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Pharmaberater müssen nicht nur verkaufen können

15.12.2008, 08:06

Worms/Nürnberg/dpa. - Gegen Bluthochdruck gibt es Hunderte von Medikamenten. Die Unterschiede zwischen ihnen müssen Pharmaberater genau kennen, wenn sie Ärzten oder Apothekern im Auftrag der Hersteller neue Präparate vorstellen.

Sie müssen deshalb nicht nur verkaufen können, sondern auch fachlich Bescheid wissen. «Wer das Wort Vertreter nicht abkann, sollte den Beruf besser nicht ergreifen», sagte Erhard Jörgens vom Berufsverband der Pharmaberater (BdP) in Worms. Allerdings sei ein Pharmaberater kein Bauchladenhändler, der dem Arzt Pillen andreht, von denen er selbst nichts versteht.

Werben und beraten ist daher das Motto für die Fachleute im Dienste der Pharmaindustrie: Sie müssen die Wirkungsweise neuer Medikamente erklären und dabei auch über Nebenwirkungen informieren, sagte Jörgens. «Der Pharmaberater handelt daher nicht nur im Interesse der Industrie, sondern auch im Sinne der Sicherheit der Patienten: Mit einer gründlicheren Beratung hätte sich etwa ein Skandal wie bei Contergan womöglich verhindern lassen.» Berater benötigen laut Jörgens daher einen «wissenschaftlichen Background» und müssen über Medizin und Pharmazie Bescheid wissen.

Referenten der Pharmafirmen unterliegen darüber hinaus dem Arzneimittelgesetz: Sie müssen die rechtlichen Grundlagen für den Handel und die Werbung mit Medikamenten kennen und berücksichtigen, wenn sie Ärzten bei ihren Terminen neue Mittel präsentieren. So schreibt das Arzneimittelrecht zum Beispiel vor, dass nur wirksame und sichere Medikamente auf den Markt kommen und kein Missbrauch mit ihnen betrieben werden darf.

Als Pharmaberater darf nach BdP-Angaben nur arbeiten, wer ein abgeschlossenes Studium der Medizin, Pharmazie, Biologie oder Chemie hat. Alternativ reicht als Qualifikation auch eine abgeschlossene Lehre in einem der technischen Assistenzberufe - zum Beispiel als Medizinisch-Technischer Assistent (MTA).

Für Beschäftigte mit einer fertigen Lehre in einem ähnlichen Bereich und mehrjähriger Berufspraxis gibt es außerdem die Weiterbildung zum Pharmareferenten. Sie dauert nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg in Vollzeit vier bis sieben Monate, in Teilzeit neun bis zwölf Monate. Fortbildungen spielen auch im weiteren Berufsleben eine wichtige Rolle: «Man muss sich in diesem Job ständig weiterbilden, um auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung zu bleiben», sagte Jörgens.

Laut der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg hat die Zahl der Beschäftigten in der Berufsgruppe der Handelsvertreter in der jüngsten Vergangenheit kontinuierlich abgenommen: Sie sank von rund 198 000 im Jahr 1999 auf knapp 174 000 in 2007. Die Jobaussichten seien derzeit aber nicht schlecht, sagte Jörgens. Durch die Vielzahl neuer Medikamente auf dem Markt sei der Beratungsbedarf von Ärzten und Apothekern gestiegen.

Pharmaberater ist in erste Linie ein Männerberuf: Der Frauenanteil lag im vergangenen Jahr bei 20 Prozent. Die Bezahlung ist Jörgens zufolge je nach Firma unterschiedlich. Als Richtwert lasse sich ein Verdienst von 3500 Euro brutto im Monat angeben. Viele Berater seien fest angestellt, andere arbeiten dagegen freiberuflich. Manche Firmen zahlten auch Erfolgsprämien.

Nicht zuletzt müssen Pharmareferenten gut organisiert sein und auch am Telefon überzeugen können. Denn ein Großteil der Arbeit besteht darin, Terminabsprachen mit Ärzten und Apothekern zu treffen. «Der Alltag sieht also meist so aus, dass man erst einmal telefonisch Termine vereinbart und dann eine Route für die Kundenbesuche plant», sagte Jörgens. Dabei geht es den Beratern manchmal nicht anders als Patienten: Einen Termin beim Arzt zu bekommen, ist nicht immer einfach und kann eine Menge Geduld kosten.

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