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Positive «Nebenwirkung» Positive «Nebenwirkung»: Bier kann auch Gesundheit fördern

Von Manuela Keil 25.06.2004, 18:22
Bier steht eher für Geselligkeit als für Gesundheit. (Foto: dpa)
Bier steht eher für Geselligkeit als für Gesundheit. (Foto: dpa) Interbrew Deutschland

Bonn/Münster/dpa. - Bier macht Bauch - die alte Volksweisheit hat oft den Augenschein auf ihrer Seite. Umso mehr dürften Biertrinker sich über Studien freuen, die dem Bier eine gesundheitsfördernde Wirkung zuschreiben.

Danach erweitert es die Gefäße und beeinflusst günstig das Cholesterin, verhindert Ablagerungen an den Arterien und schützt vor Herzinfarkt. Suchtexperten sind jedoch skeptisch: Gesund sei der Gerstensaft darum noch lange nicht.

Denn tatsächlich entfalten sich die positiven Eigenschaften nur bei mäßigem Konsum: «Die wissenschaftlichen Fakten sind, dass geringe Alkoholmengen vor einem Herzinfarkt und vor Schlaganfall schützen», sagt Prof. Ulrich Keil vom Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster. Er hat in einer Studie 4000 Männer und Frauen zehn Jahre lang untersucht und dabei festgestellt, dass geringe Alkoholmengen das Blut verdünnen.

«Alkohol und damit auch das Bier erhöhen das HDL-Cholesterin und wirken gegen die Verklumpung der Blutplättchen (Thrombozyten) - das heißt, sie wirken antithrombotisch», so Keil. Auch Prof. Manfred Walzl, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Graz, schreibt dem Bier eine gesundheitliche Wirkung zu. Regelmäßiger Biergenuss schütze vor Osteoporose, dem Knochenschwund, da es mit bis zu 40 Milligramm Silizium pro Liter als idealer Spender des «Knochenzements» diene. «Aber auch die Mineralstoffe des Bieres machen es zu einem ernährungsphysiologisch wertvollen Getränk.»

Das im Bier enthaltene Kalium spielt den Experten zufolge unter anderem bei der Wasserausscheidung und bei der Regulierung des Blutdrucks eine wichtige Rolle. Studien mit etwa 14 000 Menschen brachten das Ergebnis, dass mäßiger Bierkonsum keinen Bluthochdruck verursacht. Ein dauerhafter Blutdruckanstieg ist demnach erst ab einem durchschnittlichen Alkoholkonsum von mehr als 30 bis 40 Gramm pro Tag zu beobachten, also ab einer Menge von ungefähr einem dreiviertel bis einem Liter Bier täglich.

Dass Bier dick macht, bestreiten Experten wie Walzl vehement: Vollbier rangiert demnach mit 44 Kilokalorien pro 100 Gramm (kcal/100 g) in der Kalorientabelle weit niedriger als Vollmilch (66 kcal/100g), Traubensaft (74 kcal/100 g) oder Sekt (80 kcal/100 g). Ein Glas Bier hat weniger Kalorien als ein Glas Apfelsaft, ein Becher fettarmer Fruchtjoghurt enthält mehr als doppelt so viele Kalorien wie dieselbe Menge Bier.

Allerdings regt Bier den Appetit an. Hopfen, Alkohol und Kohlensäure stimmen den Magen auf eine gute Mahlzeit ein. Hinzu kommt, dass Bier leicht verdaulich ist, weil seine Nährstoffe durch Mälzen und Brauen auf natürliche Weise bereits aufbereitet sind und vom Körper sofort aufgenommen werden.

Doch es gibt auch warnende Stimmen. «Bier sollte nicht täglich getrunken werden», sagt Isabelle Keller, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn. «Bei Alkohol werden Mengen häufig unterschätzt, gerade beim Bier, das gerne so nebenbei getrunken wird.» Bei vorsichtiger Dosierung werden laut Keller 20 Gramm Alkohol pro Tag für Männer toleriert, also ein halber Liter Bier, für Frauen die Hälfte. Noch kritischer äußert sich die Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren in Hamm: Risikofreier Alkoholkonsum sei überhaupt nicht möglich.