bielefeld/Köln/dpa. - Im Alter können Treppen zu Barrieren werden: Wenn Hüfte oder Knie ständig schmerzen, wird der Weg in den ersten Stock zum qualvollen Gang. Mancher ältere oder gebrechliche Mensch nutzt die obere Etage seiner Wohnung deshalb nur noch selten. Technische Hilfsmittel wie Treppenlifte können helfen, den Aktionsradius zu erweitern und die Lebensqualität zu steigern - doch die Geräte werden von den Gesunden oft belächelt und von den Kranken ignoriert.

«Viele verschließen lange die Augen davor, dass ihnen ein Treppenlift helfen kann», sagt Ulrich Müller vom Hersteller Hiro Lift aus Bielefeld. Viele Kunden ringen sich daher erst sehr spät zu einem Einbau durch. Den Aparaturen haftet der Makel des Alters an - erinnert ein Treppenlift doch unübersehbar daran, dass die Jahre körperlicher Fitness endgültig vorbei sind.

Die schamhafte Leugnung der eigenen Hinfälligkeit ist allerdings nicht der einzige Grund, der Betroffene zögern lässt: Mit Preisen ab 5000 Euro sind «Behindertenschrägaufzüge» - so die offizelle Bezeichnung - nicht gerade billig. «Treppenlifte sind Maßanfertigungen», rechtfertigt Michael Schmitz, Montageleiter beim Mitbewerber Lifta in Köln, die Preise.

Die Mindest- und Maximalhöhen von Stufen seien in Deutschland zwar genormt, bei der Tritttiefe - also der Fläche zum Auftreten - gebe es aber lediglich ein Mindestmaß. Deshalb ist laut Schmitz die Steigung bei jeder Treppe unterschiedlich. Bei Wendeltreppen fällt zudem der Radius je nach Tritttiefe verschieden aus. Aber nur in einem von 100 Fällen müssen die Techniker wieder unverrichteter Dinge abziehen, so Schmitz: Dies sei beispielsweise der Fall, wenn in Altbauten Treppen schmaler als 70 Zentimeter sind.

Von der Art der Treppe hängt laut Schmitz auch die Bauform des Liftes ab: Während bei einer geraden Treppe ein System mit einer Schiene reicht, sind bei kurvigen Treppen Zwei-Schienen-Systeme notwendig. Entlang dieser Schienen arbeitet sich der Polstersitz oder die Rollstuhlplattform des Liftes nach oben.

Am billigsten ist laut Hiro-Lift-Mitarbeiter Müller der Einbau eines Sitzliftes bei einer geraden Treppe: In solchen Fällen seien 5000 Euro ein realistischer Preis. Bei kurviger Bauform müssten Kunden mit 10 000 Euro rechnen. «Kommt noch eine Etage dazu, sind es 3000 bis 4000 Euro mehr», sagt Müller.

Wird ein Lift mit einer Plattform für einen Rollstuhl benötigt, fangen die Preise bei 10 000 Euro an. Bei Treppen mit Kurve muss sogar das Doppelte veranschlagt werden. «Das sind völlig unterschiedliche Konstruktionen», erläutert Christian Fröhlich von ThyssenKrupp Elevator in Düsseldorf: Ein Sitzlift müsse 135 Kilogramm tragen können, ein Plattformlift 250. Verglichen mit einem Umbau - etwa der Verlegung des Bades von der ersten Etage ins untere Stockwerk - seien Treppenlifte jedoch vergleichsweise günstig, so das Argument der Anbieter.

Die Zielgruppe der Lift-Hersteller sind in erste Linie Besitzer von Eigenheimen oder Eigentumswohnungen. Doch auch Mieter müssen bei körperlichen Gebrechen nicht gleich ihre Wohnung räumen: Laut Fröhlich kann ihnen der Vermieter nicht verwehren, bei Bedarf einen Lift in das von allen Mietparteien genutze Treppenhaus einzubauen. Hat allerdings das Bauamt Sicherheitsbedenken oder drohen im Treppenhaus Fluchtwege durch den Einbau des Liftes versperrt zu werden, bleibt in letzter Konsequenz nur der Umzug.

Ist die Entscheidung für den Einbau eines Treppenliftes gefallen, können Betroffene unter Umständen mit finanziellen Zuschüssen rechnen. Treppenlifte seien zwar keine Kassenleistung, stellt Frank Meiners von der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) in Hamburg klar. Wenn ein Antragsteller jedoch Leistungen aus der Pflegeversicherung erhält, kann er Meiners zufolge einen Zuschuss von 2557 Euro für «Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung» erhalten. Wird der Treppenlift in Folge eines Arbeitsunfalls benötigt, übernimmt laut Hiro-Lift-Mitarbeiter Müller die zuständige Berufsgenossenschaft sogar vollständig die Kosten.