Schlinger und Ranker lassen Wände erblühen
Veitshöchheim/dpa. - Die Pergola an der Terrasse wirkt karg und leblos. Die Kübelpflanzen blühen vor allem in Kniehöhe. Und am Maschendrahtzaun zum Nachbarn ist auch noch eine Lücke.
An solchen Stellen sind einjährige, blühende Kletterpflanzen ideal platziert: Wicken, Winden und Bohnen sind pflegeleicht und wachsen schnell an Gerüsten, Mauern, Zäunen und Spalieren empor.
Viele der einjährigen Schönheiten sind in Töpfen vorkultiviert ab Mai in der Gärtnerei erhältlich. Das spart Arbeit und macht Entscheidungen in letzter Minute möglich, hat jedoch seinen Preis. «Vor allem von der Schwarzäugigen Susanne gibt es mittlerweile eine gigantische Auswahl: Wir hatten im vergangenen Jahr rund 15 Sorten», sagt Gottfried Röll, Gartenbautechniker an der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim. Neben der klassischen orange-gelben Blüte mit schwarzem Auge prangen nun solche mit zitronengelben oder weißen Blättchen. Die Sorte 'African Sunset' bringt mit ihren ockergelben, rot gezeichneten Blüten sogar einen Hauch Exotik auf die Terrasse oder in den Garten.
Wicken, Trichter- und Prunkwinden kommen vor allem in Weiß-, Rosa-, Violett- und Blau-Variationen daher. «Genau wie die Schwarzäugige Susanne lieben sie sonnige Standorte», erklärt Uta Heinemann, Spezialistin für Balkon- und Kübelpflanzen im Gartenfachmarkt Grönfingers in Rostock.
Für Halbschatten hingegen ist die Glockenrebe mit ihrem großen, gefiederten Laub und ihren violett-blauen Blütenkelchen gut geeignet. «Sie ist sehr robust und kommt damit auch an einem windigen Platz etwa auf einem Balkon gut zurecht», erläutert August Forster vom Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) in Bad Honnef.
Unbekanntere Kletter- und Schlingpflanzen bekommt man höchstens vereinzelt als Jungpflanzen im Handel. «In der Regel muss man sie selbst aus Saatgut anziehen», sagt Gartenbautechniker Röll. Ausgesät wird im Frühjahr in Schalen mit Anzuchterde. Günstig ist ein heller Standort bei Temperaturen ab 18 Grad. Wenn sich die Keimblätter voll entwickelt haben, werden die Pflanzen pikiert, damit sie einen ausreichend großen Wurzelballen bilden. Kleine Stäbchen geben ersten Halt.
«Viele Einjährige sind sehr kälteempfindlich. Sie kommen zum Abhärten zunächst in den Anzuchtgefäßen an einen geschützten Standort im Freien», sagt Forster. Wenn im Mai die letzten Frostnächte vorbei sind, werden sie in lockere, humose Erde eingepflanzt.
Als Rankhilfen sind Holzspaliere, filigrane Metallgerüste oder netzartig mit Nylonfäden überspannte Holzrahmen ebenso geeignet wie feuerverzinkte Spanndrähte an Ochsenschrauben oder Baustahlmatten. Unabhängig vom Klettertyp sind alle Pflanzen dankbar, wenn sie anfangs durch Anbinden zum Beispiel mit Bast oder Jute in ihrem Aufwärtsdrang unterstützt werden. An breiten Latten oder Pfosten ist eine solche zusätzliche Befestigung auch in höheren Gefilden notwendig.
Kletterpflanzen haben ganz unterschiedliche Techniken und Pflanzenteile entwickelt, um sich in die Höhe zu ziehen. Bei den einjährigen Kletterpflanzen wird vor allem zwischen Rankern und Schlingern unterschieden: Ranker wie Glockenrebe, Kapuzinerkresse oder Zierkürbisse halten sich mit meist korkenzieherähnlichen Spross- oder Blattteilen an den Kletterhilfen fest. Sie bevorzugen dünne, gitterförmige Kletterhilfen, welche die Ranken gut umwickeln können. Schlinger wie Schwarzäugige Susanne, Prunkwinde oder Feuerbohne besitzen keine extra ausgebildeten Kletterorgane. Der ganze Pflanzenspross windet sich um vorzugsweise senkrecht stehende Drähte oder Stäbe und klettert so nach oben. Raue Oberflächen und kleine querliegende Streben verhindern, dass die Pflanze abrutscht.