Picknick-Accessoires: Wie der Garten zum Wohnzimmer wird
Frankfurt/Main/dpa. - Ob in der Stadt oder auf dem Land: Richtig genießen kann man den eigenen Garten oder das Picknick im Stadtpark erst mit passenden Accessoires. Und die müssen längst nicht mehr nur praktisch, sondern vor allem hübsch anzuschauen sein.
«Alles, was man draußen so braucht, vom Grill bis zur Schubkarre, von den Lampen bis zum Picknickkorb, soll heute nach etwas aussehen», sagt Kathrin Hentschel von der Messe Frankfurt, die jährlich die Messe «Ambiente» veranstaltet. «Nichts wird mehr auf den reinen Nutzwert reduziert.»
Im Klartext heißt das: Gießkannen kommen knallbunt daher, Übertöpfe für Pflanzen dürfen auch aus anderem Material als nur Terracotta sein, das einfache Picknickgeschirr ist mit peppigen Mustern verziert statt wie früher meist im weißen Plastik-Look, und selbst Gartenschürzen und Heckenscheren haben einen gewissen Schick.
«Der Garten wird zunehmend zum zusätzlichen Wohnraum», fasst Uta Daniela Köhne, Redakteurin der Zeitschriften «Wohnen und Garten» und «Gartenträume» aus Offenburg, den aktuellen Trend zusammen. Wie das eigene Wohnzimmer wird dieser Outdoor-Bereich mit unterschiedlichen Accessoires gestaltet. «Dabei ist es allerdings wichtig, nicht zu viele unterschiedliche Stile zu mischen.» Wie innen sei draußen ein gutes Konzept sinnvoll, in das sich Möbel, Lampen und Deko-Objekte harmonisch einfügen. «Sonst wirkt alles ganz schnell unruhig.»
Ein absolutes Muss sind in Zeiten aggressiver UV-Strahlung Sonnenschirme und -segel aller Art. Besonders große, leicht zu bedienende Schirme seien beliebt, sagt Oliver Kipp, Autor des Buches «Lieblingsplätze im Garten». «Die wirken großzügig und elegant und sind ohne viel Muskelkraft aufzuspannen.»
Außerdem ist die richtige Beleuchtung ein großes Thema. «Die Leute wollen auch nach Feierabend draußen sein», so Kipp. «Vom fix und fertig geplanten Beleuchtungskonzept bis zur Gartenfackel ist dabei alles möglich.» Punktstrahler in den Bäumen oder im Teich, Solarleuchten, Lampions, Lichterketten und Laternen seien stark gefragt, bestätigt Uta Daniela Köhne.
Doch auch hier gilt: Jede Lampe sollte nicht nur schön leuchten, sondern selbst möglichst ein Hingucker sein. «Besonders viel Anklang finden zum Beispiel bunt bemalte Fackeln, die nicht nur abends Licht spenden, sondern auch tagsüber gut ausschauen», sagt Angela Jakubetz vom Internet-Versand «inspirationen.info» aus dem bayrischen Arnstorf.
Ein großes Comeback feiert außerdem das Grillen. «Barbecue ist so angesagt wie seit Jahren nicht mehr», heißt es bei der spoga in Köln, der Fachmesse für Sport, Camping und Lifestyle im Garten. Vom einfachen, aber eleganten Tischgrill in Form einer edel designten Keramikschüssel mit Grillrost von der dänischen Firma Eva Solo bis hin zur Gas-Outdoor-Küche von Weber im rheinland-pfälzischen Ingelheim sind dem Grill-Fan keine Grenzen gesetzt. Räucherofen oder Feuerkorb sorgen für die besondere Lagerfeueratmosphäre danach.
Auch wer selbst keinen eigenen Garten besitzt, muss nicht in der Stube versauern. Elegante und praktische Picknickkörbe und -taschen von Firmen wie Sagaform aus Schweden oder Reisenthel aus Puchheim bei München, stabiles buntes Geschirr aus Melamin von «inspirationen.info» und gemusterte Kissen, Strandmatten und Badetücher, wie sie beim schwedischen Einrichtungshaus Ikea zu finden sind, machen aus jedem Fleckchen Grün eine kleine Oase. Dort lässt sich prima essen, trinken oder einfach nur relaxen.
«Eigentlich gilt die Devise anything goes», fasst Kipp das aktuelle Angebot in Sachen Accessoires für die Freiluftsaison zusammen. Während die einen für den mädchenhaft-verspielten Retrotrend mit pastelligen Tönen im 50er-Stil samt Hollywoodschaukel und Kofferradio schwärmen, lassen andere mit Lampions, Bodenkissen und Buddha-Statuen asiatisch angehauchte Szenerien in ihrem Garten entstehen. Auch ein skandinavisches Ambiente mit weißen, leichten Möbeln und bunt gemusterten Kissen und Decken sei beliebt, erklärt Angela Jakubetz.
Selbstverwirklichung statt Geschmacksdiktat ist angesagt, betont Kipp. Deswegen ist sein Rat: «Mut zum Experiment.» Manchmal wirke eine Reihe aus einem Dutzend alter Marmeladengläser mit farbigen Kerzen darin stilsicherer als ein gekaufter Kerzenleuchter. «Man sollte seinen Launen einfach nachgeben. Und man sollte nie nie sagen. Es kann für jeden von uns der Tag kommen, an dem das klare Edelstahl-Wasserbecken einer Gruppe putziger Gartenzwerge weicht.»
Literatur: Oliver Kipp: Lieblingsplätze im Garten, Callwey Verlag, ISBN-13: 978-3-766-71701-6, 36 Euro.