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Reparatur Reparatur: Schönheits-Kur für das Jugendstil-Bad

Von Stephanie Hoenig 22.04.2005, 18:28

St. Georgen/dpa. - Ein Fliesenaustausch ist auch für Heimwerker ziemlich einfach. "Damit die benachbarten Fliesen keinen Schaden nehmen, muss man beim Austausch behutsam arbeiten", erklärt Günther Jentner, Trainer beim Elektrowerkzeuge-Hersteller Bosch in Stuttgart. Soll nur eine einzelne Kachel ausgetauscht werden, schneidet der Hobby-Handwerker die beschädigte Fliese mit einem Winkelschleifer diagonal über Kreuz ein. Hierdurch wird eine Übertragung der Spannung beim Herausschlagen verhindert.

Mit einem Fliesenmeißel und Hammer wird die Fliese dann herausgeschlagen, sagt Jentner. Reste des Klebers müssen unbedingt durch Abkratzen mit dem Meißel entfernt werden. Danach kann die Fliese neu eingesetzt und verfugt werden. Große Flächen können mit dem Bohrhammer und entsprechendem Aufsatz entfernt werden.

Ein Problem sind die Ersatzfliesen, die ausreichend vorhanden sein müssen. Ist beim Verlegen nicht vorausschauend Ersatz in größerer Stückzahl besorgt und eingelagert worden, können die später einmal benötigten Fliesen in der Regel nicht nachgekauft werden. "Ersatz für historische Fliesen etwa aus der Jugendstilzeit gibt es aber bei spezialisierten Baustoffhändlern", sagt Christoph Freudenberger, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Historische Baustoffe in St. Georgen im Schwarzwald. Da es sich bei um das Jahr 1900 herum hergestellte Fliesen um Industrieware handelt, ist die Chance, Ersatz zu finden, relativ groß. Es gebe zudem Unternehmen, die sich auf die Rekonstruktion von Fliesen spezialisiert haben.

"Bis zu 50 Jahre alte Fliesen gibt es bei einigen Händlern, die Fliesenaltbestände lagern oder wiederbeschaffen", berichtet Freudenberger. Diese liefern die Fliesen in alle Teile Deutschlands. Auf das Wiederbeschaffen alter Fliesen hat sich die Firma SBS in Wuppertal spezialisiert. "Zunächst muss der Kunde ein Muster schicken", sagt Rene Ackermann von SBS. Auch die Zahl der benötigten Fliesen muss angeben werden. Nach ein bis zwei Wochen bekommt der Käufer Antwort, ob die Wiederbeschaffung geklappt hat. Die Recherche koste je nach Aufwand zwischen 60 und 150 Euro.

Bis zu 50 Jahre alte Fliesenrestbestände lagern in drei Hallen bei der Firma Schittek in Hamburg. Um herauszufinden, um welche Fliese es sich im Einzelfall handelt, muss auch hier ein Muster eingeschickt werden. "Die anfallende Suche nach der Fliese ist aber kostenlos", sagt Sonja Käse von Schittek. Der Kunde muss am Ende nur die Ware bezahlen.