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Orchideen Orchideen: Blütenpracht ist auch ohne Expertenwissen möglich

16.12.2004, 16:50
Prächtige Einsteiger-Orchidee: Die Phalaenopsis, auch als Malayenblume bekannt, signalisiert notfalls mit Hilfe ihrer Wurzeln, dass sie umgetopft werden möchte. (Foto: dpa)
Prächtige Einsteiger-Orchidee: Die Phalaenopsis, auch als Malayenblume bekannt, signalisiert notfalls mit Hilfe ihrer Wurzeln, dass sie umgetopft werden möchte. (Foto: dpa) Marion nickig

Bonn/dpa. - Kurios erscheint etwa die Tatsache, dass die Phalaenopsis nacheiniger Zeit beginnt, ihre fleischigen Wurzeln über den Topfrandhinaus zu schieben. Ursache dafür sind Zersetzungsprozesse imOrchideensubstrat. Am natürlichen Standort wurzeln Orchideen alsBaumaufsitzer in Moos und groben Pflanzenresten. Die im Handelerhältlichen Substrate aus kleinen Rindenstücken, Styroporflocken,Holzkohle und Torffasern kommen dem sehr nahe. Aber ständiges Gießenlässt die pflanzlichen Stoffe im Laufe der Zeit zerfallen, die Fasernpressen sich dichter aufeinander. Dadurch bekommen die Wurzeln nichtmehr genügend Luft, und der ph-Wert stimmt nicht mehr.

Herauswachsende Wurzeln sind daher das deutliche Signal, dassumgetopft werden muss. Ein derartiges Notsignal gibt es bei Vanda,Oncidium und Miltonia nicht. Aber spätestens nach zwei Jahrenbrauchen auch sie neue Erde. Gewählt wird immer Orchideensubstrat,Herkömmliche Kübelpflanzenerde ist ungeeignet.

Anders als die zunehmende Zahl der Luftwurzeln sind einzelne gelbeBlätter nicht zwangsläufig ein Alarmsignal. Bei vielen Arten vergehenein oder zwei alte Blätter, während sich neue bilden. An Oncidium undMiltonia bilden sich außerdem in der Wachstumsphase seitlich neueTriebe mit Blättern und verdickten Speicherorganen, den so genanntenPseudobulben. Im Gegenzug können alte Triebe gelb werden undabsterben - auch das muss nicht beunruhigen.

Werden dagegen viele Blätter oder Triebe welk, ist meistens zureichliches Gießen die Ursache. Grundsätzlich kommen Orchideen bessermit Trockenheit als mit zu viel Nässe zurecht. Mit ihren dickenBlättern oder kräftigen Speicherorganen können sie viel Feuchtigkeitaufnehmen. Nicht eingestellt sind sie dagegen auf andauernde Nässe.Sie kommt an ihren Heimatstandorten nicht vor, denn dort tropft überschüssiges Wasser sofort von den Ästen herunter.

Im Übertopf kann dagegen leicht Wasser zurückbleiben, wenn nichtdarauf geachtet wird. Darin bilden sich Fäulnisbakterien, denen diefleischigen Wurzeln wenig entgegenzusetzen haben. Sicherheitshalbersollten daher ein paar grobe Kiesel unten in den Übertopf gelegtwerden. Zwischen ihnen kann sich Wasser sammeln, während der Topfdarüber trocken steht.

Eine gute Alternative zum Gießen ist es, die Orchideen etwa allezwei Wochen in die Badewanne oder das Waschbecken zu stellen. Dortdürfen sie sich bis zu drei Stunden lang in wenige Zentimeter hohem,zimmerwarmem Wasser vollsaugen. Auch kurzes Überbrausen mitzimmerwarmem Wasser bekommt ihnen gut. Aber Vorsicht: Die Blütensollten nicht mitgeduscht werden, sonst sind Flecken die Folge.Danach tropfen die Pflanzen gründlich ab, ehe es wieder zurück aufdie Fensterbank geht.

Gibt es trotz rechtzeitigen Umtopfens und trotz richtigerWassergaben keine neuen Blütentriebe, fehlt es in der Regel anNährstoffen. Auch wenn Orchideen Überlebenskünstler sind, können siesich ohne die notwendigen Mineralien nicht richtig entwickeln. BeiPhalaenopsis und Vanda sind zu kleine Blätter ein Zeichen fürMangelernährung. Bei Oncidium und Miltonia signalisieren Querfaltenin den jungen Blättern, dass die Kraft nicht mehr ausreicht, sie ganzzu strecken.

Das Düngen von Orchideen ist ein heikles Kapitel. Die meistenArten sind extrem salzempfindlich. Dünger, der anderen Zimmerpflanzengut bekommt, vertragen sie höchstens in einem Viertel der üblichenKonzentration. Mehr Sicherheit bietet salzarmer Orchideendünger. Erenthält neben den Grundnährstoffen eine Reihe weiterer Substanzen wieMangan, Eisen, Zink und Kupfer.

Auch Blattdüngung ist möglich. Dabei nimmt die Pflanze dieMineralstoffe besonders rasch auf. Der Dünger wird dafür in der aufder Packung angegebenen Verdünnung in eine Sprühflasche gegeben undüber die Blätter gesprüht. Während der Wachstumsperiode im Sommerbekommen die Orchideen alle 14 Tage Nährstoffe, im Winter höchstensalle vier Wochen. Miltonia und Oncidium brauchen in der dunklenJahreszeit gar keinen Dünger.

Ebenfalls wichtig für ein gutes Gedeihen ist der Standort. In derZimmermitte überleben robuste Anfänger-Orchideen lange. Die Kraft,sich weiter zu entwickeln, bekommen sie dort allerdings nicht. Dafürmüssen sie direkt an einem hellen Fenster oder auch im Wintergartenstehen. Von Oktober bis März darf es dort jeweils sonnig sein. ImSommer brauchen Orchideen dagegen Schutz vor praller Mittagssonne,sonst drohen Verbrennungen.