Satelliten-Bilder Satelliten-Bilder: Wie faszinierend die Welt von oben aussieht

Unendlich viel Sand, unendlich viel Wasser, dazwischen kleine schwarze Punkte. Menschen. Wir sind nur Spielbälle der Elemente, den Naturgewalten vollkommen ausgesetzt, das suggeriert die Aufnahme des Bondi Beach in Sydney, Australien. Die Welt ist von oben betrachtet eine andere, eine, die man mehr zu schätzen weiß – das will der Künstler Benjamin Grant mit den Bildern zeigen, die er täglich auf seinem Instagram-Account „Daily Overview" und seiner Homepage veröffentlicht.
Der sogenannte „Overview Effect“ fasziniert den 25-Jährigen. Der Begriff beziehe sich auf das Gefühl, das Astronauten haben, wenn sie aus dem All auf die Erde schauen, erklärt der junge New Yorker. „So haben die Raumfahrer die Möglichkeit, unsere Heimat als Ganzes zu schätzen“, sagt Grant, „ihre Schönheit und Zerbrechlichkeit auf einmal wahrzunehmen“. Mit den Satelliten-Fotos aus tausenden Metern Höhe wolle er einen „Umdenkprozess beim Betrachter“ auslösen, sagt Grant.
Der Betrachter als Raumfahrer
Mit seinen Bildern, die er in Satelliten-Datenbanken sammelt und selbst leicht nachbearbeitet, indem er sie beschneidet oder die Farben ein wenig ändert, soll jeder nun in den Genuss des Overview-Effects kommen. Der Betrachter als Raumfahrer. Es ist ein modernes digitales Projekt, mit dem der US-Amerikaner das uralte Konzept des Erhabenen oder Sublimen reaktiviert, das große Ehrfurcht beim Betrachter auslöst.
Ohnmacht angesichts der Naturgewalten
Die Bilder, von denen manche inzwischen im Deutschen Museum in München zu sehen sind, veranschaulichen, wie machtlos und ohnmächtig der Mensch angesichts der Gewalten ist, die unseren Planeten bestimmen, die Wassermassen der Niagarafälle, die in tiefe Schluchten stürzen, weil die Erde aufgerissen ist. An anderer Stelle erhebt sie sich, rebelliert aus ihrem tiefsten Inneren, bebt am Mount Taranaki, einem aktiven Vulkan in Neuseeland.
Der Einfluss des Menschen auf die Erde ist aus dem All sichtbar
Doch auch der Mensch hatte inzwischen so großen Einfluss auf die Erde, dass ihre künstliche Veränderung auch aus dem All sichtbar ist. Da sind die spanischen Tomaten-Gewächshäuser in der Region um Almería in Andalusien, die von oben aussehen wie ein riesiges Puzzle aus Plastikplanen; von der ursprünglichen Landschaft ist nicht mehr viel übrig. Der Hafen von Hamburg wirkt wie ein von Kindern arrangiertes Bauwerk aus Legosteinen. Unverkennbar sind auch die riesigen jahrtausendealten Pyramiden von Gizeh, das scheinbare Labyrinth um den Arc de Triomphe in Paris, das Glastonbury-Festival, das die Region für kurze Zeit in eine Landschaft aus bunten Zelten und Menschen verwandelt, die wie Ameisen vor den großen Bühnen zusammenlaufen.
Die Welt geht unter - und wir schauen zu
Benjamin Grant ist von manchen Orten, die er via Satellitenbild entdeckt hat, so fasziniert, dass er sie sich bald selbst ansehen will. Von unten. Als erstes auf seiner Liste steht Venedig. Wie kein zweites symbolisiert das Bild der sinkenden Stadt die Übermacht der Natur über den Menschen und in gewisser Weise auch unsere Haltung. Venedig sinkt, die Welt geht unter – und wir schauen aus sicherer Entfernung zu.
Der Hamburger Hafen, die Pyramiden von Gizeh und das Glastonbury Festival von oben: Auf den nächsten Seiten zeigen wir die schönsten Bilder aus der „Daily Overview“-Sammlung, ausgewählt von Benjamin Grant.
Bora Bora, Französisch-Polynesien
Bora Bora ist eines der luxuriösesten und teuersten Reiseziele der Welt. Das Atoll gehört zu den Gesellschaftsinseln, zu den Îles sous le Vent, in Französisch-Polynesien und liegt im Südpazifik nordwestlich von Tahiti. Auf dem Bild sind Überwasser-Bungalows eines Luxus-Resorts zu sehen.
Hamburger Hafen, Deutschland
Was im Bild aussieht wie von Kindern ordentlich arrangierte Legosteine oder sortierte Buntstifte, ist in Wirklichkeit der Hamburger Hafen. „Deutschlands Tor zur Welt“ ist ein riesiger Umschlagplatz. An einem durchschnittlichen Tag kommmen hier 28 Schiffe, 200 Güterzüge und 5000 LKW an. Über 130 Millionen Tonnen Fracht werden im Hamburger Hafen an der Elbe jährlich verladen.
Glastonbury-Festival, England
Wie ein paar „Rockstars“ die Welt im wahrsten Sinne des Wortes verändern können - zumindest zeitweise: Beim Glastonbury Festival in England sorgen sie alljährlich für Menschenansammlungen wie Ameisenhaufen, dazwischen bunte Zelte und Bühnen für die gefeierten Musiker. Das Open-Air-Festival in Somerset, im Südwesten Englands, ist mit mehr als 175.000 Besuchern eines der größten der Welt.
Arc de Triomphe, Paris, Frankreich
Von oben wirkt dieser Teil von Paris wie ein Labyrinth, in dessen Mitte der Triumphbogen prangt. Napoleon hatte ihn 1806 nach seinem Sieg bei der Schlacht von Austerlitz in Auftrag gegeben, er wurde allerdings erst rund 30 Jahre später fertiggestellt. Unter dem Bogen liegt das Grabmal des unbekannten Soldaten in Gedenken an die Toten des Ersten Weltkrieges, die nie identifiziert wurden.
Nächste Seite: Der neuseeländische Vulkan Mount Taraniki, das Naturkunstwerk Spiral Jetty in Utah, USA, und Gewächshäuser in Almería, Spanien
Mount Taraniki, Neuseeland
Ein aktiver Vulkan von oben: Der Mount Taraniki liegt an der Westküste der Nordinsel von Neuseeland. Gemessen am Alter anderer Vulkane ist er relativ jung, er soll erst vor 135.000 Jahren aktiv geworden sein. Sein jüngster Ausbruch wird auf das Jahr 1854 datiert.
Spiral Jetty, Utah, USA
Wenn Natur und Kunst sich treffen: „Spiral Jetty“ - Spiral-Mole - ist ein sogenanntes Naturkunstwerk von Robert Smithson aus dem Jahr 1970. Die Spirale am Rande des Großen Salzsees in der Wüste von Utah ist Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt – und wird so bezeichnenderweise nach und nach zerstört.
Gewächshäuser, Almería, Spanien
20 Hektar Gewächshäuser bedecken die Region von Almería im Südosten Andalusiens, in der vor allem Tomaten angebaut werden. Die Gegend um die Stadt Almería – arabisch für „Spiegel des Meeres“ ist landschaftlich gesehen sehr kontrastreich. Die Stadt liegt direkt an der Mittelmeerküste und hat angeblich die meisten Sonnenstunden Spaniens. Vom Strand aus sieht man die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada. Wer nach Norden, in Richtung Granada fährt, gelangt durch die Wüste „Desierto de Tabernas“; Richtung Osten an der Küste entlang kommt man in den Naturpark Cabo de Gata.
Nächste Seite: Die Pyramiden von Gizeh, die Niagarafälle und die Stadt Brasilia von oben
Niagarafälle, Kanada/USA
Ein Naturschauspiel aus der Vogelperspektive: Die Niagara-Fälle, die aus drei Wasserfällen bestehen, gehören teilweise zur kanadischen Provinz Ontario und teilweise zum US-Bundesstaat New York. Der Niagara-River verbindet den Eriesee mit dem Ontariosee - das Wasser des Flusses stürzt an dieser Stelle 58 Meter in die Tiefe. Auch das Boot „Maid of the Mist“, das Besucher zu den stürzenden Wassermassen fährt, ist auf dem Bild zu erkennen.
Brasilia, Brasilien
Hauptstadt nach Plan: Brasilia wurde am 21. April 1960 im Zentrum Brasiliens gegründet und machte so der Küstenstadt Rio de Janeiro den Titel als Hauptstadt streitig. Lúcio Costa war der verantwortliche Stadtplaner, der die modernen Gebäude des Architekten Oscar Niemeyer durch die Planung der Stadt noch herausstellte.
Pyramiden von Gizeh, Ägypten
Das einzige erhaltene der sieben Weltwunder der Antike von oben: Die Pyramiden von Gizeh, Ägypten. Sie liegen am westlichen Rand des Niltals und sind etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum der ägyptischen Hauptstadt Kairo entfernt. Die Pyramiden von Gizeh gehören seit 1979 zum Unesco-Weltkulturerbe.











