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Nadelhölzer Nadelhölzer: Die Eibe wächst in vielen Gärten

Von Helga Panten 28.12.2004, 16:41

Bonn/dpa. - Gerade in der Winterzeit strahlt das dunkle Grün der Eiben Ruhe und Klarheit aus. In vielen Gärten und Parks sowie auf Friedhöfen wachsen majestätische Exemplare.

In der Natur sind Eiben dagegen selten: Sie stehen auf der roten Liste und sind streng geschützt. Fast zum Verhängnis geworden wurde ihnen ihr extrem hartes Holz, das früher als Material für Waffen begehrt war. Viele Bestände wurden dadurch unwiederbringlich zerstört. Für den heimischen Garten gibt es heute dennoch zahlreiche Sorten.

Kein anderes Holz ist so elastisch und widerstandsfähig zugleich wie das der Eibe. Schon in der Steinzeit lieferte Taxus baccata, wie der Baum botanisch heißt, Waffen für die Jagd und den Kampf. Selbst bei Ötzi, dem vor einigen Jahren entdeckten «Mann aus dem Eis», fand man einen Eibenbogen. Heute zahlen Bogenschützen viel Geld für eine Waffe aus dem begehrten Holz.

Kein Wunder, dass Raubbau die Eiben aus den Wäldern nahezu verschwinden ließ. Schon die Ritter im Mittelalter hatten Schwierigkeiten, sich mit Eibenholz zu versorgen. Sie versuchten, mit Pflanzungen dem Schwund der wilden Bäume und Sträucher entgegenzuwirken.

Die Rolle als Lieferant todbringender Waffen mag den Ruf der Eibe als Totenbaum begründet haben. Aber auch die schwarzgrünen Nadeln und die starke Giftwirkung sorgten für ein düsteres Image. Griechen und Römer kannten den Mythos von der Eibe als Begleiterin auf dem Weg ins Totenreich. Der christliche Glaube stellte dagegen das immerwährende Grün in den Mittelpunkt und machte das Gehölz zum Symbol der Unsterblichkeit.

In Gärten fand die Eibe erst vergleichsweise spät Eingang. Erst im 17. Jahrhundert mit der Hochblüte der Barockgärten entdeckte man ihre hohe Schnittverträglichkeit. Mühelos ließ sich die Eibe den strengen Formen des «französischen» Gartens anpassen. Das dafür nötige Material lieferte die Vermehrung von Stecklingen.

Auch heute noch werden viele Eiben gepflanzt, um daraus Hecken, Skulpturen und geometrische Figuren zu schneiden. Dabei ist das Gehölz ungeschnitten oft noch eindrucksvoller. Das gilt nicht nur für imposante Exemplare wie die auf 1800 bis 2500 Jahre geschätzte Eibe bei Calvados in der Normandie mit einem Stammumfang von acht Metern oder die 300 Jahre alte Eibe in Jabel in Mecklenburg. Rund 18 Meter Höhe und 15 Meter Breite können derartige Baumveteranen erreichen.

Malerisch wirken auch junge Eiben, wenn sie wie die Adlerschwingen-Eibe (Taxus baccata 'Dovastoniana') ihre Zweige waagerecht abstehen lassen. Sind die Nadeln wie bei der Sorte 'Dovastoniana Aurea' von einem gelben Rand eingefasst, ist vom düsteren Image nichts mehr zu spüren. Ungeschnitten bewahrt Taxus baccata 'Fastigiata' eine strenge Säulenform.

Wer frisches Grün bevorzugt, greift zu Fastigiata 'Robusta' oder zu 'Fastigiata Aureomarginata', die dunkles Eibengrün mit goldgelbem Rand kombiniert. Die breitbuschig wachsende Goldeibe (Taxus baccata 'Semperaurea') zeigt ein Farbspiel aus gelben Einjahrstrieben vor grüngelben älteren Zweigen. Sie wird nur zwei bis drei Meter hoch. Wie ein flaches Kissen wirkt die 60 bis 60 Zentimeter hohe Tafel-Eibe (Taxus baccata 'Repandens'), die bis zu 4 Meter breit werden kann.

An den Standort stellen die Eiben keine großen Ansprüche - solange der Boden kalkhaltig ist. Am liebsten stehen sie sonnig bis halbschattig. Als Waldgehölze halten sie sogar Wurzeldruck von großen Bäumen aus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Nadelgehölzen sind Eiben «stadtklimafest» - sie ertragen also Staub und Abgase. Auch mit vorübergehender Sommertrockenheit kommen sie zurecht.

Den zahlreichen für den Hobbygärtner positiven Eigenschaften der Eibe steht nur ein einziger Nachteil gegenüber: Sie ist giftig. Fast alle Teile enthalten die Stoffe Taxin und Taxol, die für Mensch und Tier gefährlich werden können. Werden sie versehentlich aufgenommen, rufen sie Übelkeit, Bauchschmerzen und schlimmstenfalls Atemlähmung und Herzstillstand hervor.

Bei den Giftberatungsstellen spielen Fälle in Zusammenhang mit Eiben dem entsprechend eine vergleichsweise große Rolle. Meist haben Kinder von den «Eibenbeeren» genascht. Solange dabei allerdings der sehr harte Kern nicht zerbissen wird, in dem sich die Giftstoffe befinden, droht aber in der Regel keine Gefahr. Der Kern ist darauf ausgelegt, scharfen Magensäften zu widerstehen, damit Vögel ihn in ihrem Darm transportieren - zu einem künftigen Eiben-Standort.