Irland Irland: Wo der Hund begraben liegt
Halle (Saale)/MZ. - Oscar starb 1862, Bram 1885. Den dritten Namen kann man nicht mehr zweifelsfrei erkennen, weil der Grabstein so verwittert ist. Fakt jedenfalls ist, dass hier die geliebten Hunde von Peter Fitzgerald bestattet wurden." Meta Kreissig muss es wissen. Schließlich erwarb die Rheinländerin 1975 mit Glanleam House & Gardens ein ausgesprochen entzückendes Fleckchen Irland, für das der 19. Knight of Kerry aus dem anglonormannischen Stamm der Fitzgeralds vor über 150 Jahren den Grundstein gelegt hatte.
Damals nämlich kam dem Herren von Valentia Island der famose Gedanke, rund um seinen Wohnsitz einen einzigartigen Garten anzulegen. Auf 16 Hektar verpflanzte er zu diesem Zweck zahlreiche exotische Bäume, Büsche und Blumen in den irischen Boden und ließ der Natur dann weitgehend freien Lauf.
Was dabei herauskam, ist ein zauberhafter Wildwuchs aus Dschungel und Garten, in dem die botanischen Fremdlinge aus Südamerika, Australien und Asien dank milden Klimas und frostfreier Winter so prächtig gediehen, "dass sie zum Teil schneller und höher wuchsen als in ihren Herkunftsländern", so Meta Kreissig.
Im äußersten Südwesten der Halbinsel Iveragh, ein paar Kilometer abseits des berühmten Ring of Kerry, verströmt Valentia Island zudem noch ein wenig den Zauber des Unberührten. Wer hierher kommt, findet Ruhe und Beschaulichkeit. Einen Berg zum Draufklettern, Klippen zum Drumrumwandern und mit Knightstown ein verschlafenes Örtchen, in dem sich jederzeit ein nettes Kaffee- oder Guinness-Päuschen einlegen lässt.
Mehr noch: Kurz vor der Brücke zum Festland liefert The Skellig Experience Einblicke in ein ungewöhnliches Unesco-Welterbe. Zwölf Kilometer vor Kerrys Küste nämlich liegen mit den extrem schroffen und steilen Skellig Rocks die vielleicht bizarrsten Erscheinungen im Atlantik. "Sie gehören in keine der Welten, in der irgendjemand von uns je gelebt und gearbeitet hat; sie sind Teil unserer Traumwelt", beschrieb George Bernhard Shaw die unwirtlichen Zackeneilande.
"Heute geht leider kein Boot rüber", zuckt die Lady am Empfang bedauernd die Schultern, "die Wellen draußen sind zu hoch." Pech gehabt. Wir trösten uns mit der kleinen Ausstellung und einem großartigen Film, der die zwei Inseln in tollen Bildern vorstellt. Zum einen das Seevogel-Paradies Little Skellig mit der größten Basstölpel-Kolonie der Welt und Abertausenden von putzigen Papageientauchern.
Auf Skellig Michael hingegen ließen sich im 6. Jahrhundert frühchristliche Mönche nieder. Sie wohnten in traditionellen Bienenkorbhütten und lebten von Fischen und Gemüse, das sie mühsam auf winzigen Terrassenfeldern zogen. Und sie praktizierten ihren Glauben möglichst nahe an Gott. Über mehr als 600 steile und brüchige Stufen nämlich muss sich auch heute noch gen Himmel quälen, wer die Klosterruinen auf sich wirken lassen und ein Gefühl für die unglaubliche Zähigkeit der Mönche und die magische Kraft ihres Glaubens entwickeln will.
Auch am nächsten Tag vermasselt uns stürmischer Wind die Bootstour zu diesem faszinierenden Ort. Die Alternative heißt Ring of Skelligs. Wie sein großer Ring of Kerry-Bruder ein Rundkurs, allerdings um vieles kürzer und auf engeren Straßen. Und bald schon - zwischen Kerrys wildesten Klippen - tauchen die markanten Silhouetten von Little Skellig und Skellig Michael wie Geister aus dem Meeresdunst auf. Noch ein Stück weiter hat sich die Perspekti-ve schon wieder verändert. Hinter wuchtig anbrandenden Wellen an einem einsamen Strand sind beide Inseln so ineinander verschmolzen, dass nur noch im Fernglas die Grenzen erkennbar sind.
Der zweite Weg von Valentia Island Richtung Festland geht ein kurzes Stück übers Wasser: Eine Autofähre setzt von Knightstown über nach Caherciveen, die am Ring of Kerry gelegene Hauptstadt von Iveragh. Und auch hier führt ein kurzer Abstecher zu einigen kleinen Juwelen, die friedvoll und vollkommen ungestört von touristischem Trubel vor sich hin schimmern.
Der White Beach etwa, eine sanft geschwungene Sichel, an der nur ein paar hartgesottene Iren ihre kalkweißen Körper der Sonne präsentieren. Das sorgsam restaurierte Cahergall Stone Fort aus dem 6. Jahrhundert mit 25 Metern Durchmesser und bis zu fünf Meter dicken Außenmauern. Oder die wildromantische, fast vollständig zugewucherte Ruine von Ballycarbery Castle, von der man übrigens wieder Valentia Island sehen kann.
Ein ganz reizendes Plätzchen, wie wir inzwischen wissen. Auch wenn dort drei Hunde begraben liegen.