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Einmalige Bilder Einmalige Bilder: Die schönsten Wildlife-Fotos aus 50 Jahren

22.12.2014, 10:22
Gefährliche Begegnung: Löwe und Stacheltier.
Gefährliche Begegnung: Löwe und Stacheltier. Barrie Wilkins Lizenz

Seit 50 Jahren zeichnet das Naturhistorische Museum in London zusammen mit der BBC die besten Tier- und Naturfotos aus, die von einer Expertenjury begutachtet werden. Zum Jubiläum zeigt ein neuer Bildband nun die eindrucksvollsten Aufnahmen. Damit bietet das Buch einerseits einen Rückblick auf die lange Geschichte des Wettbewerbs. Andererseits wird die Entwicklung der Naturfotografie von der reinen Dokumentation hin zur Kunstform deutlich.

Impalas in Reih und Glied

Aus der Bodenperspektive konnte der Fotograf die Symmetrie der Impalas einfangen, ihre anmutige Pose ebenso wie ihr Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Die Antilopen sind wachsam, wie an den aufgestellten Ohren zu erkennen ist, nehmen aber den Menschen, der lang genug an der Wasserstelle gelegen hat, um eins mit der Landschaft zu werden, nicht zur Kenntnis.

Frans Lanting hatte extra die Abenddämmerung abgewartet, weil diese die trinkenden Antilopen in besonders schönes rotgoldenes Licht taucht.

Frans Lanting, USA, 1991

Paradiesische Balz

Einfach bestechend ist die Eleganz der filigranen, in einer spiralförmigen Fahne endenden Schwanzfedern. Design pur, adäquat eingefangen vom Fotografen! Die kobaltblauen Füße und Beine, das zinnoberrote Gefieder und die metallisch-grün glänzenden Schwanzfortsätze beweisen, dass der Königs-Paradiesvogel seinen Namen zu Recht trägt.

Das Foto zeigt den Vogel bei der Balz, während er mit dem Kopf nach unten sein Gefieder zur Schau stellt. Er präsentiert sich aber auch aufrecht mit beidseitig aufgestellten Federfächern und hoch aufgestellten Schwanzfedern, sodass die spiraligen Enden über seinem Kopf leuchten. Da er seine Show hoch oben in den Baumkronen des Regenwaldes vorführt, gibt es nur wenige Fotos vom Balztanz.

Der auf Paradiesvögel spezialisierte Fotograf, dem wir die schönsten Paradiesvogelfotos aller Zeiten verdankten, machte dieses Bild in West-Papua (Indonesien), von einer Plattform aus, die er auf einem Baum neben dem Balzbaum montiert hatte. Dort wartete er geduldig, bis endlich ein Weibchen den Balztanz auslöste.

Tim Laman, USA, 2010

Prozession

Dank des besonderen Blickwinkels und der geringen Distanz heben sich die Dickhäuter besonders imposant vom Hintergrund des wolkenlosen Himmels ab. Eine solche Aufnahme aus dieser Position war nur möglich, weil die Elefanten den Fotografen und seinen Land Rover nach diversen Jahren bereits gewohnt waren.

Der Fotograf kannte wiederum ihre typischen Verhaltensweisen, denn die Elefantenpopulation des kenianischen Amboseli Nationalparks ist die am besten erforschte der Welt. Auf diesem Bild führt die Elefantenkuh Jezebel ihre Herde auf ihrem täglichen Weg durch die trockene Ebene zur Bade- und Wasserstelle. Ihre markanten Stoßzähne bilden den Bildmittelpunkt. Die damals fast 60-jährige Jezebel starb kurz vor der Prämierung des Fotos.

Martyn Colbeck, Großbritannien, 1993

Tödliche Berührung

Die von dieser Begegnung ausgehende Gefahr ist schon fast körperlich spürbar. Eine solche Szene einzufangen ist entweder ein echter Glücksfall oder, wie so oft in der Tierfotografie, dem Umstand zu verdanken, dass der Fotograf zur rechten Zeit am rechten Ort war, in diesem Fall im südafrikanischen Teil des Kgalagadi Transfrontier Park.

Auch hier ist die Perspektive entscheidend für die Bildgestaltung, denn nur da der Fotograf auf Augenhöhe war, heben sich die wesentlichen Bildelemente vom einheitlichen Hintergrund des Sandes ab. Der junge Löwe und sein Bruder hatten bereits stundenlang vergeblich versucht, eines der beiden Stachelschweine umzuwerfen. Allerdings wollten sie das Schicksal auch nicht zu sehr herausfordern, denn so ein Stachel in der Pfote oder im Gesicht könnte eine lebensgefährliche Infektion auslösen. Nach einer weiteren Stunde gaben sie auf.

Barrie Wilkins, Südafrika, 1993

Pinguine, die sich unterhalten, und weitere fantastische Tier-Fotos sehen Sie auf der nächsten Seite.

Ein ernstes Wort

Für den Fotografen war diese Szene wie ein Weihnachtsgeschenk. Sicher hat sie etwas unfreiwillig Komisches, weil sie so menschlich wirkt, das macht das Foto aber nicht weniger einzigartig. Witzigerweise sind hier tatsächlich zwei rivalisierende Männchen beim heftigen Schlagabtausch zu sehen. Das linke wird von seinem Weibchen angefeuert. Und es ist auch tatsächlich Weihnachten – Mittsommer auf den Falkland Inseln.

Die sich im Wasser spiegelnden Farben des Morgenhimmels bilden einen perfekten Hintergrund für diese Königspinguine, die ihr Geplänkel den ganzen Morgen über fortgesetzt und damit den Fotografen gut unterhalten haben.

Andy Rouse, Großbritannien, 2006

Posierendes Stachelschwein

Die ausladende blonde Mähne ist für den Nordamerikanischen Baumstachler angesichts der in seiner Heimat üblichen extremen Minusgrade lebenswichtig. Diesem Exemplar begegnete der Fotograf in der Abenddämmerung im Glacier Nationalpark an der amerikanisch-kanadischen Grenze bei unter –10°C.

Angesichts des schwachen Lichts musste er lange belichten, was problemlos funktionierte, da das Stachelschwein ruhig sitzen blieb. Erstens wollte es nicht von dem Elchgeweih lassen, dass ihm wichtige Salze und Mineralstoffe lieferte. Zweitens fühlte es sich mit seinem Stachelpanzer unter dem langen Deckhaar relativ sicher. Ein einfaches Tierporträt im Schnee, aber gerade deswegen so eindrucksvoll.

Carl R. Sams II., USA, 1994

Ameisen-Schattenspiele

Das Besondere an diesem Foto ist seine Einfachheit – Silhouetten vor einfarbigem Hintergrund – in Kombination mit der Komplexität des Sozialverhaltens der Ameisen. Erst nach vielen Tagen im Regenwald Costa Ricas fand der Fotograf heraus, dass Blattschneiderameisen nachtaktiv sind, vorzugsweise hoch oben in den Bäumen. Jetzt musste noch ein Weg gefunden werden, sie bei ihrem emsigen Treiben zu fotografieren.

Nachdem er einen Zweig gefunden hatte, der gerade von den Ameisen entlaubt wurde, fiel zufällig der Schein seiner Lampe von hinten auf ein Blatt, und er entdeckte die Silhouetten der Tierchen. Hintergrundbelichtung war also der Schlüssel zum fotografischen Erfolg. Jetzt brauchte er nur noch auf die richtige Konstellation zu warten. Die Ameisen arbeiteten allerdings so schnell, dass er die Lampe immer wieder neu positionieren musste, damit sie nicht durch das Loch im Blatt sichtbar wurde.

Auf dem Foto sind verschiedene Ameisen bei verschiedenen Tätigkeiten zu sehen: Arbeiter beim Blattschneiden und Wegtragen der herausgeschnittenen Stücke, winzige Ameisen als Parasitenabwehr und große Soldaten als Wachposten – allesamt kontrast- und detailreich abgebildet. Dieser künstlerische Blick auf die Wunderwelt der Ameisen wurde mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.

Bence Máté, Ungarn, 2010

Einen neugierigen Anemonenfisch und andere beeindruckende Bilder zeigen wir Ihnen auf der nächsten Seite.

Neugieriger Anemonenfisch

Ein rosa Anemonenfisch lugt zwischen den Tentakeln einer Seeanemone hervor – ein Tentakel kokett über den Kopf drapiert. Die Szene wurde mit zwei Stroboskop-Blitzen ausgeleuchtet, damit die Farben der Anemone besser zur Geltung kommen. Der geschickt gewählte Blickwinkel ist an sich schon evokativ, die echte Geschichte hinter dem Bild sind jedoch die Lebensgewohnheiten des Anemonenfisches.

Das Weibchen lebt mit seinem Partner und anderen Männchen in der Anemone, ist immun gegen das Nesselgift, verlässt sein schützendes Heim nie und legt hier auch seine Eier ab. Stirbt das Weibchen, übernimmt der Partner seine Rolle, das heißt, er wandelt sich in ein Weibchen um und nimmt sich das zweitgrößte Männchen der Gruppe zum Partner.

Michelle Hall, USA, 1992

Kahlschlag

Ein Bild, das die Tragödie der asiatischen Regenwälder erzählt, gerodet für die Versorgung des Westens mit Palmöl. Im Bildmittelpunkt das Skelett eines Baums – ein Relikt des üppigen Regenwalds, der einst den indonesischen Teil Borneos bedeckte. Nur von oben ließ sich das Ausmaß der Zerstörung abbilden.

Das Foto entstand im Auftrag von Greenpeace. Die Schösslinge sind Ölpalmen, die auf dem ausgelaugten Boden so lange angepflanzt werden, bis er ausgelaugt ist und man ein neues Stück Wald roden muss. Schuld an der sukzessiven Zerstörung einer ganzen Region ist die weltweit steigende Nachfrage nach Palmöl, das mittlerweile in der Hälfte aller Verbrauchsgüter verarbeitet wird.

Daniel Beltrá, Spanien/ USA, 2010

Rotes Eichhörnchen beim Blick aus dem Fenster

Die Botschaft dieser gefühlvollen Bildkomposition: Wenn der Mensch auszieht, zieht die Natur ein. Und wenn man die nötige Geduld mitbringt und zur rechten Zeit im Haus ist, sieht man mit etwas Glück unerwartete Gäste. Auf dem Dachboden des verlassenen Hauses mitten in einem finnischen Wald hatte sich ein rotes Eichhörnchen eingenistet.

Der Fotograf hatte es mit Nüssen auf die Fensterbank gelockt, um es unter den in Fetzen herabhängenden Vorhängen beim Blick nach draußen zu fotografieren. Den Rest der Geschichte muss sich der Betrachter selbst denken, aber das ist bei guten Geschichten ja immer so.

Kai Fagerström, Finnland, 2010

Informationen zum Buch

Rosamund Kidman Cox: „50 Jahre Wildlife Fotografien des Jahres – Wie sich die Naturfotografie zur Kunst entwickelte“, erschienen im Knesebeck Verlag, 256 Seiten, 49,95 Euro.

Impalas trinken an einer Wasserstelle.
Impalas trinken an einer Wasserstelle.
Frans Lanting Lizenz
Toller Farbkontrast: Roter Vogel und grüner Regenwald.
Toller Farbkontrast: Roter Vogel und grüner Regenwald.
Tim Laman Lizenz
Imposant: Elefanten in Kenia.
Imposant: Elefanten in Kenia.
Martyn Colbeck Lizenz
Bizarr – diese Pinguine in der Antarktis wirken total menschlich.
Bizarr – diese Pinguine in der Antarktis wirken total menschlich.
Andy Rouse Lizenz
Wie im Schnee erstarrt wirkt dieses Stachelschwein in Nordamerika.
Wie im Schnee erstarrt wirkt dieses Stachelschwein in Nordamerika.
Carl R. Sams II. Lizenz
Kunstwerk der Natur: Die Schatten von Ameisen.
Kunstwerk der Natur: Die Schatten von Ameisen.
Bence Máté Lizenz
Huhu, wer noch da?, scheint dieser Anemonenfisch fragen zu wollen.
Huhu, wer noch da?, scheint dieser Anemonenfisch fragen zu wollen.
Michelle Hall Lizenz
Traurig: Der Regenwald wird zugunsten von Palmölplantagen abgeholzt.
Traurig: Der Regenwald wird zugunsten von Palmölplantagen abgeholzt.
Daniel Beltrá Lizenz
Verkehrte Welt: Das Eichhörnchen blickt aus dem Fenster nach draußen.
Verkehrte Welt: Das Eichhörnchen blickt aus dem Fenster nach draußen.
Kai Fagerström Lizenz