Schwarzwald Schwarzwald: Wo Lothar lockt
Halle (Saale)/MZ. - Auf schmalen Holzstegen, über Leitern, Treppen und Podeste kann man Lothars Spuren folgen. Mal liegt der Bretterpfad dicht über dem Hochlandgras, mal geleitet er Touristen über morastigen Boden, mal führt er zwei Meter hoch durch das Fichtendickicht. In gut 1 000 Metern Höhe beginnt er direkt an der Schwarzwaldhochstraße westlich von Baiersbronn. Knapp einen Kilometer lang ist der Lotharpfad. Er lässt die Besucher staunen: So stark können Naturgewalten sein!
Als der Orkan Lothar am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 mit 200 km / h über den Schwarzwald raste, hinterließ er kahle Gipfel und verwüstete Höhenlandschaft. Am Lotharpfad hat man die Zeit angehalten. Nicht aufgeräumt, nicht aufgeforstet und so eine touristische Attraktion geschaffen, die einmalig in Deutschland ist. Links und rechts der Holzstege sieht es so aus, als wäre der Orkan gerade erst abgezogen. Riesige Bäume mit gewaltigen Wurzeln liegen so wie sie Lothar gelegt hat, kreuz und quer, langsam vermodernd. Dazwischen sprießt nach mehr als zwölf Jahren frisches Grün.
Es ist ein schaurig-faszinierendes Stück Schwarzwald, das Besucher grübeln lässt, wie denn das nun ist mit dem Klimawandel und den (häufigen?) Stürmen und der Umwelt überhaupt. Belehrung erfährt niemand beim Einstieg in den Pfad, die toten Baumriesen sprechen für sich.
Den Weg hinauf zu Lothar und in das nahe gelegene Wandergebiet am Schliffkopf kann man in Baiersbronn starten, tief unten im Tal der Murg gelegen. In diesem Dorf schmücken sich drei Köche mit sieben Michelin-Sternen, was Gourmets aus ganz Deutschland und halb Europa anzieht. Im Hotel Bareiss erwartet mit Claus-Peter Lumpp einer der drei Sterne-Künstler im Restaurant Bareiss die Gäste, die sich diesen Ort gern für die Höhepunkte des Lebens aussuchen und dafür tief in die Tasche greifen. Das achtgängige Menü steht hier mit 189 Euro in der Karte.
In den drei anderen Hotelrestaurants geht es auf hohem Niveau preiswerter zu. Das Haus will seine Gäste mit einer Halbpension der besonderen Art verwöhnen, dem "Kulinarischen Ferientag" (ab 206 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer). Dazu zählen neben der Übernachtung, ein Pool-Frühstück für Frühaufsteher, Frühstücksbuffet, Kuchenbuffet am Nachmittag, Fünf-Gang-Menü am Abend und als Finale ein Mitternachtsimbiss. Kleiner Trost: Vom Menü können figurbewusste Gäste eine Variante mit höchstens 1 000 Kalorien bestellen . . .
Wer seinen Pfunden aktiv zu Leibe rücken möchte, kann von hier aus mit dem Rad oder zu Fuß Lothar einen Besuch abstatten oder auch golfen. Im Umkreis von 60 Kilometern gibt es 15 Plätze. Der "Hausplatz" des Bareiss in Freudenstadt ist keine halbe Stunde entfernt. Und wer das alles nicht mag, wird hier auf höchstem Niveau faulenzen - ab dieser Saison besser als je zuvor, denn die Besitzer haben dem Haus eine Wellness-Kur verordnet.
Seit über 60 Jahren in Familienbesitz, wird im Hotel gerade der Staffelstab vom Senior Hermann Bareiss an den Junior Hannes übergeben. Beide führen das Hotel, das dutzendfach als Deutschlands bestes Ferienhotel geehrt wurde, gemeinsam in die Zukunft. Und die sehen sie wie viele Hoteliers in dieser Top-Liga in immer perfekteren Wellness-Angeboten. Deshalb erwartet die Gäste seit wenigen Wochen ein komplett neu gestalteter Spa-Bereich mit großzügigem Pool-Wintergarten, Ruhezonen mit Wasserbetten und Kamin. Fünf neue Saunen gibt es direkt neben der Badelandschaft mit diversen Pools. Weil sich das Hotel als Drei-Generationen-Haus versteht - zu Ferienzeiten sind bis zu 80 Kinder hier - ist über die Jahre ein "Kinderdörfle" gewachsen. Hier warten die "Villa Kunterbunt" und die "Villa Sternenstaub" ebenso wie ein Zirkuswagen und ein Haus der Spiele. Seit diesem Frühjahr zieht es die jungen Bareiss-Gäste ins Baumhaus oder gleich daneben in die Kinderküche, wo unter Anleitung gelernt werden kann, was außer Pommes und Makkaroni sonst noch schmeckt.
Das Hotel ist auch ein guter Ausgangspunkt für Radtouren. Seit dieser Saison können Gäste erstmals auch mit Elektrorädern fahren, zum Beispiel die "Tour de Murg". Die lässt sich in Baiersbronn starten und führt mit stets leichtem Gefälle über gut 60 km bis hinab nach Rastatt. Zurück geht es mit der Bahn, die sich auf Radler eingestellt hat. Wer eine Baiersbronner Gästekarte hat, wird kostenfrei befördert. Gästen, die es einen Tick härter mögen, bietet das Bareiss Mountainbikes an.
Wem der Weg aus dem Tal hinauf auf die Höhen zu anstrengend erscheint, kann Starthilfe vom Hotel erhalten. Radfahrer werden hinauf nach Freudenstadt gefahren. Von hier aus geht es dann etwas entspannter links und rechts der Schwarzwaldhochstraße bis hinauf zum Schliffkopf. Von manchen Punkten reicht die Aussicht bis zum Rhein hinab und hinüber nach Frankreich. Und wenn dann dort auf dem Kamm das Wetter doch mal umschlägt, geht es flink hinab ins Murgtal. Geübte Abfahrer sind eine halbe Stunde später am Hotel.
Schöner ist freilich die volle Hochschwarzwald-Runde. Da kommt man auf über 40 Kilometer und kann leicht nach oben erweitern. Am Ende der Runde genießen Radler dann vom (sehenswerten) Naturschutz-Zentrum Ruhestein aus eine acht Kilometer lange Schussfahrt hinab zum Bareiss.
Am nächsten Tag wartet vielleicht der Baiersbronner Wanderhimmel. Das ist ein 550 Kilometer langes Wanderwegenetz, das zu den schönsten in Deutschland gezählt wird und Flora und Fauna näher bringt. Voll im Trend sind rings um das Sterne-Dorf kulinarische Wanderungen. Da geht es essend und trinkend von Hütte zu Hütte. Das Hotel Bareiss betreibt hoch oben im Wald an einem der Wege die Satteleihütte. Hausgäste und Auswärtige können im aufwendig restaurierte Schwarzwaldgehöft Morlockhof einkehren oder dort auch feiern. Und manchmal stößt der Baiersbronn-Urlauber im Wanderhimmel mitten im Wald auch auf fein gedeckte Tische - für eine Rast der etwas nobleren Art.