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Dominikanische Republik Dominikanische Republik: Wandern in den karibischen Alpen

Von Bernd Kubisch 09.11.2010, 11:02
Blick auf die Cordillera Central, dem höchsten Bergzug der Karibik. (FOTO: DPA)
Blick auf die Cordillera Central, dem höchsten Bergzug der Karibik. (FOTO: DPA) dpa-tmn

Jarabacoa/dpa. - Die Bergwiesen sind saftig wie in derSchweiz, die Kühe wohlgenährt wie im Voralpenland, auf den Hügelnstehen die Nadelbäume dicht wie im Schwarzwald. Bäche plätschern,Bauern säen in fruchtbare schwarze Erde. Königspalmen und Piniengedeihen prächtig, ebenso Kaffee, Orangen, Mandarinen, Avocados undErdbeeren, hier in den Dominikanischen Alpen, den höchsten Bergender Karibik.

Der Pico Duarte ragt 3098 Meter auf, sein Nachbar Loma La Pelona3094 Meter. Damit sind sie höher als die Zugspitze, der höchstedeutsche Gipfel mit 2962 Metern. Doch als Wanderziel war dieDominikanische Republik bisher nicht bekannt. Das ändert sich nunlangsam. Manche Urlauber wollen inzwischen nicht nur unterKokospalmen an den Stränden von Puerto Plata, Samaná und Punta Canafaulenzen. Sie kombinieren Beach mit Bergen. Die Liste anOutdoor-Aktivitäten in den Naturparks und im Gebirge ist lang:Wanderungen, Ausflüge mit dem Jeep, Pferd oder Muli, Kajaktouren undRafting werden zu günstigen Preisen angeboten.

Eine gute Ausgangsbasis ist Jarabacoa. Die weiten, fruchtbarenTäler um die 600 Meter hoch gelegene Kleinstadt gehören zu denwichtigsten Speisekammern des Landes und sind touristisch guterschlossen. Elegante Villen, Chalets und Häuser mitFachwerkelementen schmiegen sich an die Hänge. Hier in den kühlerenBergen habe viele Reiche aus Santo Domingo ihr Ferienhaus. InConstanza, umsäumt von Blumenfeldern, landen sie mit ihrenPrivatflugzeugen. Ein knappes Dutzend Deutsche lebt inzwischen inJarabacoa. Sie arbeiten als Farmer, Importeure und Kleinhoteliers.Touristen übernachten gern in Ranches und kleinen Landhotelszwischen Wäldern, Flüssen und Wasserfällen.

Aus den Lautsprechern des Kleinbusses dröhnt Bachata, die Musikdes Landes. Die Straße von Jarabacoa nach Manabao wird steiler undkurviger. Neben ihr rauscht ein Fluss. Kinder in Gummireifenumschiffen geschickt die Felsbrocken im wilden Wasser. Von einemKajak winken zwei Touristen. In den Dörfern liegt weniger Müll amWeg als in anderen Landesteilen. Der Tisch ist reicher gedeckt dankHühnern, Ziegen, Fischen, Kochbananen und vielen exotischen Früchtenvor der Haustür. Doch auch hier in den Cordillera Central sind vieleBretterhäuschen schief und notdürftig geflickt wie quer durch dieRepublik.

Es ist Samstag. Im Balneario La Cortina sitzen zwei Männer mitBierflaschen im Pool. Ein kleiner Wasserfall speist die Badestelle.Hinter seinem durchsichtigen Vorhang schimmern Pflanzen in Rot undGrün. Familien picknicken und machen Fotos. Santo Domingo und dieStrände im Norden sind von hier jeweils knapp drei Autostundenentfernt.

Rast im Dorf Manabao mit Grillhuhn, Kochbananen und Avocadosalat.In 1000 Metern Höhe wächst hier Kaffee. Bäuerin Gladys Vargaspflückt die reifen, roten Bohnen. «Wir sind arm, aber keiner hatHunger», sagt sie. «Es ist genug für alle da. Familien- undNachbarschaftshilfe sind groß.»

Weiter geht die Fahrt auf einem Pritschenwagen. Die Regeln sindeinfach: Winken und Einsteigen. Vor einem Comedor, einem Krämerladenmit Rum, Margarine und Waschpulver, wird getanzt. Zwei Lautsprecherstehen vor der Tür, fertig ist die Open-Air-Fiesta.

Endstation ist La Ciénaga, ein Dörfchen, das vom Bergsteigen lebt.Es liegt am Eingang zum Nationalpark Bermúdez mit dem Pico Duarte.Ab hier geht es zu Fuß weiter durch den Wald. Schmetterlinge undkleine Echsen begleiten die Wanderer, die entlang der Bächeaufsteigen, über Geröll und vorbei an Pinien. Immer wieder eröffnensich spektakuläre Blicke auf Täler und Berge. Mulis schleppen dasGepäck - und auf Wunsch auch die Touristen. Bei steilen Anstiegenkommen die Reiter kräftig ins Schaukeln. Schließlich ist die Spitzedes Pico erreicht, geschmückt mit einem Kreuz, der Büste desVolkshelden Juan Pablo Duarte und der Flagge.

Zum Anfang des Jahres wollen die Einheimischen Gott in der Höhemöglichst nahe sein. «Am 1. und 2. Januar starten zusammen über 1000Wanderer auf den Berg», erzählt Führer Santiago Peralta Canela. Dochim Herbst verdienen der 53-Jährige und seine Kollegen wenig. Dannkommt jeden Tag oft nur eine Handvoll Touristen, und die geführtenTouren für werden Urlauber besonders günstig: In einer Vierergruppebezahlt jeder Wanderer pro Tag knapp 30 Euro. AuchHotels inJarabacoa sowie in den Strandorten bieten den Pico Duarte und andereBergausflüge an.

Marcel Zakrzewizc aus Hamburg füttert auf seiner nahen Farmgerade Pferde und Strauße. «Das angenehme Klima, diegastfreundlichen Menschen, das stressfreie Leben», zählt der Farmerdie Vorzüge des Landes auf. «Die wunderschöne Natur und die Feste»,ergänzt Importmanager Achim Finkelde, der aus Berlin stammt.

Auch heute ist Partytime, und zwar am Malecón von Jaracaboa. Soheißt die Mündung des Rio Jimenoa in den Yaque del Norte. Am Uferpromenieren Señoritas, Männer lassen Automotoren und Lautsprecherdröhnen. Jungens zeigen Kunststückchen auf Pferderücken. Im Sand undin der nahen Bar wird getanzt. Karibik pur, mitten in den Bergen.