Geschichte Geschichte: So wurden die Deutschen zum Reiseweltmeister

Hamburg - Reisen statt Sparen: Die Deutschen sind angesichts der robusten Konjunktur in Urlaubslaune. Von 100 Bundesbürgern haben im vergangenen Jahr 57 eine mindestens fünftägige Reise unternommen, vor fünf Jahren waren es nur 50. Das geht aus der am Mittwoch in Hamburg vorgestellten Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen hervor.
„Die erneute Steigerung lässt sich mit dem wirtschaftlich starken Jahr 2013 erklären, das gekennzeichnet war durch eine geringe Arbeitslosenquote und einen hohen Exportüberschuss“, berichtete Stiftungsleiter Prof. Ulrich Reinhardt. Die finanziellen Sorgen der Bundesbürger verringerten sich. Und jeder Fünfte beschränkte sich nicht auf einen Urlaub, sondern war mehrmals unterwegs.
Die Geschichte des Urlaubs in Deutschland
Auch wenn aus China immer mehr Touristen kommen, gelten die Deutschen oft noch als Reiseweltmeister. Wie wir wurden, was wir sind:
1. Der Begriff „Urlaub“ geht auf das mittelhochdeutsche Wort „urloup“ zurück und bezeichnet die Erlaubnis durch einen Höherstehenden, sich entfernen zu dürfen.
2. Die „Kavaliersreisen“ junger Adliger vom 16. bis ins 18. Jahrhundert sind Vorläufer des modernen Tourismus.
3. Neue Verkehrsmittel wie Dampfschiffe und Eisenbahn verringern im 19. Jahrhundert die Transportkosten und machen den Fremdenverkehr zu einem Massenphänomen und wichtigen Wirtschaftsfaktor.
4. 1827 veröffentlicht Karl Baedecker seinen ersten Reiseführer: „Rheinreise von Mainz bis Cöln“
5. Für die weltweit erste Pauschalreise schickt 1841 der Ferienunternehmer Thomas Cook 570 Engländer per Zug von Leicester nach Loughborough - einschließlich Verpflegung und Musik.
6. Die erste tarifliche Urlaubsregelung in Deutschland handelt 1903 der „Zentralverband Deutscher Brauereiarbeiter“ aus. Die Beschäftigten können sich über drei Erholungstage freuen - im Jahr.
7. 1929 gibt es im Deutschen Reich bereits 8000 Tarifverträge, die bezahlten Jahresurlaub in unterschiedlicher Länge regeln.
8. In der Nazizeit bietet die Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) Gruppenferien für alle sozialen Schichten an. 1933 bis 1939 werden 43 Millionen Reisen verkauft - von Tagesausflügen bis Kreuzfahrten.
9. 1963 wird das Bundesurlaubsgesetz verkündet. Seitdem haben Arbeitnehmer Anspruch auf mindestens 24 bezahlte Urlaubstage im Jahr.
10. Das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit ermöglicht immer mehr Bundesbürgern, mit dem Auto in die Ferien zu fahren. 1971 reisen 47 Prozent zu deutschen Zielen, jeweils gut 10 Prozent nach Italien und Spanien sowie 2 Prozent in außereuropäische Länder. In der DDR sorgt ein Netz von subventionierten Ferienheimen der Gewerkschaft für Urlaubsplätze, bevorzugt an der Ostseeküste.
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