Reisen ohne Internet: Digital Detox liegt im Trend

Frankfurt/Main - Digital Detox - was ist das? Man könnte von einer neuen Art des Fastens sprechen. „Detox spielt im Gesundheitstourismus eine große Rolle”, sagt Claudia Wagner von Fit Reisen in Frankfurt. Sie sieht Ayurveda und maßgeschneiderte Ernährungskonzepte als gefragte Urlaubsformen.
Technikverzicht ist hingegen noch relativ neu. Wagner glaubt aber, dass bei Reisenden ein neues Bedürfnis wächst: raus aus den Zwängen des digital dominierten Alltags. Abschalten.
Besorgniserregendes Suchtverhalten
Christian Montag, Suchtforscher an der Universität Ulm, hat dafür großes Verständnis. „Unsere Daten weisen darauf hin, dass mit dem Smartphone eine neue Dimension von Verhaltenssucht einhergeht. Wenn in einer Studie etwa 40 Prozent der Befragten angeben, abends mit dem Smartphone ins Bett zu gehen und morgens als Erstes danach greifen, ist das ein Alarmzeichen.” Der Forscher plädiert für eine tägliche Digital-Detox-Phase. Und warum kein analoger Urlaub?
Das Digital-Detox-Angebot der Mandarin Oriental Hotel Group wird laut Group Spa Director Jeremy McCarthy vor allem von Frauen aus dem jeweiligen Land genutzt. Sie geben für die Zeit des Aufenthalts ihr Mobiltelefon an der Rezeption ab und entspannen sich bei Gesichtsmasken, Lektüre und Malen. In der Regel hat der Gast die Wahl zwischen vollständigem Verzicht und der Freiheit, zwischendurch wieder online zu gehen.
Funkloch als Standortvorteil
In abgelegenen Regionen avanciert das Funkloch zum Standortvorteil. Hüttenurlaube und Klosteraufenthalte bekommen so einen trendigen Anstrich - auch wenn gar nicht Digital Detox draufsteht. „Beim Trekking im indonesischen Regenwald, auf Wildtierbeobachtung in der Massai Mara oder beim Campen im australischen Outback sind unsere Gäste ohnehin offline und haben nur ihre Digitalkamera im Anschlag”, sagt Barbara Glanz vom Erlebnisreiseveranstalter Intrepid Travel.
Doch den Ausstieg aus der digitalen Welt bekommt der Urlauber heute auch perfekt inszeniert, etwa im Belle-Epoque-Hotel „Rosenlaui” im Berner Oberland. Dort nächtigt man in Antiquitäten-Betten, es gibt ein Münztelefon, aber weder Fernsehen noch Radio und nicht einmal fließendes Wasser auf den Zimmern.
Und ins Fünf-Sterne-Designhotel „vigilius mountain resort” in Südtirol gelangt man nur per Seilbahn. Die fernsehfreien Zimmer werden nachts vom WLAN abgekoppelt. Die „Hubertus Alpin Lodge & Spa” in Balderschwang im Allgäu animiert ihre Gäste mit einem Funkstille-Paket zum Verzicht aufs mobile Endgerät. Dafür gibt es dann einen Bergkäse. (dpa/tmn)