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Selber etwas verändern: So läuft die Arbeit im Asta

Von Aliki Nassoufis 26.10.2009, 08:42

Berlin/Hamburg/dpa. - Viele Studenten schimpfen über zu volle Lehrpläne, zu wenig Betreuung und die schlechte Ausstattung ihrer Hochschule. Doch mehr als meckern ist oft nicht drin.

Dabei können sie auch selbst etwas bewegen - zum Beispiel im Allgemeinen Studierendenausschuss, kurz auch Asta genannt. Dabei denken viele immer noch an einen Haufen langhaariger Altlinker. Diese Zeiten sind aber vorbei. Heute gilt es sogar als vorteilhaft für den späteren Beruf, sich an der Hochschule zu engagieren.

«Es gibt keinen besseren Ort, um sich für die eigenen Interessen einzusetzen, als den Asta», findet Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk in Berlin. Der Asta mische direkt in der Hochschul- und Sozialpolitik mit. Das findet auch Dennis Schlizio vom Asta der Freien Universität Berlin: «Die Zustände an Hochschulen sind kritikwürdig, da sollte man die Spielräume nutzen, die man hat.»

Wenn sich jemand in den Studierendenausschuss einbringen möchte, muss er zunächst keine Formalitäten beachten. «Wer sich für unsere Arbeit interessiert, kann einfach vorbeikommen und sich erkundigen, wie und wo er oder sie sich engagieren kann», erklärt Schlizio. Schließlich ist jeder Asta etwas anders organisiert und legt möglicherweise andere Schwerpunkte.

Wie stark man sich dann engagiert, hängt von einem selbst ab. «Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten», erläutert Severin Pabsch, Asta-Vorsitzender der Universität Hamburg. Projektkräfte arbeiteten in Themenbereichen wie der Sozialpolitik, dem Datenschutz oder den Urheberrechten. Dabei könnten sie selbst entscheiden, wie viel Zeit sie in die Arbeit investieren. «Einige der Projektkräfte werden für ihre Arbeit entlohnt, andere arbeiten ehrenamtlich.»

Wem das nicht weit genug geht, der kann alleine oder mit einer Liste fürs Studierendenparlament antreten. Es wird meist einmal im Jahr von den Studenten gewählt, wie Pabsch erklärt. Das Parlament bestimme einen Vorstand, der dann oft Vorschläge für Referenten macht.

Außerdem wählt das Parlament in der Regel den Asta. Das ist jedoch nicht überall so. In einigen Bundesländern heißt die Studentenvertretung nicht nur anders, sondern ist auch anders organisiert. Gibt es jedoch einen Allgemeinen Studierendenausschuss, so besteht er in der Regel aus einem oder mehreren Vorsitzenden und mehreren Referenten für verschiedene Aufgabenbereiche.

Bekommen sie dafür Geld, müssen Asta-Mitglieder ihren Lohn auch versteuern. Denn laut einem Urteil des Bundesfinanzhofes in München sind Einkünfte von Referenten oder Vorsitzenden eines Asta nicht als steuerfreie Aufwandsentschädigung zu werten. Stattdessen ist ihre Arbeit als steuerpflichtiges Dienstverhältnis anzusehen.

Dass sie anderen einen Dienst tun, heißt auch, dass es im Asta nicht bloß um persönliche Anliegen geht. Die Asta-Mitglieder sind vielmehr gegenüber dem Studierendenparlament weisungsgebunden. Und dessen Auftrag in der Gremienarbeit einer Hochschule zu erfüllen, ist oft nicht einfach und kann ganz schön anstrengend sein. «Die Mitspracherechte der Studenten sind an den Hochschulen stark eingeschränkt», findet Dennis Schlizio aus Berlin.

Gremien, Ausschüsse und Beschlüsse - das bedeutet manchmal auch etwas dröge Aktenarbeit. «Beim Asta gibt es viel Kleinarbeit wie Anträge zur Geschäftsordnung», sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Dafür seien Ausdauer und Verhandlungsgeschick notwendig. «Das ist das beste Training, um die Gepflogenheiten und die Bräuche in der Politik kennenzulernen.»

Dabei lerne man nicht nur, wie Politik funktioniere, sondern auch, wie man trotz der bürokratischen Hürden etwas bewegen kann. «Man erkennt, dass Veränderungen und politischer Konsens oft nur mühsam zu erreichen sind - aber das ist lehrreich», meint Grob. «Das sind wichtige Lektionen fürs Leben, das Verständnis von Politik und möglicherweise auch die eigene Karriere in der Politik.» Allerdings sollte sich niemand nur im Asta engagieren, weil er oder sie große Politik machen will, findet Grob. «Wer sich im Asta engagieren will, braucht eine Mission und ein Anliegen.» Und wer sich über die Studienpläne ärgert oder Kinderbetreuungsplätze vermisst, treffe beim Asta sicher auf Gleichgesinnte.

Um sich an der Hochschule zu engagieren, bietet sich nicht nur der Asta an. Es gibt meist auch studentische Initiativen, die oft vom Asta gefördert werden, wie Severin Pabsch, Asta-Vorsitzender der Universität Hamburg, erläutert. «Wer mag, kann sich beispielsweise bei der Unicef-Gruppe der Hochschule einbringen oder zusammen mit anderen Studenten Symposien zu bestimmten Themen organisieren.»