Polizisten «Toto» und «Harry» halten Jura-Vorlesung
Bochum/dpa. - Handschellen und eine Pistole baumeln am Hosenbund der beiden Polizisten, die sich durch einen überfüllten Hörsaal an der Ruhr Universität Bochum schieben.
Die Oberkommissare «Toto» und «Harry» aus der gleichnamigen Sat 1-Doku-Serie haben am Donnerstag ihren ersten Einsatz als Professoren. Dazu treten Torsten Heim (Toto) und Thomas Weinkauf (Harry) in vollständiger Uniform an. Nach ihrer Vorlesung über Polizei- und Ordnungsrecht müssen sie nämlich gleich wieder Streife fahren. Denn die beiden sind waschechte Polizisten in Bochum.
Rund 500 Studenten quetschen sich in den fensterlosen Hörsaal, um die Bochumer Kult-Polizisten zu hören. «Wir sind echt aufgeregt und nervös», gibt Harry zu und sorgt auch gleich für Gelächter: «Die meisten von euch könnten meine Kinder sein - also, vom Alter.» Mit einer gehörigen Portion Schnoddrigkeit berichten Toto und Harry aus ihrem Alltag als Streifenpolizisten, um zu verdeutlichen, dass sich rechtliche Theorie und Praxis nicht immer decken.
Vom «Eierberg», dem Bochumer Rotlichtbezirk, bis zur Hörsaalbesetzung reichen die Beispiele der Kommissare. Toto und Harry erklären, dass im Rotlichtmilieu Männer und Frauen nicht immer eindeutig zu unterscheiden sind. Das macht Probleme bei Durchsuchungen, denn bei weiblichen Verdächtigen dürfen natürlich nur Polizistinnen Hand anlegen.
Die beiden zeigen sich als «Bullen mit Herz»: Nach Unfällen müssten Auto mit leichten Schäden eigentlich zur Seite gestellt werden, um den Verkehr nicht weiter zu stören, erzählen sie. «Sonst ist ein Verwarnungsgeld von 30 Euro möglich, was wir natürlich nicht machen», sagt Harry. «Mir bricht auch kein Zacken aus der Krone, wenn man mich duzt», findet der Polizist, der auf diese Anrede theoretisch mit einer Anzeige reagieren könnte.
Wenn Toto und Harry in Bochum Streife fahren, fallen manche Entscheidungen nicht leicht: «Wir müssen in Sekunden entscheiden, in welche Grund- oder Bürgerrechte wir in einer Situation eingreifen», erklären sie die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. «Natürlich sind wir keine wandelnden Gesetzesbücher, aber ich habe immer ein gewisses Gefühl und mein Telefon» erklärt Harry, wie er sich in schwierigen Situationen Rat holt.
Für die Fragen der Studenten sprintet der Polizist die Reihen im Hörsaal hinauf, um sein Mikrofon anzubieten. Der juristische Nachwuchs will wissen, wie Toto und Harry über die Sicherheitsgesetze denken und wie die beiden mit Wiederholungstäter umgehen. «Da sind wir mehr Sozialarbeiter und betteln verschiedene Stellen an, diesen Tätern mit ihren Problemen zu helfen», erklärt Toto.
Auf die strikten Sicherheitskontrollen bei Flügen sind die beiden nicht gut zu sprechen, weil Harry ein Zippo-Feuerzeug am Münchner Flughafen zurücklassen musste. Der Sicherheitsmann hatte sich penibel an die Vorschriften gehalten, obwohl er den Polizisten erkannte.
«Polizisten sind auch nur Menschen - und nicht fehlerfrei», lautet das Abschlussplädoyer des Bochumer Duos. Den johlenden Applaus für die Vorlesung wischen Toto und Harry mit einer Handbewegung schnell beiseite. Aber dennoch spricht viel dafür, dass sie als Professoren wohl zu Wiederholungstätern werden.