Sammeln oder versickern lassen - Regenwasser sinnvoll nutzen
Dessau/Darmstadt/dpa. - Manche Haus- und Gartenbesitzer machen sich deshalb Gedanken darüber, ob das Regenwasser nicht für trockenere Zeiten gespeichert oder als Ersatz für Grundwasser verwendet werden kann. Unter Fachleuten ist die Regenwassernutzung allerdings umstritten.
Für den privaten Bereich nicht rentabel und für die Umwelt nicht sinnvoll - zu diesem Ergebnis kommt beispielsweise das Umweltbundesamt in Dessau. Die vom Bundesland Nordrhein-Westfalen getragene EnergieAgentur NRW in Düsseldorf bietet dagegen sogar Seminare zur Regenwassernutzung an.
«Wassermanagement wird gerade in Hinblick auf die derzeitigen Klimaveränderungen immer wichtiger», sagt Dietmar Sperfeld von der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung in Darmstadt. «Die globalen Probleme mit Wasserknappheit werden in der Regenwasserdiskussion auf unsere Region heruntergebrochen. Doch wir Leben hier in einem wasserreichen Land», hält Bernd Kirschbaum vom Umweltbundesamt dagegen. «Regenwassernutzung spart nicht nur Trinkwasser, sondern auch die Energie, die zur Trinkwasseraufbereitung benötigt wird», erklärt Matthias Strehlke von der EnergieAgentur NRW.
Private Haushalte können Regenwasser zur Gartenbewässerung, für die Toilettenspülung und auch zum Wäschewaschen verwenden. «Uneingeschränkt zu empfehlen ist die Nutzung des Regenwassers zur Bewässerung im Garten», so Kirschbaum. Dies kann mit Hilfe einer Regentonne passieren.
Die Nutzung im Haus ist komplizierter - es muss eine Regenwassernutzungsanlage installiert werden: Das vom Hausdach aufgefangene Regenwasser wird in einem großen Behälter gespeichert, gefiltert und dann mit Pumpen an den Verwendungsort im Haus transportiert. Dazu müssen Regen- und Trinkwasser aber in unterschiedlichen Rohrleitungen fließen.
Unter dem Punkt «Kosten und Wirtschaftlichkeit» rechnet das Hessische Ministerium für Umwelt in seiner Broschüre «Nutzung von Regenwasser in Haus und Garten» vor, dass eine neue Anlage für den privaten Gebrauch etwa 4200 Euro kostet. Hinzu kommen noch Betriebskosten, zum Beispiel für die regelmäßige Wartung. Zwischen zehn und 20 Jahren dauere es daher, bis sich eine derartige Anlage bezahlt gemacht hat.
Außer für die Toilettenspülung eignet sich das Regenwasser im Haus für die Waschmaschine. Allerdings ist beim Thema Wäsche die hygienische Unbedenklichkeit ein heikler Punkt: Während das Umweltbundesamt aus hygienischen Gründen davon abrät, die Wäsche mit Regenwasser zu reinigen, sieht Reinhard Holländer vom Hygieneinstitut am Klinikum Bremen Mitte keine großen Probleme: «Eine nach DIN-Norm gebaute Regenwassersammelanlage ist hygienisch absolut einwandfrei.»
Der Umgang mit dem Regenwasser wird bundesweit unterschiedlich gehandhabt. So existieren in einigen Kommunen Förderprogramme für Regenwassernutzungsanlagen, in anderen nicht. Unterschiedlich nervenaufreibend sind auch die Genehmigungsverfahren. Interessierte sollten sich deshalb am besten umfassend bei ihren Kommunen und den örtlichen Entwässerungsbetrieben informieren.