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Pro und Contra Pro und Contra: Sollte man wirklich kinderfreie Zonen in Biergärten einrichten?

19.06.2015, 12:08
Ruhebereich - also kein Platz für Kinder und Hunde?
Ruhebereich - also kein Platz für Kinder und Hunde? dpa Lizenz

Ein Düsseldorfer Gastronom hat einfach die Nase voll. Sperrt einen Teil seines Biergartens ab und erklärt ihn zur kinderfreien Zone. Eigentlich wollte Patrick Weiss so für Ruhe sorgen. Stattdessen hat er einen wahren Glaubenskrieg entfacht.

„Super, endlich hat man im Biergarten seine Ruhe“, jubeln die Befürworter. „Eine bodenlose Frechheit“, schimpfen Eltern, die sich ausgesperrt fühlen. Doch welche Partei hat am Ende die besseren Argumente? Unsere Redakteurinnen Julia Todorinc und Ida Luise Krenzlin haben sich so ihre Gedanken gemacht.

Müssen wir immer gleich so „deutsch“ reagieren?

von Ida Luise Krenzlin

Natürlich gibt es sie! Kinder, die in Restaurants, Biergärten oder im Bus ununterbrochen nerven. Wie oft ich mich auf meinem Weg zur Damen-Toilette schon an Buggys und Kinderwagen vorbeizwängen musste, die achtlos den Weg versperren? Kann ich nicht zählen!

Aber müssen wir deshalb gleich Tabu-Zonen für die jüngsten unter uns errichten? Sorry, ihr müsst leider draußen bleiben! Kann es sein, dass dieses ewige Streben nach Zucht und Ordnung ein sehr deutsches Problem ist? Im Ausland nerven mich Kinder in Restaurants ja auch nicht? Liegt es daran, dass der Kellner in der Toskana die Kinder anlächelt und mit ihnen Scherze macht, wenn er die Pasta serviert? Hier bei uns beobachte ich solche Szenen eher seltener. Wozu auch nett zum kleinen Leon sein – er bestimmt ja nicht, wie hoch am Ende das Trinkgeld ausfällt.

Überhaupt: Wer entscheidet, ob ein Kind gut oder schlecht erzogen ist? Wer entscheidet, was nervt und was nicht? Wird man jetzt bestraft, weil man sich für Kinder entschieden hat und sich mit ihnen in den Öffentlichkeit zeigt?

Würde es uns nicht allen viel besser zu Gesicht stehen, wenn wir gelassener mit unserem Nachwuchs (und dem anderer Leute) umgehen würden?

Und ganz ehrlich: Hat Ihnen schon mal ein weinendes Kind den kompletten Tag ruiniert? Mir jedenfalls noch nicht.

Die Eltern sind das Problem - die Pro-Position lesen Sie auf der nächsten Seite.

Die Kinder sind nicht das Problem – es sind die Eltern!

von Julia Todorinc

Ja, es ist mir durchaus bewusst, dass ich mich gerade ganz schön unbeliebt mache. Ich mag Kinder. Wirklich! Trotzdem kann ich mich mit der Vorstellung von einer kinderfreien Zone im Biergarten durchaus anfreunden.

Warum? Haben Sie mal zwei Stunden in unmittelbarer Nähe eines unkontrollierbarem Schreikindes gesessen – das nicht Ihr eigenes ist? Niemand stört sich an einer gut erzogenen Fünfjährigen, die sich über eine große Portion Eis zum Nachtisch freut. Niemand – nicht einmal ich!

Bei schlecht erzogenen Heulbojen, die unermüdlich quengeln, rumbrüllen, flennen und ihr Spielzeug-Auto durch die Gegend schleudern vergeht mir jedoch schon mal die Lust an meiner Weinschorle.

Das Problem sind oft gar nicht die Kinder selbst. Es sind die Eltern! Mütter die gedankenverloren an ihrem Chai Latte nippen und gar nicht merken, dass IHR Kind gerade dem ganzen Biergarten auf den Keks geht.

Väter, die auf das schrille und schier unermüdliche „Papa, Papa, die Frau hat einen Hund!!!“ mit einem müden „Ähh, toll“ antworten. Und den Junior so zu noch lauteren Hinweisen animieren. Schließlich hat Papa offenbar nicht richtig zugehört. Wenn ich keine Lust habe, mich mit meinem wissbegierigen Spross zu unterhalten, warum nehmen ich ihn dann mit vor die Tür?

Und nein, ich bin nicht allein mit meinem „Kinder-Problem“. Sie sind wirklich überall: Genervte Tischnachbarn, die mit den Augen rollen und entnervt bezahlen, bevor sie ihr zweites Bier überhaupt ausgetrunken haben. Wäre es da nicht schön, wenn sich Schrei-Kinder und friedliche Feierabendbier-Trinker einfach aus dem Weg gehen könnten? Bei Rauchern und Nichtrauchern klappt es doch auch! Ich bin mir sicher, dass sich die Chai-Latte-Mutti ohne meinen angewiderten Blick im Nacken auch viel wohler fühlen würde…

Würde es uns nicht allen viel besser zu Gesicht stehen, wenn wir gelassener mit dem Nachwuchs umgehen würden?
Würde es uns nicht allen viel besser zu Gesicht stehen, wenn wir gelassener mit dem Nachwuchs umgehen würden?
imago/blickwinkel stock&people