Neuer Glanz für die Nacht - Männer-Pyjama wird zum Hingucker
Frankfurt/Main/Halle/dpa. - Spätestens zur Schlafenszeit denken viele Männer praktisch. Ins Bett legen sich die meisten in T-Shirt und Shorts, je nach Geschmack oder Griffbereitschaft kombiniert.
Der klassische Schlafanzug ist darüber in Vergessenheit geraten. Jetzt haben sich die Modeschöpfer vorgenommen, den Herren wieder Lust auf den Pyjama zu machen: Mit leichten und hautfreundlichen Stoffen, raffinierten Schnitten und ausgefallenen Mustern wollen die Designer die Nachtwäsche zu neuem Leben erwecken.
«Es ist sensationell, dass bei Nachtwäsche überhaupt so etwas passiert», sagt Alexandra von Richthofen, Wäscheexpertin der Fachzeitschrift «Textilwirtschaft». Denn gerade Herren sind unter der Bettdecke wenig modisch eingestellt. Auch Designer Niels Holger Wien aus Halle ist der Ansicht, dass der moderne Schlafanzug jetzt nicht mehr unter der Bettdecke versteckt werden muss. «Der alte Pyjama war zum Weggucken», sagt der Mitarbeiter des Deutschen Modeinstituts in Köln. Jetzt werde das Kleidungsstück wohnzimmertauglich.
Als eine wesentliche Neuerung kommen in den Kollektionen laut von Richthofen Jersey-Stoffe zum Einsatz. Sie seien atmungsaktiv und sorgten so für ein angenehmes Klima beim Schlafen. Zudem sind die neuen Stoffe dehnbar und bieten dem Träger Bewegungsfreiheit: «Das ist ein großer Komfort, wenn man sich nachts im Bett umdreht oder vor dem Schlafen noch ein Buch liest.»
Auch für Niels-Holger Wien bietet die neue Nachtwäsche dem Mann allein durch die Stoffe größere Annehmlichkeiten. «Es gibt noch immer das Vorurteil, dass reine Baumwolle das Beste sei.» Wer die hochwertigen Mischungen von Baumwolle mit Kunstfasern einmal überzieht, werde aber eines Besseren belehrt. Ob Meryl, die Mikrofaser Tactel oder «Micromodul» - die neuen Gewebe seien leichter und hautfreundlicher und könnten Feuchtigkeit besser aufnehmen. «Das erleichtert auch die Pflege beim Waschen und Bügeln.»
Aber nicht nur bei den Materialien, auch bei den Farben und Motiven haben sich die Designer etwas einfallen lassen. Dunkle Töne spielen eine große Rolle: Im Kollektionsbericht von Mey in Bitz (Baden-Württemberg) etwa wird als ein «Trendthema» Schwarz hervorgehoben. Der Hersteller Schiesser aus Radolfzell am Bodensee nennt als Saisonfarben Petrol, Espresso und Dunkelaubergine. Tristesse muss damit aber nicht in die Schlafzimmer einziehen: «Die Dunkelheit ist sehr vielfältig», sagt Wien - sie deutet auf «das Schimmern eines Nachthimmels».
Denn matte und glänzende Streifen oder Ringel setzen in der dunklen Farbpalette Akzente. Das wichtigste Muster der Nachtwäsche für Herbst und Winter ist einem klassischen Accessoire des Mannes abgeschaut: der Krawatte. Laut Alexandra von Richthofen sind kleine Rhomben und Paisley-Muster der Trend fürs Bett. Insgesamt ist der Stil der neuen Herren-Nachtwäsche edel und gepflegt - das Hollywood der 40er Jahre lässt grüßen. «Es gibt jetzt viel in Richtung Cary Grant.»
Für Eleganz sorgten auch klassische Details wie Stickereien oder Applikationen. Modisch auf der Höhe ist nach Ansicht der Experten zum Beispiel das Modell «George V» von Calida aus Sursee (Schweiz) - ein klassischer Schlafanzug mit auffällig abgesetztem Kragen. Die neuen Modelle verzichten laut von Richthofen auch oft auf Bein- oder Armbündchen, «um das Ganze bequem und modern zu machen.»
Die Bequemlichkeit hebt auch Niels-Holger Wien als wesentliches Kriterium der aktuellen Männer-Pyjamas hervor. «Die reine Nachtwäsche wird immer seltener, sie überschneidet sich mit der sogenannten Home- und Loungewear.» Das setzt einen angenehmen Sitz und vorzeigbare Dessins voraus. In der Kollektion des französischen Herstellers HOM etwa sind die Grenzen zwischen Schlafanzug und Hausanzug oft fließend. So seien Männer in dieser «Loungewear» auch außerhalb der eigenen vier Wände gut gekleidet - «zum Beispiel beim sonntäglichen Brötchenkauf», heißt es im Trendbericht. Das wiederum setzt wohl zunächst einen modebewussten und mutigen Mann voraus.