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Polizei Polizei: Frauen in Uniform

Von Horst Heinz Grimm 12.09.2005, 08:02
Polizistinnen in Uniform gibt es erst seit Ende der 70er Jahre. Heute arbeiten Frauen sogar in speziellen Einsatzkommandos. (Foto: dpa)
Polizistinnen in Uniform gibt es erst seit Ende der 70er Jahre. Heute arbeiten Frauen sogar in speziellen Einsatzkommandos. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Berlin/Wiesbaden/dpa. - Vor mehr als 100 Jahren wurde in Stuttgart die KrankenschwesterHenriette Arendt als erste Frau in den Polizeidienst berufen. Sie und ihre Nachfolgerinnen traten meist nur dann auf, wenn Kinder und Jugendliche sowie Frauen vernommen werden mussten und vor allem Sozialarbeit notwendig war. In Uniform sah man sie nicht auf der Straße. «Als erstes Bundesland setzte Berlin 1978 Frauen in der Schutzpolizei ein. Danach folgte 1979 Hamburg», stellt Rechtsanwältin Dunja Rother in einer für die Universität Bremen verfassten Untersuchung fest.

Im Kriminaldienst arbeiteten Frauen seit 1924 in eigenenDienststellen, in denen es keine Männer gab. Die Eingliederung der Beamtinnen in die Kripo folgte erst Anfang der siebziger Jahre. «Heute stehen alle Polizeidienste auch für Frauen offen», sagt Elisabeth Reiher - auch die speziellen Einsatzkommandos. «Wer die Tests mit sehr hohen körperlichen Anforderungen besteht, ist drin, ob Mann oder Frau», erklärt Anke Bernhardt, die Bundesbeauftragte für Frauenfragen bei der Polizeigewerkschaft.

In Deutschland sind Polizeiangelegenheiten Sache der einzelnenBundesländer, Ausbildung und Organisation unterscheiden sich aber nur unwesentlich. Bei der Polizei kann sich bewerben, wer seinen legalen Aufenthalt dauerhaft in Deutschland hat sowie bereit ist, aktiv für Recht und Gesetz einzutreten und dabei die Menschenwürde zu achten und zu wahren. Auch Bewerberinnen - und Bewerber - aus anderen EU-Staaten sind willkommen, vorausgesetzt sie leben seit fünf Jahren ständig in Deutschland und beherrschen ihre Muttersprache sowie Deutsch in Wort und Schrift.

Vor einer Aufnahme prüfen Fachleute die gesundheitliche undpsychologische Eignung. «Hierbei werden Frauen und Männer gleichbehandelt», sagt Anke Bernhardt. Sie arbeitet als Kriminaloberkommissarin in Berlin. Interessentinnen erkundigen sich meist nach dem Gehobenen Dienst, in dem der Aufstieg bis zur Ersten Kriminalkommissarin (A 13) möglich und unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Zulassung zum höheren Kriminaldienst möglich ist.

«Für diese Laufbahn müssen die Bewerberinnen Abitur oderuneingeschränkte gute Fachhochschulreife mitbringen», erläutert Kriminaloberkommissarin Bernhardt. Nach erfolgreichemAuswahlverfahren beginnt das dreijährige Studium an derFachhochschule des Bundes in Brühl bei Köln und anderenEinrichtungen; es endet mit dem Abschluss als Diplomverwaltungswirtin (FH). Einer Probezeit von zweieinhalb Jahren kann die Übernahme ins Beamtenverhältnis in der Besoldungsgruppe A 9 erfolgen.

Polizistinnen sind gefragt. «Sie kommen besser der Forderung nach emotionaler Betroffenheit und menschlichen Gespür nach, die in einigen Bereichen notwendig sind wie beispielsweise beiGewaltsdelikten in Familien», sagt Rechtsanwältin Rother. «Frauen verbessern die Qualität der Polizeiarbeit und erleichtern den Umgang mit Ordnungshütern», heißt es in einer auch für andere europäische Staaten gültigen Studie des Instituts für Soziologie der Universität Wien.

«Schwierigkeiten bereitet immer wieder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie», beschreibt Bernhardt die Lage. Das Verhältnis der Geschlechter zueinander hat sich im Vergleich zu den Anfangsjahren verbessert, wie Gesprächen mit verschiedenen Frauen im Polizeidienst zu entnehmen ist. Doch nach wie vor beobachten Männer nicht selten mit Skepsis bis Ablehnung die weibliche Konkurrenz als Einbruch in ihre Domäne - nicht nur in Deutschland. Deshalb gründeten Polizistinnen 1989 das European Network of Policewomen (ENP), die deutsche Organisation besteht seit 1995.

«Polizistinnen aus ganz Deutschland haben sich zusammengeschlossen mit dem gemeinsamen Ziel, sich auszutauschen und zu unterstützen», erklärt die nationale Vorsitzende Christine Klein von der Kriminalpolizei Bensheim an der Weinstraße. «Wir beschäftigen uns sehr stark mit frauenpolitischen Themen in der Polizei und legen den Finger immer wieder dort auf Wunden, wo Frauen in der OrganisationPolizei auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt sind.»

Frauen in der Polizei sind zwar eine Selbstverständlichkeitgeworden, allerdings vor allem bis zum Gehobenen Dienst. «Je höher die Positionen, desto geringer die Zahl der Frauen», sagt Anke Bernhardt. Dem stimmt auch Christine Klein zu. Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie habe das Unternehmen Polizei erheblichen Nachholbedarf.