Pink, Bio, Biedermeier Pink, Bio, Biedermeier: Deutschlands außergewöhnlichste Weihnachtsmärkte

In Deutschland gibt es einige skurrile Varianten. Da geht es von vegan über anzüglich bis kitschig-verspielt zu - eine Auswahl.
Hamburg St. Pauli: Grünkohl und Sexspielzeug
Ja, das längliche Gerät mit Batterie in der Auslage seines Standes ist ein großartiges Weihnachtspräsent für die einsame Hausfrau - versichert jedenfalls Elmar Thüry. Oder ist es eher ein schlechter Scherz? Der Odenwalder ist jedenfalls stolz auf die Produkte seines Familienbetriebs, die er auf „Hamburgs geilstem Weihnachtsmarkt“ feilbietet, und winkt fröhlich mit Sexspielzeug. Der nette ältere Herr verkauft Vibratoren aus Fichtenholz. Tüv-geprüft, 100 Prozent ökologisch, handgedrechselt.
Thüry ist beim Santa-Pauli-Markt in Hamburg am Spielbudenplatz alle Jahre wieder ebenso eine Attraktion wie die heißen Engel im Strip-Zelt. Die Macher des erotischen Weihnachtsmarktes auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn versprechen „(be)sinnliche“ Atmosphäre und schaffen tatsächlich die Balance zwischen frivol und adventlich. Grünkohl neben Schokogenitalien, Christbaumkugeln neben Plüsch-Handschellen und über allem der Duft gebrannter Mandeln. Hamburg ist eben Hamburg.
Öffnungszeiten: bis zum 23. Dezember; Mo. - Mi. 16 bis 23 Uhr, Do. 16 bis 0 Uhr, Fr./Sa. 13 bis 1 Uhr, So. 13 bis 23 Uhr
Weitere Informationen: www.hamburg.dewww.spielbudenplatz.eu
München: Pink Christmas im Glockenbachviertel
Nicht nur im Norden ticken die Adventsuhren exzentrisch. Wer dem Stern folgt, stellt fest: In Bayern leuchtet dieser rosarot - beim „Pink Christmas“. Hört sich glamourös an, ist es auch. Weiße Pagodenzelte, verschneite Kunsttannen, atmosphärisches Lichtdesign: der schwul-lesbische Weihnachtsmarkt belebt zum elften Mal Münchens Stephansplatz im Glockenbachviertel.
„Pink Christmas ist der kleinste, aber bunteste Weihnachtsmarkt Münchens. Wir feiern für und mit Schwulen, Lesben, Nachbarn, Freunden und allen, die Spaß an einem friedlichen und bunten Miteinander haben“, sagt Veranstalter Robert Maier-Kares. Einzigartig sind die Bühnenshows. Stars, Sternchen, Travestie, Schlager und DJ-Sounds - dieser Advent rockt. Und bleibt zumindest kulinarisch klassisch: Bratwurst, Crêpes, Glühwein, Punsch, Puffer, alles lecker.
Öffnungszeiten: bis zum 23. Dezember; Mo. - Fr. 16 bis 22 Uhr, Sa./So. 12 bis 22 Uhr
Weitere Informationen: www.pink-christmas.de
Zugspitze: Advent auf dem Gipfel
Ein Kontrastprogramm zu München liefert Deutschlands höchster Weihnachtsmarkt. Tannengrün regiert den Christkindlmarkt auf der Zugspitze. Per Bayerischer Zugspitzbahn von Garmisch-Partenkirchen oder per Eibseeseilbahn ab Grainau geht es hinauf auf knapp 3 000 Meter. Dort stehen vier Büdchen in atemberaubender Bergkulisse. Hier muss das Christkind wohnen, denkt mancher - und beim Adventsmarkt auf der Terrasse des Restaurants Sonnalpin heimlich handgemachte Lebkuchen, Zugspitz-Stollen, Wolliges, Wärmendes und vor allem die gute Luft genießen.Öffnungszeiten: 28./29. November und 5./6. Dezember, jeweils 8 bis 16.30 Uhr
Weitere Informationen: www.zugspitze.de
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Berlin: Biomarkt am Kollwitzplatz
In Berlin organisiert der Verein Grüne Liga als Netzwerk ökologischer Bewegungen einen echt fairen Hüttenzauber. Der Advents-Ökomarkt am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg bietet nur Waren, bei deren Herstellung soziale und ökologische Standards eingehalten werden. Der Glühwein: Bio. Die Waffeln: Vollkorn. Wer hier verkauft, verpflichtet sich, dies „musik- und abfallfrei“ zu tun. Mehrweg statt Pappbecher, Gespräche statt Gedudel. Praktisch: Am Stand der Grünen Liga können Besucher gleich die Bio-Weihnachtsgans fürs Festmahl bestellen.
Öffnungszeiten: 29. November, 6./13./20. Dezember, jeweils 12 bis 19 Uhr
Weitere Informationen: www.grueneliga-berlin.de
Hannover: Alles fair und vegan
Gänsebraten? Schwierig. „Bei uns gibt es absolut nichts vom Tier“, erklärt dagegen Christina von Willisen. Der sechste vegane Weihnachtsmarkt in Hannover sei „weihnachtlich, festlich, tierrechtlich“. Auf dem Steintorplatz bieten 30 Aussteller fair produzierte Kleidung, tierversuchsfreie Kosmetik und Zutaten für das eben vegane Weihnachtsessen.
Zwar gibt es auch Döner und Bratwurst, aber selbstredend bio-vegan. Die Veranstalter, Veganes Hannover, verbreiten ihre vorweihnachtliche Botschaft der Tierrechte sogar mit einer Demonstration: am Sonntag, dem 6. Dezember (11 - 14 Uhr) vor dem Haupteingang des Messegeländes in Hannover. Der Grund: „Dort findet zeitgleich zum Weihnachtsmarkt Europas größte Messe zum Reiten, Jagen und Angeln statt“, so von Willisen.
Öffnungszeiten: 5./6. Dezember, 12 bis 18 Uhr
Weitere Informationen: www.veganeshannover.de
Landgut Krumme: Ein Lichtermeer bei Münster
Kitschig geht es natürlich auch. Mit Lichtlein, Engelsklängen, Tannenbäumen und über allem Zuckerguss. Das romantische Landgut Krumme mit dazugehörigem Waldstück in Velen westlich von Münster ist dafür die ideale Kulisse. Beim Waldweihnachtsmarkt bieten 200 Aussteller Handwerk, Kunst und Köstliches an. Seinen märchenhaften Zauber aber erhält der Markt durch über eine Million Lichter. „Wir legen sehr viel Wert aufs Licht“, sagt Josef Krumme über seinen ganz persönlichen Wintertraum, den er bereits seit 1999 gemeinsam mit seiner Familie ausrichtet. Dazu gibt es rund 1 000 Weihnachtsbäume, eine begehbare Krippe mit menschengroßen Holzfiguren - und natürlich Zimt- und Zuckerfreuden.
Öffnungszeiten: 28./29. November, 5./6./12./13./19./20. Dezember; samstags jeweils 11 bis 20 Uhr, sonntags 11 bis 19 Uhr
Weitere Informationen: www.waldweihnachtsmarkt.com
Werben: Im Zeichen der Biedermeier-Zeit
Gänzlich ohne Strom und dafür mit Zeitreise feiert man in der kleinsten Hansestadt der Welt den Christmarkt. Der steht in Werben nahe Havelberg nämlich ganz im Zeichen der Biedermeier-Zeit, zu der in dem Städtchen an der Elbe in Sachsen-Anhalt zahlreiche Häuser gebaut oder wieder errichtet wurden. „Und zur Biedermeier-Zeit gab es noch keinen Strom. Authentische Bedingungen sind uns wichtig“, erzählt Werner Eifrig vom Arbeitskreis Werbener Altstadt. So erstrahlen 40 märchenhafte Stände auf dem Platz gleich neben der Kirche, dicht gedrängt im malerischen Schein von Kerzen und Petroleumlampen.
In Werben gibt es handgemachte Musik, Marktverkäufer und auch einige Besucher in prächtiger Biedermeier-Kleidung, dampfende Kessel über kleinen und großen Feuern sowie gusseisernen Öfen. Plötzlich das Trappeln von Pferdehufen - die Postkutsche naht. Das Motto: Wenn schon historisch, dann richtig. Gegen die Winterkälte gibt es Linsensuppe und Ingwer-Apfelpunsch.
Öffnungszeiten: 12. Dezember, 12 bis 19 Uhr; 13. Dezember, 11 bis 17 Uhr
Weitere Informationen: www.werben-elbe.de
Überblick über Weihnachtsmärkte: www.weihnachtsmaerkte24.de


