Niederlande Niederlande: Amsterdams Grachtengürtel ist Welterbe

Amsterdam/dpa. - Gemächlich tuckert das Ausflugsboot denKanal entlang. Vorbei an prächtigen Giebelhäusern und untersteinernen Brücken hindurch bahnt es sich den Weg durch unzähligeTret-, Ruder- und Motorboote, die die Prinsengrachtherunterschippern. «Venedig des Nordens» wird die niederländischeMetropole wegen ihres verzweigten Kanalsystems häufig genannt. DerVergleich scheint nicht zu hoch gegriffen.
Seit August kann sich Amsterdam mit einem Titel schmücken, den dieitalienische Lagunenstadt schon lange trägt: Unesco-Welterbe. Geadeltwurde der Grachtengürtel, dessen drei Hauptkanäle die AmsterdamerAltstadt im Süden und Westen als Halbkreis umschließen. Das Häuser-und Wasserstraßen-Ensemble aus dem 17. Jahrhundert gilt alsstädtebauliches und architektonisches Gesamtkunstwerk. Es zeigt denGlanz des Goldenen Zeitalters der Niederlande, das Ende des 16.Jahrhunderts mit dem Aufstieg Hollands zur führenden Seehandelsnationder Welt begann.
Der Gewürzhandel machte Holland reich, immer mehr Händler undHandwerker strömten nach Amsterdam. Um Wohnraum und Platz fürHandelskontore im Süden und Westen zu schaffen, wurden das sumpfigeGebiet trockengelegt und Tausende Holzpfeiler als Fundamente für dieneuen Häuser in den sandigen Untergrund gerammt.
In den nächsten Jahrzehnten entstanden die drei großen KanäleHerengracht, Prinsengracht und Keizersgracht, die über unzähligekleinere Nebenkanäle miteinander verbunden wurden. Die exklusivsteAdresse war ein Abschnitt auf der Herengracht, genannt «GoudenBocht», die goldene Bucht. Hier bauten die wohlhabendsten Bürger derStadt Giebelhäuser mit prachtvollen Salons und barocken Gärten. EinBesuch im Rijksmuseum zeigt den Lebensstil der AmsterdamerOberschicht im «Goldenen Zeitalter»: Neben Gemälden von Rembrandt undVermeer sind Porzellan, Silber und Holzmöbel ausgestellt.
Der Grachtengürtel ist bis heute eine der beliebtestenWohnadressen der reichen Amsterdamer geblieben. In den barockenStadtpalästen der goldenen Bucht residieren heute allerdings Banken,Versicherungen und Rechtsanwaltskanzleien. Derzeit werden viele deralten Häuser renoviert, um Besuchern das Weltkulturerbe-Viertel instrahlendem Glanz zu präsentieren.
Zwei Patrizierhäuser wurden bereits vor einiger Zeit zu Museenumfunktioniert und können nun besichtigt werden: das Van-Loon-Haus ander Prinsengracht und das Willet-Holthuysen-Museum an derHerengracht. In beiden Häusern ist zu sehen, wie prunkvoll sich diereichen Bürger im 17. bis 19. Jahrhundert ihre Häuser einrichteten.
Bei einem Spaziergang durch den Grachtengürtel lohnt es sich, vonden großen Grachten Abstecher zu den kleinen, quer verlaufendenKanälen zu machen. Hier reihen sich Straßencafés, Boutiquen,Tante-Emma-Läden und Spezialitäten-Geschäfte aneinander. NurCoffee-Shops und Rotlichtmilieu sucht man vergeblich. Die sündigenEcken Amsterdams liegen in der Altstadt, die vielleicht deshalb trotzzahlreicher denkmalgeschützter Gebäude keinen Weltkulturerbe-Titelverliehen bekam.
Informationen: Niederländisches Büro für Tourismus, Postfach 27 05 80, 50511 Köln (Tel.: 0221/92 57 170, www.niederlande.de);
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