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Senioren Senioren: Abschied vom Einheits-Beige

13.03.2002, 09:15

Berlin/Wiesbaden/Frankfurt/dpa. - Wer beim Thema «Mode für ältere Menschen» automatisch anunauffällige Spaziergänger in beigefarbenen Popelinemänteln undpraktischen Komfortschuhen denkt, wird sich umorientieren müssen.«Das Bild wird sich radikal ändern», sagt Giese voraus. Älterwerdenhabe nichts damit zu tun, sich nur noch in Beige, Grau oder Schwarzzu hüllen, hält auch die Stilberaterin Inge Wolff - selbstMittfünfzigerin - aus Wiesbaden fest.

Seit etwa eineinhalb Jahren werde in der Branche über die Wünscheder reifen Kunden verstärkt diskutiert, sagt Giese. Hintergrund seidie Tatsache, dass die Mode eine Zeit lang sehr «jung» gewesen seiund sich nicht so gut verkauft habe wie erhofft. «Die Mode war nichtdemokratisch, weil sie den jungen, weiblichen Körper brauchte und dieBedürfnisse älterer Frauen vernachlässigte.»

Mittlerweile haben viele Händler ihre Verkaufsflächen für dieBest-Ager-Kunden erweitert, wie eine Umfrage der in Frankfurterscheinenden Fachzeitschrift «Textilwirtschaft» ergab. Nach wie vorgebe es jedoch Angebotslücken. Viele Händler wünschten sich moderneKollektionen, die mindestens bis Größe 48 produziert werden.

Zu den Herstellern, die sich traditionell an die reifere Kundinwenden, gehören Frankenwälder in Münchberg (Bayern), Basler inGoldbach (Bayern) und delmod international in Delmenhorst(Niedersachsen). Die Firma Frankenwälder wirbt ganz bewusst mitprominenten, älteren Models wie der Schauspielerin ChristianeHörbiger. Die Ausrichtung der Kollektion wird als «unkompliziert,sportiv und zugleich klassisch-elegant» beschrieben.

Der Hersteller delmod hat die «wertbewusste und wertorientierte»Frau im Blick, für die das «gut Tragbare besonders gut produziert»werden soll. Balser hält sich zugute, mit 15 Themen pro Saisonbesonders flexibel auf die Bedürfnisse der Kundschaft reagieren zukönnen.

Trotz der Angebote von spezialisierten Herstellern sehen sichviele reifere Kundinnen auch auf den Verkaufsflächen um, dieeigentlich für die Generation der Töchter vorgesehen sind. EineInspirationsquelle könnte etwa der Romantik-Trend sein, sagtModeexpertin Giese. Der Jeans-Look und das neue Safari-Thema stündenÄlteren ebenfalls. «Ein sportlicher Stil ist immer ideal, weil ereinfach jünger macht», ergänzt «Textilwirtschaft»-Mitarbeiterin IreneGerke. Deshalb sei auch der aktuelle Marine-Look gut tragbar.

Grundsätzlich gebe es keine Tabus, welche modischen Verrücktheiteneine reifere Frau mitmachen dürfe und welche nicht, sagt StilexpertinInge Wolff: «Es ist vor allem eine Frage der Figur, die Kleidungsollte ästhetisch aussehen». Allerdings müsse eine 70-Jährige, dieihre immer noch ansehnlichen Beine im Mini-Rock präsentiert, einegehörige Portion Selbstbewusstsein mitbringen.

«Letztlich geht es darum, seinen Stil auszuleben und doch souveränzu bleiben», hält Fachfrau Giese fest. Das sei keine einfacheAufgabe: Im Gegensatz zu einer 20-Jährigen, die einfach aufjugendliche Frische setzen könne, müsse eine ältere Frau mit ihrerGarderobe so komplizierte Dinge wie Lebenserfahrung, innere Reifeoder berufliche Kompetenz ausdrücken. Da ist es vielleicht einkleiner Trost, dass mittlerweile auch die Werbung in EinzelfällenPartei für das Alter ergreift.