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Musik Musik: E-Gitarre ist ein demokratisches Instrument

16.04.2003, 13:19
Die E-Gitarren des Herstellers Gibson aus den USA gehören weltweit zu den Klassikern. (Foto: dpa)
Die E-Gitarren des Herstellers Gibson aus den USA gehören weltweit zu den Klassikern. (Foto: dpa) Felix Rehwald

Köln/Hamburg/dpa. - «Wie soll die Gitarre aussehen?», fragt Frank Elwart, Geschäftsführer bei Amptown in Hamburg, vor allem Einsteiger zuerst. Denn meistens orientiert sich die vornehmlich junge Kundschaft an Vorbildern aus Rock und Pop. «Was ich nicht leiden mag, fasse ich ungern an», schildert Elwart seine eigenen Erfahrungen. Darüber hinaus lässt der Wunsch nach einer bestimmten Gitarrenform Rückschlüsse auf den bevorzugten Klang oder gar auf den Musikstil zu.

Die meisten im Handel offerierten Gitarren gehen auf einige wenige Ur-Modelle zurück. Da ist zum einen die Les Paul, die im Original von Gibson gebaut und von anderen Herstellern wie Epiphone vielfach kopiert wird. «Die Les Paul klingt vergleichsweise warm», erklärt Elwart. Ebenfalls ein Klassiker ist die Fender Stratocaster. Mit diesem Modell verbinden Musiker gemeinhin Eric Clapton, der als intensiver «Strat»-Nutzer gilt. «Die Stratocaster bietet einen transparenten Klang mit guten Höhenanteilen», schildert Gernold Linke vom Gitarrenhersteller Fender mit Deutschlandsitz in Düsseldorf den Sound der wohl begehrtesten Gitarre aus seinem Haus.

«Grundsätzlich gilt, dass keine Gitarre wie die andere ist», sagt Lothar Trampert, Redakteur der in Köln erscheinenden Zeitschrift «Gitarre & Bass». Selbst wenn man fünf baugleiche Instrumente probeweise spielt, klingt jedes ein wenig anders. «Das können auch Laien hören», sagt Trampert. Ursache für dieses Phänomen ist, dass Gitarren in der Regel aus Holz gefertigt werden: Das organische Material arbeitet.

Es ist ratsam, die Gitarre erst einmal ohne Verstärker zu spielen. Die Saiten müssen dabei sauber klingen. Plärrt oder schnarrt das Instrument, kann das auf eine unsaubere Verarbeitung hinweisen. Und weil jede Gitarre ihren eigenen Klang hat, sollte der Käufer Trampert zufolge auch nur das Instrument mitnehmen, das er vorher probiert hat. Dabei darf auch der Vibrato-Hebel nicht vergessen werden: «Der muss funktionieren, ohne dass das Instrument hinterher verstimmt ist.»

Fender-Mitarbeiter Gernold Linke empfiehlt, die Verarbeitung des Instruments genau in Augenschein zu nehmen: «Es ist zum Beispiel wichtig zu sehen, ob der Hals gerade ist und wie die Lackierung ausgeführt wurde.» Auch die Bundstäbchen dürfen nicht überstehen.

Es liegt sozusagen in ihrer Natur, dass die E-Gitarre mehr Technik bietet als ihre akustische Schwester: Aber wie viele Tonabnehmer sie hat und ob diese als so genannte Singlecoils oder Humbucker angeordnet sind, ist für Einsteiger kein Kaufkriterium. Zum einen ergeben sich solche technischen Details meist wiederum aus der Art des Modells. Und Einsteiger könnten die Unterschiede im Sound verschiedener Gitarrentypen außerdem kaum hören, sagt Linke. Er fasst die Regeln für den Kauf einer E-Gitarre so zusammen: «Man muss sich damit einfach gut fühlen.»

«Ich rate, mindestens drei verschiedene Gitarren im Laden auszuprobieren», sagt Frank Elwart von Amptown. Wer sich daran hält und sich für eine Gitarre entschieden hat, sollte nicht unbedingt gleich den vollen Preis zahlen. Feilschen ist unter Musikern durchaus angesagt: «Üblicherweise gehen die Verkäufer bis zu 15 Prozent vom Listenpreis herunter», sagt Lothar Trampert. Wer seine Gitarre allerdings über den Versand oder in einem großen Gitarren-Discount ersteht, hat Trampert zufolge kaum Chancen auf Rabatt. Dort seien die Preise schon sehr straff kalkuliert.

Rund 180 Euro müssen Einsteiger Frank Elwart zufolge für eine E-Gitarre einplanen. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Für viele Anfänger sei bei 300 Euro eine Schmerzgrenze erreicht, zumal ja oft noch die Kosten für einen kleinen Übungsverstärker hinzukommen. Will der Händler mit dem Preis nicht runter, kann man versuchen, kostenlos ein paar gute Saiten, einen Gurt oder eine Tasche zu ergattern. «Das ist ebenfalls üblich», so Trampert.

Der Experte empfiehlt auch den Kauf eines Gitarren-Ständers; der kostet rund 15 Euro und hat - außer dass die Gitarre nicht umfallen kann - einen weiteren positiven Effekt: «Die Gitarre ist stets im Blickfeld, und man greift sie sich öfter, um ein wenig darauf zu spielen.»

Regelmäßiges Üben ist für jeden Musiker das A und O - am besten, man spielt täglich. Dabei ist es zweitrangig, ob nach Notenblättern, Tabulaturen oder ausschließlich nach Gehör gespielt wird. «Wer täglich eine Stunde spielt, kann nach wenigen Wochen eigentlich eine Band gründen», sagt Trampert. Natürlich spielt niemand nach dieser kurzen Zeit besonders gut, aber Musik lässt sich schon mit wenigen Akkorden machen. «Und letztlich kommt es vor allem auf den Spaß an.»