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Sauberer leben Sauberer leben: Schmutzabtreter als Schmuckstück

Von Cornelia Jeske 07.07.2004, 12:46
Wenn die Fußmatte ein Glaubensbekenntnis ist. (Foto: dpa))
Wenn die Fußmatte ein Glaubensbekenntnis ist. (Foto: dpa)) Dreckstückchen

Hamburg/Berlin/dpa. - Ein Hirschkopf auf orangefarbenem Grund weckt Assoziationen an einen Kräuterschnaps. Che Guevara hängt nicht mehr über der Wohngemeinschafts-Spüle, sondern liegt immer öfter platt vor der Haustür. Und Fans der siebziger Jahre können sich Exemplare mit wabernden Retromustern in Orange, Grau und Weiß vor die Tür legen.

Der Renner der Saison ist allerdings eine Matte mit Mini-Fußballfeld für das Heimspiel vor der Haustür. «Die hat schon viele Männer hier im Laden zu einem Finger-Fußball-Match inspiriert», erzählt Christiane Martin vom Einrichtungsladen moove in Berlin, der derzeit keine dieser Fuß(ball)matten mehr auf Lager hat.

«Dreckstückchen» heißen die handgefertigten Abtreter, die Heinz Spenkuch seit drei Jahren selbst herstellt und in seinem Fußmattenshop in Hamburg-Eimsbüttel verkauft. «Alle Geräte sind angemeldet!» ist da zu lesen oder «Das Bier steht im Kühlschrank».

«Wir begreifen die Fußmatte als Kommunikationsfläche im Treppenhaus. Mit unseren Aufdrucken spricht man zu Nachbarn, Freunden und auch zu sich selbst», so Heinz Spenkuch. Erst malte Spenkuch Fußmatten auf Leinwand, dann bastelte er selbst welche. Für eine Ausstellung lieh er sich einmal in Gebrauch befindliche Fußmatten und fotografierte deren Besitzer - die Fußmatte als Visitenkarte quasi.

Auf «kuscheligen Velourteppich» gedruckt, landen Spenkuchs eigene Kreationen manchmal sogar unter dem Couchtisch, als Deko an der Wand oder sogar vor dem Bett - wie die «JA!»-Matten, die frisch Vermählte gern geschenkt bekommen. Auf Wunsch werden auch individuelle Sprüche gedruckt.

Den Gast mit einem geschriebenen Spruch im Flur zu begrüßen, fand übrigens schon Goethe gut. In seinem Haus in Weimar empfing er seine Besucher mit einem auf der Schwelle eingeschriebenen «Salve» - lateinisch für «Willkommen». Die Idee, dies in den gleichen Lettern auf Fußmatten zu drucken, lag dann für die Mitarbeiter des Museumsshops im Goethe-Haus nahe.

Kommunikation im Treppenhaus verspricht auch «Toni, die sprechende Fußmatte». Diese besteht aus einer Sensorfolie und einem eingeschweißten Aufnahme-/Wiedergabegerät und wird unter eine herkömmliche Fußmatte gelegt. Tritt man drauf, meldet sich die Matte. Zum Beispiel mit einem «Autsch» oder ganz klassisch mit einem höflichen «Herzlich Willkommen!». Bis zu zehn Sekunden lang darf der Text sein, der auf das Aufnahmegerät gesprochen werden kann. «Die Leute sind immer ganz erstaunt und wundern sich, wo die Stimme herkommt», erzählt Ulla Klinger von dinamo.de in Köln, die selbst eine solche Matte vor der Ladentür hat.