Mütter im Beruf Mütter im Beruf: Babypause gleich Karriereknick?
Karlsruhe/München/dpa. - Trotzdem muss die Babypause nicht unbedingt zumKarriereknick werden – wenn frühzeitig die Weichen gestellt werden.
«Schwangere Frauen sollten ihrem Chef unbedingt sehr früh deutlichmachen, dass sie nach einer Babypause tatsächlich zurückkommenwollen», rät die Karriereberaterin Madeleine Leitner aus München. Dasallein aber reicht meist nicht. «Die Frauen sollten schon vor derEntbindung mit konkreten Vorschlägen kommen, wie die Rückkehraussehen könnte», rät Petra Bonnet, Personalexpertin aus Stuttgart.Ein ausgeklügelter Businessplan sei nicht nötig - dafür aber Ideen,wie sich etwa eine Teilzeit regeln ließe.
Nach der Geburt sollte es einer der ersten Schritte sein, das Babyden Vorgesetzten und Kollegen am Arbeitsplatz vorzuführen. «Egal wielange die Frauen Babypause machen, ist der ständige Kontakt zumArbeitsplatz das Wichtigste», sagt Madeleine Leitner - und zwar auchder informelle Kontakt. «Wer bei Betriebsfeiern, Jubiläen,Verabschiedungen oder Geburtstagen auftaucht, zeigt, dass er sich demUnternehmen verbunden fühlt und Interesse hat.»
«Frauen sollten unbedingt ihr soziales Netzwerk nutzen», rät auchMonika Setzler. Der Kontakt zu den Kollegen sei dabei manchmal wichtiger als jener zum Chef. «Vorgesetzte wechseln häufig, und dannist man völlig unbekannt, wenn man den Kontakt zu den Kollegen schleifen gelassen hat.»
Um nach der Babypause nicht im fachlichen Abseits zu stehen, giltes außerdem, verschiedene Strategien zu entwickeln. Das vomBundeswirtschaftsministerium geförderte Pilotprojekt «Gendernet» etwaermöglicht kostenlose Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebotewährend der Elternzeit.
«Auf jeden Fall sollten Frauen weiter Fachzeitschriften lesen»,empfiehlt Karriereberaterin Madeleine Leitner. Auch Urlaubs- oderKrankheitsvertretungen bieten sich an. Dabei bekommt man nicht nurdie neuesten Entwicklungen im Unternehmen mit, sondern gibt dereigenen Vertretung möglicherweise auch weniger Gelegenheit, sichunersetzlich zu machen. «Denn Tatsache ist, dass viele Arbeitgebereine Babypause nutzen, um die künftigen Mütter loszuwerden.»
Hilfreich ist auch, wenn Frauen an Meetings ihrer Abteilungen undsonstigen Besprechungen teilnehmen. Optimal ist es außerdem, wenn sieden Zugang zum Intranet des Unternehmens behalten können und auch imE-Mail-Verteiler bleiben. Die Realität sieht laut PersonalexpertinPetra Bonnet aber häufig anders aus. «Ist eine Mitarbeiterin raus ausdem Job, sperren viele Unternehmen die Zugänge.»
Einig sind sich die Expertinnen darin, dass eine Elternzeit vondrei Jahren in den meisten Jobs zu lang ist: «Danach ist die Karrierefutsch», urteilt Leitner. Sie ist überzeugt davon, dass in ersterLinie die Frauen, die nur eine kurze Pause machen, den Wiedereinstiegschaffen. Petra Bonnet weist darauf hin, dass sich eine Angestelltenach drei Jahre langer Unterbrechung in ihren alten Job wiedergenauso einarbeiten muss wie in einen völlig neuen.
Trotz aller Steine, die möglicherweise im Weg liegen, ist MonikaSetzler unbedingt dafür, dass Mütter in den Job zurückkehren. «Siesollten auch versuchen, zusammen mit ihrem Partner eine Lösung zufinden und das vor allem rechtzeitig.» Viele Frauen seien sich derProbleme nicht bewusst, berichtet Setzler von ihren Erfahrungen alsBeraterin: «Dass mir das passiert, hätte ich nie gedacht», bekommtdie Leiterin der Kontaktstelle oft auch von sehr gut ausgebildetenFrauen zu hören.
Wer aber bereits nach ein paar Monaten zurück im Job ist, stehtnach Einschätzung von Petra Bonnet oft besser da als zuvor: «DieseFrauen gehen mit etwas Distanz an die Arbeit und gleichzeitig miteiner neuen Ernsthaftigkeit.» Vielen Frauen gebe ein solcher Neustarteinen regelrechten «Push».
Auch Setzler macht Frauen Mut: «Oft denken sie sich, dass sichArbeiten als Mutter gar nicht lohnt, weil die Kinderbetreuung denGroßteil des Gehalts schluckt.» Doch das sei falsch. «Das Geld fürdie Tagesmutter ist eine langfristige Investition in die eigeneZukunft, die sich schon sehr bald auszahlt.» Allerdings sollten sichdie Frauen auf Kämpfe an ganz anderer Front einstellen, wie PetraBonnet betont: «In Deutschland gelten berufstätige Mutter leider invielen Gesellschaftskreisen als Rabenmütter.»