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Partnerschaft Partnerschaft: Trotz Liebe guter Sex

Von Bettina Levecke 26.03.2008, 10:51
Wo sind Leidenschaft und Erotik geblieben? (Foto: dpa)
Wo sind Leidenschaft und Erotik geblieben? (Foto: dpa) obs

Essen/dpa. - Alles gut, könnte man meinen. Und doch belastet viele Paare dieFrage: Wo sind Leidenschaft und Erotik geblieben? Irgendwann scheinensie verschwunden zu sein. Stattdessen bestimmt sexuelle Langeweiledie Zweierbeziehung. Eine ganz normale Entwicklung, sagen Experten.

«Die meisten Paare tappen im Laufe der Jahre in dieHarmoniefalle», erklärt Rüdiger Wacker, Diplom-Psychologe undPaartherapeut aus Essen. Während die Zeit des großen Verliebtseinsdavon geprägt ist, dass sich beide nach und nach entdecken, glaubenlangjährige Beziehungspartner, bereits alles voneinander zu wissen -auch im Bett. «Und so werden immer die gleichen Knöpfe gedrückt, weilman glaubt, dass das dem Partner schon gefällt.» Doch das Bewährtewird irgendwann langweilig.

«Das sexuelle Repertoire sinkt, aus Reiz wird Routine», erklärtauch Ragnar Beer, Leiter des Partnerschaftsprojekts Theratalk derUniversität Göttingen. Frust statt Lust erobert das Bett,Unsicherheiten entstehen. «Viele trauen sich nicht, mit ihrem Partnerüber ihre sexuellen Wünsche zu reden.» Doch das Schweigen verschärftauf Dauer nur die Situation. «Sprechen Sie offen über ihre Wünscheund Vorstellungen», rät Wacker.

Ein Allheilmittel für die Liebe ist das Gespräch aber nicht. «Oftsteckt mehr dahinter», sagt Volker van den Boom, Sexualtherapeut ausAachen. Wichtig sei deshalb, hinter die Kulisse der Partnerschaft zuschauen. «Oft ist eine Kette von kleinen Verletzungen undMissverständnissen die Folge des sexuellen Rückzugs.»

Auch Rüdiger Wacker sieht im Sex einen Indikator für diePartnerschaft: «Fragen Sie sich ehrlich, wie Sie im Alltagmiteinander umgehen.» Bei vielen Terminen, mangelnder Zeit odergroßer Belastung geben sich Paare häufig die Klinke in die Hand undfallen abends auf dem Sofa statt übereinander nur müde nebeneinander.«Da bleiben Zärtlichkeiten auf der Strecke.» Doch ohne die kleinenLiebesbekundungen im Alltag verliert die Beziehung sinnlicheErlebnisse. Wer glaubt, bei solch einem Alltag abends großartigen Sexzu haben, wird in der Regel enttäuscht.

Für guten Sex braucht es vor allem eines: Begeisterung. «Rufen Siesich wach, was Sie an Ihrem Partner so toll finden», rät Wacker. Denndie Zeit des Verliebtseins ist geprägt von uneingeschränkterBegeisterung, die Lust auf Liebe macht. Genauso wichtig ist dasehrliche Interesse am anderen. Das zeigt sich schon an Kleinigkeiten.«Fragen Sie Ihren Partner, wie sein Tag war, hören Sie zu undschenken Sie Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit», sagt van den Boom.

Auch wenn der sexuelle Frust groß ist, gilt es fair zu bleiben.«Geben Sie niemals Ihrem Partner allein den Schwarzen Peter für dieEntwicklung, denn es gehören immer zwei dazu», sagt Wacker. WerSchuldzuweisungen macht und dem Partner ständig die eigeneUnzufriedenheit vorhält, erzeugt Druck. «Das ist Gift für die Liebe,an Sex ist dann bald gar nicht mehr zu denken.»