Neue Regalsysteme Neue Regalsysteme: Vom Ordnungshüter zur Raumskulptur

Bad Honnef/dpa. - Sie sollen praktisch sein, viel Stauraum bieten und dabei möglichst noch gut aussehen: Regale finden sich in fast jeder Wohnung. Dabei reicht die Palette vom wackeligen Holzgestell Marke Eigenbau bis hin zur futuristischen Designer-Konstruktion mit integriertem Lautsprecher. Was an die eigenen vier Wände gestellt wird, ist eine Frage des persönlichen Stils - und natürlich des Budgets.
«Es zeichnet sich in diesem Bereich momentan ganz stark eine Polarisierung der Preis- und Angebotssegmente ab», sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef. Gefragt seien entweder absolute Billigprodukte oder das so genannte Designerregal, in dem viel Innovation, Technik oder neue Materialien stecken.
Eines der neuesten Beispiel für diese High-Tech-Richtung ist das Stollen-Regalsystem «Genesys», das von der Firma Trüggelmann in Bielefeld entwickelt wurde. «"Genesys" hat keine Rückwände und wirkt dadurch sehr leicht und flexibel», erzählt Kai Trüggelmann, Inhaber der Firma, die bislang vor allem auf eher konservative Stilmöbel spezialisiert war. Normalerweise haben fehlende Rückwände den Nachteil, das man schlicht nicht weiß, wohin mit all den Kabeln von Fernseher, Stereoanlage oder Beleuchtung. «Das brachte uns auf die Idee, in die einzelnen Aluminiumstollen eine Stromschiene zu integrieren», erklärt Trüggelmann.
Das Ergebnis ist verblüffend: Alle Elektrogeräte und Lampen können direkt im Regal an das Netz angeschlossen werden. Verlängerungskabel und hässliche Mehrfachstecker, die mühsam hinter Büchern oder Bildern verborgen werden, gehören damit der Vergangenheit an. Und wer sich auch noch die optisch oft wenig ansprechenden Hifi-Boxen sparen möchte, kann sogar in eine Art Glasplatte integrierte Flächenlautsprecher kaufen. Diese fügen sich laut Trüggelmann in das Design ein und geben den Klang gleichmäßig in alle Richtungen ab.
Wie bei «Genesys» lassen sich auch bei «Loop» von der Firma BRF aus Florenz Einzelelemente zu einem kompletten Regalsystem kombinieren. Nach High-Tech sucht man hier allerdings vergeblich: Mit seinen Ablageflächen aus gebogenem Holz und dem Gestell aus Stahlrohr richtet sich «Loop» eher an die Freunde des Retro-Looks.
Alles ist sofort zu sehen, jedes Buch kann auf Anhieb herausgegriffen werden - was eigentlich der große Vorzug von Regalen ist, kann unter Umständen auch zum Nachteil werden. Das ist etwa dann der Fall, wenn einmal ganz schnell aufgeräumt werden muss. Regale geben den Blick auf hastig hineingestopfte Papierstapel gnadenlos frei. Verschiedene Hersteller bieten ihre Regale deshalb mittlerweile auch mit Türen oder Klappen an. Meist wird aber nur ein Teil der Ablageflächen dahinter verborgen.
Ein Beispiel dafür ist das neue Bücherregal aus der Möbelserie «Pass», die der Designer Luca Meda für die Firma Molteni aus Mailand entworfen hat. Das Gestell aus Aluminium sowie die Böden und Rückenwände aus Holz kombiniert Meda mit zerbrechlich wirkenden Türen aus Mattglas. Zu allzu großem Chaos sollte es jedoch trotz der Türen auch bei diesem Regal nicht kommen - irgendwann schimmert die Unordnung sonst durch die halbtransparenten Scheiben.
Ebenfalls mit Türen zu bekommen ist inzwischen der absolute Klassiker unter den Bücherregalen: «Billy» von Ikea findet sich in der Mini-Studentenwohnung ebenso wie in der Millionärsvilla. Hauptargument für das schlichte Möbel ist meist der günstige Preis. «Außerdem ist "Billy" ideal mit anderen Möbeln kombinierbar, ohne gleich den Stil des ganzen Raumes zu bestimmen», erklärt Sabine Nold von Ikea Deutschland in Hofheim (Hessen).
«Billys» Form hat sich mittlerweile so sehr zum Star unter den Regalen gemausert, dass sogar mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Designer wie Nils Holger Moormann darauf zurückgreifen. «Billy Clever» heißt das neueste Modell seiner Firma Moormann Möbel-Produktions- und Handels-Gesellschaft in Aschau im Chiemgau. Vom Aussehen her ist es stark an dem schwedischen Vorbild orientiert. Das Besondere an ihm ist aber, dass dieses Regal auf einem Klappmechanismus basiert und ohne den berühmten Ikea-Drehschlüssel auskommt.
Demontiert ist «Billy Clever» eine ebene Fläche, ideal zum Transport beim Umzug oder beispielsweise für Messestände. Die Scharnierfunktion übernimmt eine stabile Folie, Rückwände aus farbigem Acrylglas geben den besonderen Kick. Und das macht eben den Unterschied aus, heißt es bei Moormann.

