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Angst vor Terror Angst vor Terror: Wie soll ich mich verhalten wenn Mitreisende von Bomben sprechen?

13.06.2017, 17:23
Wenn man im Flieger etwas Verdächtiges bemerkt, sollte man Ruhe bewahren und unauffällig das Flugpersonal informieren.
Wenn man im Flieger etwas Verdächtiges bemerkt, sollte man Ruhe bewahren und unauffällig das Flugpersonal informieren. dpa-Zentralbild

An Bord eines Fliegers spricht der Sitznachbar auf einmal von „Bomben“ und vom „Töten“. Was sollte man in so einem Fall tun? Eine Passagierin, die in einer Easyjet-Maschine vom slowenischen Ljubljana nach London saß, ist am Wochenende genau in diese Situation geraten.

Passagierin informierte das Flugpersonal

Sie hatte mitgehört, dass drei Briten sich im Flieger über eine „Bombe“ unterhielten und informierte das Flugpersonal. Der Kapitän entschloss sich zur Notlandung der A 319 am Köln-Bonner Flughafen, die 151 Passagiere mussten den Flieger über Notrutschen verlassen, ein Rucksack wurde kontrolliert gesprengt. Der Flugverkehr war mehrere Stunden lahmgelegt.

Schließlich stellte sich heraus, dass der Verdacht unbegründet war. Die Polizei hat Entwarnung gegeben und die Verdächtigen freigelassen. Viele fragen sich jetzt, ob die Passagierin angemessen reagiert hat? Und wie man in solch einer Situation überhaupt richtig reagieren kann? Wir haben bei der Kölner Polizei nachgefragt. Polizeisprecher Christoph Gilles beantwortet die wichtigsten Fragen:

Hat die Passagierin sich richtig verhalten?

Christoph Gilles: Nach unserer Einschätzung hat die Passagierin richtig gehandelt. Sie hatte etwas Verdächtiges bemerkt und dies dann unauffällig den Flugbegleitern gemeldet. Das war angemessen.

Wie verhalte ich mich am besten, wenn neben mir im Flugzeug  jemand von Bomben spricht?

Gilles: Es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. In jedem Falle sollte man Ruhe bewahren. Wenn man definitiv das Gefühl hat, dass sich etwas Seltsames abspielt und man Verdacht schöpft, dann sollte man das dem Flugpersonal mitteilen. Am besten steht man besonnen auf und nimmt die Flugbegleiter zur Seite, um sie unbemerkt zu informieren.

Die Crew ist für solche Fälle geschult und bespricht dann mit dem Flugkapitän, was zu tun ist. Dieser ist verantwortlich für die Sicherheit seiner Maschine und seiner Passagiere. Wenn man die Flugbegleiter informiert hat, leitet die Crew alle erforderlichen Schritte in die Wege.

Wie ist es in Bus oder Bahn?

Gilles: Dann sollte man schnellstmöglich – jedoch unauffällig - den Notruf 110 wählen. Zusätzlich kann man sich – abhängig von der konkret gegebenen Situation – an Schaffner oder den Busfahrer wenden, wenn man Verdacht geschöpft hat.

Sollte man die Mitreisenden, die das Wort „Bombe“ erwähnt haben, eventuell darauf ansprechen? Um sicherzustellen, dass man sie nicht falsch verstanden hat?

Gilles: Auf gar keinen Fall. Wenn man etwas Verdächtiges wahrnimmt, sollte man das Personal in Flugzeug, Bus oder Bahn abseits des Geschehens in Ruhe informieren.

Wenn jemand von Bomben spricht, ist es dann nicht sehr unwahrscheinlich, dass derjenige tatsächlich eine Bombe bei sich hat?

Gilles: Das kann man so nicht sagen. Es hat durchaus schon Fälle gegeben, bei denen Täter einen Anschlag kurz vorher angekündigt haben.

Sollte ich selbst am besten das Wort „Bombe“ an Flughäfen, Bahnhöfen, im Flieger und im Zug gar nicht mehr erwähnen?

Gilles: Natürlich kann man niemandem den Mund verbieten und es erfüllt grundsätzlich keinen Straftatbestand, dieses Wort in solchen Situationen zu erwähnen. Wir als Polizei würden uns aber wünschen, dass sich jeder in sensiblen Situationen, etwa auch in Menschenmengen, darüber bewusst ist, dass bestimmte Gesprächsinhalte unfreiwillige Zuhörer verunsichern können. So ist es eher nicht zu empfehlen, am Flughafen oder im Zug von Bomben oder Ähnlichem zu sprechen.

Es gibt ja Menschen, die, wenn sie dazu aufgefordert werden, ihr Handgepäck zu öffnen, entgegnen: „Glauben Sie etwa, da ist 'ne Bombe drin?“ Sollte man solche Scherze nicht am besten unterlassen?

Gilles: Absolut. Das ist kein bisschen witzig und veranlasst die Sicherheitsexperten beim Security-Check gegebenenfalls dazu, denjenigen durch die Polizei vernehmen zu lassen. Solche Scherze sollte man sich im eigenen Interesse lieber sparen.