Paare hoffen auf Glückszahl: Hochzeit am 08.08.08
Hamburg/dpa. - Noch vor dem Morgengrauen standen Ulrike Jensch und Marcus Tenbrink damals vor dem Standesamt in Münster. Ab 4.00 Uhr morgens warteten sie geduldig darauf, dass der Hausmeister die Tür aufschloss.
Denn sie wollten die ersten sein, als im Februar die Anmeldefrist für die Trauungen am 8. August begann - um garantiert ihren perfekten Hochzeitstermin zu ergattern. «Wir sind am 08.08.2006 zusammengekommen», erzählt Jensch. «Genau ein Jahr später hat er mir auf Sylt einen Heiratsantrag gemacht.»
So ähnlich erging es wohl vielen Paaren in Deutschland. Denn am Schnapszahldatum 08.08.08 herrscht auf den Standesämtern zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen Hochbetrieb. In vielen Städten geben sich an diesem Tag mehr als doppelt so viele Heiratswillige das Ja-Wort wie sonst. «Es ist ein magisches Datum», erklärt sich die Leiterin des Cottbuser Standesamts, Annegret Machnik, den Ansturm. «Viele Paare erhoffen sich so eine besonders glückliche Ehe.» Und andere wählen das Schnapszahldatum, um sich dadurch ihren Hochzeitstag besser merken können.
Die einprägsamen Zahlenkombinationen sind bei künftigen Eheleuten deshalb schon länger beliebt. «Es fing an mit dem 07.07.1977», erinnert sich Berlins dienstältester Standesbeamte, Rainer Ahnert. Den größten Ansturm gab es ihm zufolge bisher am 08.08.1988. Doch auch der 8. August in diesem Jahr ist rekordverdächtig: Er liegt nämlich auf einem Freitag. «Vielleicht ist die Acht aber auch einfach die Glückszahl von manchen Paaren», meint Ralf Peterhanwahr vom Mainzer Standesamt. Wie eben bei Ulrike Jensch und Marcus Tenbrink.
Um den Andrang zu bewältigen, engagieren viele Standesämter an dem Tag zusätzliche Beamte oder bieten mehr Trauorte an. In Cottbus, wo in zwei Räumen gleichzeitig getraut wird, kümmern sich sogar zwei Beamte um die Einweisung der Gäste. «Damit niemand in der falschen Gesellschaft landet», erklärt Machnik lachend. In Nürnberg ist man auf eine andere Idee gekommen: Zeremonien im 15-Minuten-Takt. «Bei solchen Trauungen im Eilzugtempo kann man natürlich keine große Feierlichkeit erwarten», betont Standesamtschef Reinhold Vogt. «Dem Großteil der Leute, die sich an diesem Tag trauen lassen, ist das aber klar.»
Andere Paare wollen dagegen gerade an diesem besonderen Datum eine besondere Trauung. Während die einen romantische Schlossgärten als Kulisse für den schönsten Tag ihres Lebens wählen, zieht es andere in luftige Höhe. Allein auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, wollen sechs Paare heiraten. Allerdings seien das alles Menschen von auswärts, sagte ein Sprecher in Garmisch-Partenkirchen. Die Einheimischen zögen eine Kirche vor.
Doch die Schnapszahl-Hochzeit bringt den Eheleuten nicht immer Glück. Dem Cottbuser Scheidungsregister zufolge werden solche Ehen genauso oft geschieden wie andere. Im Berliner Bezirk Neukölln gehen sie sogar häufiger in die Brüche, wie aus einer internen Untersuchung hervorgeht. «Die hohe Scheidungsquote bei den Schnapszahl-Ehen rührt wahrscheinlich daher, dass es bei vielen Paaren aufgrund des ungewöhnlichen Datums eine Kurzschlussentscheidung ist, die dann später bereut wird», meint Amtsleiter Volker Weber.
Wer sich davon nicht abschrecken lassen will und keinen Termin am 08.08.2008 bekommen hat, kann im August trotzdem noch zu seiner Hochzeit kommen. Am 20.08.2008 steht das nächste Schnapszahldatum an. Heiratswillige sollten sich mit der Anmeldung aber beeilen. In einigen Standesämtern ist auch dieser Termin schon seit Monaten ausgebucht.