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MZ-Verbrauchertipp MZ-Verbrauchertipp: Muscheln reichern Gift an

Von Dietlind Hanrieder 22.02.2002, 09:55

Hintergrund dieser alten Regel, dass man Muscheln nur in Monaten mit einem "R" essen soll, ist die Furcht vor einer Muschelvergiftung. Bei warmer Witterung kommt es in küstennahen Mee- resgewässern zu einer Massenvermehrung des Planktons, zur so genannten Algenblüte. Bestandteil des Planktons sind auch Gift bildende einzellige Algen (Dinoflagellaten). Da Muscheln zum Zwecke der Nahrungsaufnahme große Mengen Wasser filtrieren, reichern sie das Algengift (Saxitoxin) an, ohne dabei jedoch selbst Schaden zu nehmen. Saxitoxin ist ein Nervengift, welches zu Lähmungserscheinungen und in schweren Fällen zum Tod durch Atemlähmung führt.

Wegen der Temperaturabhängigkeit des Plankton-Wachstums ist die Vergiftungsgefahr in den Monaten ohne "R" (Mai bis August) am größten. Ganz exakt ist diese Regel allerdings nicht, da es auch im September noch sehr warm sein kann und im Mai mitunter empfindlich kühl. In Ländern mit anderem jahreszeitlichen Temperaturverlauf gilt sie ohnehin nicht. Bei starker Plankton-Entwicklung wird die Muschelernte eingestellt, oder die Muscheln werden für einige Zeit in Reinigungsbecken gesetzt. Weltweite Importe ermöglichen dennoch eine lückenlose Verfügbarkeit.

Zum Schutz der Verbraucher werden Muscheln heute außerdem auf ihren Giftgehalt untersucht. Ein großer Teil des Muschelaufkommens stammt mittlerweile aus speziell angelegten Kulturen, was die Überwachung erleichtert. Durch all diese Maßnahmen ist die Gefahr einer Muschelvergiftung zurückgegangen. Deshalb kann man Muscheln inzwischen auch in Monaten ohne "R" genießen.

Frische, lebende Muscheln müssen nach Meer riechen, fest geschlossen sein oder sich nach leichtem Anklopfen schließen. Sie öffnen sich erst beim Kochen. Schon vorher offene Muscheln oder solche, die sich beim Kochen nicht öffnen, sind ungenießbar und sollten keinesfalls verzehrt werden.