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Opa geht schaukeln: Seniorenspielplätze im Trend

Von Milva-Katharina Klöppel 02.02.2009, 10:38

Heilbronn/dpa. - Kleinkinder lieben sie, Jugendliche rauchen auf dem Klettergerüst die erste Zigarette: Die Rede ist von Spielplätzen. Nun denken im Südwesten Deutschlands immer mehr Städte über Schaukeln und Co. speziell für Senioren nach.

Es geht um das Herz-Kreislauf-System und eine Antwort auf den demografischen Wandel. Immerhin werden nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von 2050 an mehr als 48 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Aber Opa auf die Rutsche? «Warum nicht», sagt Hans-Peter Barz, Leiter des Grünflächenamtes der Stadt Heilbronn und bekennt sich als leidenschaftlicher Fan der großen Rohrrutsche im Heilbronner Pfühlpark. Auch wenn er dort mit seinen 53 Jahren laut Hinweistafel eigentlich unerwünscht ist.

Ohne Negativschlagzeilen dürfen Erwachsene seit fast einem Jahr hingegen im Heilbronner Wertwiesenpark auf drei Fitnessgeräten steppen und radeln. Ein ganz ähnliches Bild auch im Mannheimer Herzogenriedpark. Seit Juli 2008 gibt es dort mit zehn Fitnessgeräten einen «Trimm-Parcours». Das Schlagwort «Seniorenspielplatz» ist landesweit verpönt.

«Die Geräte sind lediglich seniorengerecht und werden von älteren Menschen stark genutzt», sagt Joachim Költzsch, Geschäftsführer der Stadtpark Mannheim gGmbH. Es solle aber ein Platz für alle Generationen sein. Übrigens ist ein «Generationenspielplatz» mit 20 000 Euro vier- bis fünfmal billiger als ein Kinderspielplatz. Auch wenn es damit nach einem echten Modell für die Zukunft klingt, scheitert die letztendliche Umsetzung vielfach an der Finanzierung. Die Anlage in Mannheim konnte zum Beispiel nur realisiert werden, weil Sponsoren die Kosten in Höhe von 25 000 Euro übernahmen.

Neben Berlin hat in Süddeutschland Nürnberg eine Vorreiterrolle bei «Generationen übergreifenden Bewegungsparks» übernommen. Spott und Naserümpfen erntete der dortige Sportbürgermeister Horst Förther bei seinem ersten Vorstoß vor fast drei Jahren. Heute sind die Spielanlage in Eibach, der «Aktions-Parcours» in Erlenstegen sowie das Trainingsgerät im Stadtpark jedoch ein voller Erfolg. «Wir waren erst vor ein paar Wochen dort und haben uns informiert», sagt die Pressereferentin Marlies Gildehaus der Stadt Ulm. Derzeit wird auch in der Donaustadt über mögliche Standorte für Freiluftgeräte nachgedacht.

Michael Nadel brachte mit seiner Firma Playfit Bein- und Schultertrainer von China nach Deutschland. Im Reich der Mitte hat man sich bereits in den 1990er Jahren Gedanken über die älter werdende Gesellschaft gemacht und zahlreiche Fitness-Stationen in Parks, Wohnanlagen und sogar vor Eingängen zur U-Bahn aufgebaut. Sind auch die Deutschen offen für Sprungkraftübungen im Freien? «Ganz bestimmt», sagt Volker Schmidt vom Deutschen Senioren Ring. Bei den meisten Trimm-dich-Anlagen in Deutschland vermisst der 44-Jährige jedoch die Liebe zum Detail wie zum Beispiel Parkbänke für ein gemütliches Schwätzchen. Und: «Neben der sportlichen Fitness sollte auch das Gehirnjogging nicht zu kurz kommen.»