Schönheit auf Knopfdruck: Kosmetik wird technisch
Wiesbaden/dpa. - Botox-Spritzen in der Mittagspause, Laser-Behandlungen und Peelings mit aufwendigen Gerätschaften: In Kosmetikinstituten und Hautarzt-Praxen hat die Technik schon längst Einzug gehalten.
Jetzt schicken sich die Hersteller einschlägiger Apparate an, auch das heimische Bad zu erobern. Neben Cremes und Sprays sollen dort künftig auch noch sogenannte Beauty Tools wie Ultraschall-Hautstraffer und elektrische Pickelkiller ihren Platz finden.
Längst sind Schönheits-Operationen kein Privileg der Reichen und Schönen mehr, und die Kosmetikindustrie zieht nun nach, sagt Cordula Schott, Marketingdirektorin des Kosmetikvertriebsunternehmens Nobilis Fragrances in Wiesbaden: «Behandlungsmethoden aus dem Bereich der Medizin finden Einzug in die Parfümerie.»
Die Hersteller der neuen Geräte sind meist keine Kosmetikfirmen, sondern Elektronikunternehmen. So soll der «Collagen Booster Light 590» der Firma Talika aus Frankreich mit regelmäßigen Bestrahlungen Falten glätten und die Haut verjüngen. Einen ähnlichen Effekt verspricht der Hautstraffer «Beautiful Skin» des Unternehmens Scala aus Grünwald bei München - nur dass hier mit Ultraschallwellen gearbeitet wird.
Fachleute stehen solchen technischen Geräten für den Hausgebrauch eher skeptisch gegenüber: «Ein Ultraschallgerät, dessen Wellen so tief eindringen, dass sie wirklich wirksam sind, wäre viel zu hochpreisig», sagt der Dermatologe Christoph Liebich aus München. Tatsächlich wirksam und wissenschaftlich anerkannt seien hingegen spezielle Peelingverfahren, im Fachjargon Mikrodermabrasion genannt, so der Experte.
Bisher mussten solche Behandlungen von einem Fachmann durchgeführt werden. Doch nun haben zum Beispiel Neutrogena und Reviderm Geräte auf den Markt gebracht, mit denen man bequem zu Hause die oberste Schicht Hornschuppen von der Haut entfernen und die Zellerneuerung ankurbeln kann. «Reichhaltige Creme kann anschließend wesentlich besser in die Haut eingearbeitet werden», erläutert Star-Visagist Horst Kirchberger aus München die Vorteile eines solchen mechanischen Peelings. Wichtig sei dabei ein gesundes Maß: «Solch eine Anwendung sollte nur alle sechs Wochen durchgeführt werden.»
Liebich rät ganz davon ab, selbst Hand anzulegen: «Wenn eine Mikrodermabrasion wirklich wirksam ist, sollte man als Laie vorsichtig sein», so der Dermatologe. «Im schlimmsten Fall können Verätzungen und Verbrennungen auf der Haut entstehen.»
Unbedenklich ist dagegen offenbar die Verwendung eines Porenreinigers, wie ihn Panasonic schon seit einiger Zeit anbietet. Per Unterdruck sollen dabei Verunreinigen aus der Haut gesaugt und gleichzeitig die Durchblutung gefördert werden. Viel falsch machen kann man dabei nicht - viel erreichen aber auch nicht, heißt es bei der Stiftung Warentest in Berlin, die entsprechende Geräte genauer unter die Lupe genommen hat: «Fehlanzeige auf der ganzen Linie. Die Haut unserer Testpersonen sah nach der Behandlung genau so aus wie vorher. Das Geld kann man beruhigt für andere Zwecke ausgeben.»
Ob Dampfreiniger für das Gesicht oder elektrischer Pickelkiller, der Aknebakterien durch Wärme zerstören soll: Wichtig ist laut Horst Kirchberger, dass die Geräte ebenso wie jede Creme auf den Hauttyp abgestimmt sein müssen. Auch dafür gibt es längst spezielle Analysegeräte für den Hausgebrauch. Verbraucher sollen damit selbst Rauigkeit, Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut bestimmen können.
«Was aber fängt der Laie dann mit diesen Werten an?», fragt Hautarzt Liebich. Ohne Fachwissen und Beratung nutze eine Hautanalyse gar nichts: «Alles, was die Kosmetikindustrie an Pflegeprodukten bietet, reicht für die normale Hautpflege völlig aus. Sobald es aber in den apparativen Bereich geht, sollte man sich lieber an den Fachmann wenden.»
Die Mikrodermabrasion ist eine mechanische Peeling-Technik. Dabei werden mit Druckluft sterilisierte Mikrokristalle aus Aluminiumoxid auf die Haut geschossen und durch ein Vakuum-System sofort zusammen mit den abgelösten Hautschüppchen wieder aufgesaugt. So wird die natürliche Zellerneuerung angekurbelt, die sich mit zunehmendem Alter und durch Umweltbelastungen wie Sonne, Nikotin und Umweltverschmutzung verlangsamt.