Samy Deluxe: «Hip-Hop-Kultur hat mir geholfen»
Hamburg/dpa. - Samy Deluxe ist einer der erfolgreichsten deutschen Hip-Hop-Künstler. Der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Samy Sorge heißt, wuchs als Sohn einer deutschen Mutter und eines sudanesischen Vaters in Hamburg auf.
In seiner Jugend half ihm die Rapmusik, seine Identitätskrise als Halbschwarzer in Deutschland zu bewältigen. Jetzt engagiert er sich selbst für junge Menschen: Gemeinsam mit dem Profibasketballer Marvin Willoughby und Julia von Dohnányi gründete er den «Crossover e.V.». Der Verein setzt auf die Begegnung von Schülern unterschiedlicher sozialer Herkunft in Musik- und Sportworkshops. Außerdem will Samy Deluxe bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) in Hamburg gemeinsam mit Jungen und Mädchen aus dem gesamten Bundesgebiet ein «Deutschlandlied» präsentieren.
Frage: Was war für Sie problematisch daran, als Halbschwarzer in Deutschland aufzuwachsen?
Samy Deluxe: «Ich war mir nicht sicher, wer ich bin. Mein Vater ist früh weggegangen und meine Mutter war danach mit einem deutschen Mann zusammen, mit dem sie auch ein Kind bekommen hat. Ich bin also als Kind mit brauner Haut in einer weißen Familie aufgewachsen. Wenn wir unterwegs waren, hatte ich immer das Gefühl, alle halten mich für ein Adoptivkind. Bis ich elf Jahre alt war, hatte ich überhaupt keinen Kontakt mit Leuten mit dunkler Hautfarbe. Ich wurde aber nie von irgendwelchen Nazis oder Skinheads verprügelt, das hat sich mehr auf Kommentare beschränkt.»
Frage: Können Sie die «heilende Wirkung» der Rapmusik beschreiben?
Samy Deluxe: «Mit hat nicht nur die Rapmusik geholfen, sondern die gesamte Hip-Hop-Kultur. Ich war in der Schule nie besonders gut, hatte keinen Sport, der mir besonders Spaß gemacht hat, oder ein Musikinstrument, das ich gerne gespielt habe. Mit dem Hip-Hop kamen dann so viele Hobbys gleichzeitig: Plattensammeln, Auflegen, Rappen, Graffiti sprühen. Ich habe diese ganze Kultur aufgesaugt. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas hatte, an dem ich mich festhalten konnte. Innerhalb des kleinen Kreises, in dem ich mich bewegte, habe ich mir einen Namen gemacht. So konnte ich mein Selbstvertrauen aufbauen und hatte Sachen, auf die ich stolz sein konnte. Ich finde, das fehlt den Kids heute ein bisschen.»
Frage: Identifizieren Sie sich heute mit Deutschland?
Samy Deluxe: «Ja, aber eher so nach dem Motto: 'Wenn man in einer kleinen, ätzenden Wohnung wohnt, und die so lässt, dann fühlt man sich nie wohl. Aber wenn man sie dann einrichtet, ist es eine schöne Wohnung.' So sehe ich auch Deutschland. Es wird sicher interessant, mit Jugendlichen aus 16 Bundesländern beim Tag der Deutschen Einheit aufzutreten und deren Perspektiven kennenzulernen. Ich bin gespannt, was die für Assoziationen zu Deutschland haben. Da gibt es bestimmt große Unterschiede, je nachdem ob jemand aus Mecklenburg-Vorpommern kommt oder aus Berlin oder Hamburg. Wir von 'Crossover' repräsentieren ja den Gedanken, dass es in der Gesellschaft nur geht, wenn man mit verschiedenen Leuten klarkommt.»
Weitere Infos: www.crossover-ev.de