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Online-Shopping Online-Shopping: Sind Bewertungen glaubwürdig?

Von susanne Ehlerding 25.08.2013, 15:29
Im Internet sind Bewertungen oft gefälscht.
Im Internet sind Bewertungen oft gefälscht. Jens Schierenbeck Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Immer mehr Menschen kaufen immer öfter im Internet ein. Zwar müssen Verbraucher beim Onlineshopping auf manchen Komfort verzichten, zum Beispiel auf das Anfassen und Ausprobieren von Produkten. Als Ersatz dafür bieten viele Händler im Netz die Möglichkeit, Produkte zu bewerten.
Internetnutzer in Deutschland machen von dieser Möglichkeit reichlich Gebrauch. Das hat das Meinungsforschungsinstitut Aris in einer Umfrage herausgefunden. Jeder zweite Surfer hat demnach schon einmal im Netz seine Meinung gesagt. Besonders viele Bewertungen gibt es bei einem der größten Posten im Jahresbudget, dem Urlaub: Jeder vierte Befragte hat schon einmal ein Hotel oder eine Reise benotet. Seltener sind Meinungen zu Restaurants (16 Prozent), zu Dienstleistungen wie Mietwagen und Mobilfunkverträgen (9 Prozent) sowie zu Filmen, Büchern und Musik (8 Prozent).

Sie sind Opfer einer Beleidigung, Verleumdung oder Schmähkritik im Netz geworden? Machen Sie einen Screenshot von der betreffenden Äußerung oder dem Foto. Bitten Sie einen Bekannten, als Zeuge via Unterschrift die Echtheit des Ausdrucks zu belegen. Denn mit Programmen wie Photoshop können solche Beweise mittlerweile schnell gefälscht werden.

Kennen Sie den Urheber der Aussage, nehmen Sie sich einen Rechtsanwalt, um weitere Schritte einzuleiten. Handelt es sich um einen Mitarbeiter bzw. Kollegen, liegen möglicherweise ausreichend Gründe für eine Abmahnung vor. Auch Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche können bestehen.

Lässt sich der Urheber nicht ermitteln, ist immer auch eine Strafanzeige bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft sinnvoll. Diese hat oft noch bessere Möglichkeiten, mögliche Täter zu ermitteln. So müssen soziale Netzwerke wie Facebook unter Umständen die Nutzerdaten bzw. Verkehrsdaten herausgeben.

Wiegt die Tat nicht besonders schwer, werden die Verfahren häufig gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt. In anderen Fällen erwartet den Täter eine Geldstrafe - und in krassen Ausnahmefällen sogar eine Haftstrafe.

Auch die Betreiber des Forums, der Internetseite, von Facebook etc. haften, sobald sie Kenntnis von der Beleidigung haben. Auf Aufforderung müssen sie den entsprechenden Beitrag oder den diffamierenden Thread (Eintrag in Maillinglisten, Diskussionsforen oder Webforen) innerhalb einer gesetzten Frist entfernen.

Inzwischen gibt es jedoch viele Anbieter, die bei der Jagd nach guten Noten selbst ein wenig nachhelfen. Der Informatiker Bing Lui von der University of Illinois in Chicago schätzt, dass bis zu 30 Prozent der Bewertungen im Internet gefälscht sind. Die Meinungen anderer beeinflussen unsere Kaufentscheidungen, erklärt der Forscher. Das sei ein sehr starker Anreiz, das System zu überlisten.
„Man sollte nicht alles glauben, was auf Meinungs- und Bewertungsseiten steht, sondern sehr, sehr kritisch damit umgehen“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW. Selbst wenn die Bewertungen nicht gefälscht sind, könnten Laien manche Produkte nicht fachkundig beurteilen. Bei elektronischen Geräten beispielsweise sollte man besser auf Testergebnisse von bewährten Anbietern zurückgreifen. Geht es um sehr spezielle Funktionen, etwa an einer Digitalkamera, die beim Test der Profis nicht berücksichtigt wurden, seien die Kundenbewertungen aber eine gute Hilfe.

Von Webseiten mit Medikamentenbewertungen sollte man dagegen die Finger lassen, sagt der Experte. Gesundheitsgefahren von Arzneien könnten Verbraucher oft nicht erkennen. Die Verbraucherzentrale NRW habe einmal den Test gemacht und an einem Hustenmittel gelobt, dass es auch eine hartnäckige Verstopfung gelöst und eine bessere Durchblutung der Füße bewirkt habe. „Wir hätten erwartet, dass die Betreiber der Seite so einen abenteuerlichen Kommentar löschen“, sagt Tryba. „Das ist aber nicht geschehen.“
Gefälschte Bewertungen werden oft von professionellen Agenturen ins Netz gestellt, erklärt der Verbraucherschützer. Solche Profifälschungen seien oft nur schwer zu erkennen. „Die Alarmglocken sollten schrillen, wenn sich die Formulierungen wie aus einem Werbeprospekt lesen“, sagt der Verbraucherschützer. Allerdings haben die Fälscher dazugelernt, berichtet die Zeitschrift „Öko-Test“. Reine Jubelberichte seien seltener geworden. Stattdessen werde oft nur zum Schein eine Nebensache kritisiert, um die ansonsten positive Bewertung glaubwürdiger zu machen.

Hinweise auf gefälschte Bewertungen könnten ungewöhnliche Redewendungen liefern. Findet der Nutzer die Formulierung auch auf anderen Portalen, sei die Bewertung vermutlich nicht echt. Und wenn ein Produkt nur selten verkauft wird, aber viele positive Beurteilungen bekommen hat, sei dies ebenfalls verdächtig, sagt US-Forscher Bing Liu.