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Preußens bestes Pferd wird 275: Trakehner wieder gefragt

Von Georg Ismar 23.10.2007, 08:26

Tasdorf/dpa. - King Arthur steht muskelbepackt im Morgenreif auf einer grünen Wiese bei Neumünster: Die Ohren hat er gespitzt, die Nüstern sind aufgebläht, das schwarze Fell glänzt.

Er ist ein wahres Schätzchen, 340 000 Mark (170 000 Euro) hat seine Besitzerin Petra Wilm im Jahr 2000 für ihn hingeblättert. Trakehnerhengst King Arthur hat sein Dasein indirekt König Friedrich Wilhelm I. von Preußen zu verdanken. Vor 275 Jahren gründete er das «Königliche Stutamt Trakehnen» in Ostpreußen.

Die edle Warmblutrasse wurde für den Einsatz als Polizei- und Militärpferd gezüchtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gestüt Trakehnen zerstört. Nur wenige Pferde überlebten und kamen mit dem Flüchtlingstreck von Ostpreußen nach Westdeutschland. Trakehner gelten heute als älteste Pferderasse der Welt und sind sehr begehrt.

Auch zu dem Großvater von Petra Wilm kam eine vor Tieffliegern, Bomben und Roter Armee flüchtende Großfamilie mit einigen Trakehnern. Die 51-Jährige ist Vorsitzende des deutschen Trakehner-Verbandes. Bei der Dressureiterin stehen drei Hengste und sechs Stuten im Stall. «Trakehner sind sehr personenbezogene Tiere. Weil so viel Vollblut in ihnen steckt, sind sie äußerst temperamentvoll», sagt Wilm.

Sie war gerade in Trakehnen, das heute im russischen Kaliningrad liegt und Jasnaja Poljana heißt. Dort hat Wilm an den 275-Jahr- Feierlichkeiten zur Gründung des königlichen Stutamts teilgenommen. Die Stallungen wurden renoviert, im früheren Reitburschenhaus ist heute eine Schule untergebracht. «Es ist faszinierend, die Größenordnungen dort zu sehen, diese Decken, diese Gewölbe, da steckt viel Geschichte drin.» Früher arbeiteten dort 1000 Menschen in 16 Zuchthöfen, mehr als 1200 Prachtpferde wurden betreut. Auch als Sportpferd waren Trakehner gefragt: Bei den Olympischen Spielen 1936 erritten sie sechs Goldmedaillen.

Durch die Flüchtlinge aus dem Osten erlebte die Warmblutrasse mit preußischen Wurzeln nach dem Krieg vor allem in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und am Niederrhein eine Renaissance. 3800 Mutterstuten und 200 Hengste gibt es heute in Deutschland wieder. 1945 waren es nur noch 500 Stuten und knapp 100 Hengste. Der Trakehner wurde damals auch zu einem Spiegelbild europäischer Geschichte. Aus Ostpreußen kamen einige Pferde in die Sowjetunion und in die DDR. «Durch den Eisernen Vorhang wurde die Population gesprengt», sagt Lars Gehrmann, der Experte für die Körung von Trakehnern ist.

Der 47-Jährige ist Zuchtleiter der Körkommission bei der weltgrößten Trakehner-Auktion, die vom 25. bis 28. Oktober in den Holstenhallen in Neumünster stattfindet. 120 Reitpferde, Zuchtstuten, Fohlen und Hengste werden bei dem 45. Trakehner Hengstmarkt versteigert. Die Preise bewegen sich ab 10 000 Euro aufwärts. «Von Russland bis Irland, aber auch aus Übersee kommen die Interessenten», sagt Gehrmann. Im vergangenen Jahr wechselte Hengst «Songline» vom Gestüt Hämelschenburg aus Emmerthal in Niedersachsen für die Rekordsumme von 320 000 Euro den Besitzer. Ausgerechnet ein gebürtiger Ostpreuße, der heute in Kanada lebt, erwarb das edle Tier.

Trakehner-Auktion: www.trakehner-verband.de