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Seltsamer Foto-Trend Peru, Kambodscha und nun Malaysia: In den vergangenen Monaten sind wiederholt Touristen aufgegriffen worden, die für Fotos nackt vor weltbekannten Unesco-Weltkulturerbestätten posiert haben. Einheimische reagieren schockiert.

Von Katharina Klöber 10.06.2015, 12:31
Nacktfotos an heiligen Orten: Etliche Touristen sind deswegen in den vergangenen Monaten festgenommen worden.
Nacktfotos an heiligen Orten: Etliche Touristen sind deswegen in den vergangenen Monaten festgenommen worden. imago/Westend61 Lizenz

Jüngst im Zentrum der Aufmerksamkeit: Eine Gruppe kanadischer und westeuropäischer Touristen, die am 30. Mai auf dem Gipfel des malaysischen Mount Kinabalu, einem 4095 Meter hohen Berg auf der Insel Borneo, blank zogen. Eines der im Internet kursierenden Fotos zeigt fünf Männer nackt beim Urinieren.

Wenige Tage später, am 5. Juni, bebte an dem Berg die Erde mit einer Stärke von 5,9. Mindestens 18 Menschen kamen ums Leben. Joseph Pairin Kitingan, stellvertretender Ministerpräsident der Bundesstaats Sabah, bringt das Erdbeben in Zusammenhang mit der Auszieh-Aktion der Touristen. Die Zeitung „Malay Mail Online“ zitiert den Politiker: Die Ausländer hätten sich „gegenüber dem heiligen Berg unzivilisiert und respektlos“ verhalten und so die Berggeister erzürnt. Die malaysische Bevölkerung verehrt den Mount Kinabalu als heiligen Wohnort ihrer Ahnengeister.

Der Tweet der Malay Mail Online zeigt Fotos, auf denen sich die Touristen ausziehen.

Ärger auch in Angkor und Machu Picchu

Erst Anfang des Jahres waren in der kambodschanischen Tempelanlage Angkor drei Franzosen festgenommen worden, nachdem sie dort Nacktaufnahmen gemacht hatten. Eine Woche später wurden zwei US-amerikanische Schwestern unbekleidet an dem für Kambodschaner sakralen Ort gefunden. Behörden ermittelten gegen die Touristen wegen unsittlichen Verhaltens.

Im vergangenen Jahr hatten sich bereits peruanische Behörden schockiert gezeigt und angekündigt, mit strengerer Überwachung stärker gegen nackte Männer und Frauen in Machu Picchu, der berühmten Ruinenstadt der Inkas, vorgehen zu wollen.

Urlauber veröffentlichen Bilder online

Bleibt die Frage: Was treibt die Touristen an? Etliche der Urlauber stellen ihre Nackt-Aufnahmen ins Internet und teilen sie über soziale Netzwerke. Auf Blogs wie „Campodia Expats Online“ oder Facebook-Seiten wie „Naked at Monuments“ findet man Fotos von unbekleideten Männern, etwa vor der Christus-Statue in Rio de Janeiro, mitten in der bolivianischen Salzwüste Salar de Uyuni oder barbusige Frauen, die vor Wasserfällen posieren.

Im Netz zirkuliert auch das Foto eines 26-jährigen deutschen Männermodels, abgelichtet nur mit einer Tiermaske vor dem Gesicht zwischen den Ruinen der Tempelstadt Angkor. Das zeigt: Die wegen unsittlichen Verhaltens verhafteten Touristen scheinen mit ihren Aktionen keine Einzelfälle zu sein. Vielen der jungen Menschen gelingt es offenbar, vor Sehenswürdigkeiten Nacktfotos zu machen, ohne dass jemand eingreift.

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Gemein ist diesen Touristen eines: Sie sind zwischen 20 und 30 Jahren alt und sie kommen aus westlichen Industrieländern. Die Tatsache, dass sie als junge Menschen eine Fernreise machen, suggeriert: Sie können sich eine solche Reise finanziell leisten, müssen also einem gut bezahlten Job nachgehen, der einen hohen Bildungsstand voraussetzt. Weiter könnte man schlussfolgern: Wer gebildet ist, ist kulturell interessiert.

Dass sich die Kontinente der Erde nicht nur landschaftlich, sondern trotz Globalisierung auch kulturell unterscheiden, ist klar. Gerade junge gebildete Menschen müssten sich für diese kulturellen Unterschiede interessieren, würde man meinen. Erst recht, wenn sie sich auf Reisen begeben – also bewusst in ein Land reisen, das eine andere Kultur hat als das eigene.

Im Fall der nackten Touristen in Malaysia scheint dies offenbar nicht so gewesen zu sein. Die „Malay Mail Online“ schreibt, der Bergführer habe die Männer und Frauen gebeten, sich nicht von der 27-köpfigen Reisegruppe zu entfernen. Die Touristen sollen den Einheimischen als „dumm“ bezeichnet haben, seinen Einwand konterten sie mit dem Satz „Fahr zur Hölle“.

Der Berggipfel als Kulisse für Nacktfotos: So geschehen auf dem Mount Kinabalu, Malaysia. Hier: Symbolbild von Maui, Hawaii.
Der Berggipfel als Kulisse für Nacktfotos: So geschehen auf dem Mount Kinabalu, Malaysia. Hier: Symbolbild von Maui, Hawaii.
imago/Westend61 Lizenz