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Modellbau Modellbau: Anfänger brauchen Ruhe und gutes Werkzeug

29.01.2003, 13:34
Ein Haufen Einzelteile - in Plastikmodellbausätzen sind bereits alle erforderlichen Bauteile enthalten. (Foto: dpa)
Ein Haufen Einzelteile - in Plastikmodellbausätzen sind bereits alle erforderlichen Bauteile enthalten. (Foto: dpa) Scheuer & Ströver

Nürnberg/Hamburg/dpa. - «Am Anfang steht die Frage, ob der Einsteiger lieber Funktionsmodelle bauen will, die sich bewegen lassen, oder möglichst detailgetreue Modelle für die Vitrine», sagt Fachhändler Jörg Meißner aus Berlin. Der nächste Schritt sei der Gang in ein Fachgeschäft, um sich über die vielen Bausätze von Flugzeugen, Autos und Schiffen sowie das nötige Zubehör beraten zu lassen.

Mehr als einen geeigneten Arbeitsplatz und etwas Werkzeug braucht der Einsteiger nicht. «Ein eigener, gut belüfteter Raum ist aber auf jeden Fall besser als der Esstisch im Wohnzimmer, denn die benutzten Kleber und Farben sind nicht immer geruchsfrei», erklärt Martin Graf von der Modell-Literatur GmbH (NMC) in Nürnberg. Für ausreichende Beleuchtung sollte ebenfalls gesorgt sein.

Seitenschneider, Bastelmesser, Schere, Pinzette, Plastikkleber und Klemmen gehören nach Meinung des Chefredakteurs der NMC-Modellbauzeitschrift «KIT» zur Grundausstattung für den Bau von Plastikmodellen. «Für den Einsteiger reicht das, da am Anfang sicherlich nicht so viel Wert auf Feinheiten gelegt wird», sagt Graf. Dafür seien dann zum Beispiel Spachtel und Schleifpapier unterschiedlicher Körnung notwendig.

Plastikmodellbaukästen enthalten alle zum Bau des Modells nötigen Teile in einem Spritzgussrahmen. Mit Hilfe des Seitenschneiders oder eines Messers werden die Teile von den Stegen gelöst und entsprechend der beiliegenden Skizzenanleitung zusammengeklebt. Wie schwer ein Bausatz zusammenzubauen ist, zeigt ein allgemeiner Richtwert an, der Global Model Index (GMI), der von sehr einfach (0) bis sehr komplex (5) reicht.

Damit die Nachbildung eines Schiffes oder Flugzeuges echt aussieht, muss auch der abschließende Anstrich sorgfältig angebracht werden. Dazu benötigt der Bastler Graf zufolge speziell auf Plastikoberflächen abgestimmte Farben, zum Beispiel Email-Farben, und feine Pinsel mit eng anliegenden Haaren. Teurere Varianten seien eine Airbrush oder Sprühdosen. «Pinsel eignen sich vor allem für Details und kleinere Flächen. Achten muss man aber darauf, dass die Spuren der einzelnen Pinselstriche nicht sichtbar sind», erklärt der Modellbau-Experte.

Christoph Klawitter aus Bangkok, der unter http://www.modellversium.de eine Modellbau-Website betreibt, rät Neulingen, von Anfang an in die Werkzeuge zu investieren: «So schafft man gleich die Basis für die Zukunft.»

Neben der Ausrüstung muss der Modellbauer vor allem für Ruhe sorgen. «Und sehr viel Geduld muss er mitbringen, denn er wird nicht von Anfang an solche Modelle bauen wie die in den Fachzeitschriften abgebildeten», weiß Klawitter. Der Modellbauer interessiert sich selbst seit den achtziger Jahren für Flugzeuge aus dem Vietnamkrieg.

Täglich tüftelt Klawitter bis zu drei Stunden an neuen Miniaturnachbildungen. Der Spaß am Modellbau liegt für ihn im Bauen selbst. «Ich lerne durch Literatur viel über das jeweilige Flugzeug, und wenn ein fertiges Modell in der Vitrine steht, ist der Anblick Lohn, Spaß und Reiz in einem», erzählt er.

So geht es nach Ansicht von «KIT»-Chefredakteur Graf den meisten Modellbastlern: «Am Anfang reicht den meisten das Deckelbild vom Bausatz als Vorlage, später wird in die Recherche und Literatur genauso viel investiert wie in das Zubehör».

«Von der Formel 1 bis zum Flugzeugträger - Plastikmodelle gibt es in einer großen Auswahl», sagt Liane Strüver vom Modellbauladen Scheuer & Strüver (http://www.moduni.de) in Hamburg. Aus den Spritzgussteilen ließe sich nahezu jede Form originalgetreu darstellen. Plastikmodelle gibt es in jeder Preisklasse, vom Hubschrauber Bell AH-1 W Super Cobra im Maßstab 1:72 für 6,49 Euro bis zum Königstiger-Panzer im Maßstab 1:16 für 350 Euro. Der Maßstab spielt jedoch laut Liane Strüver keine Rolle für die Preise der Modelle.

Wer sein Fahrzeug oder Schiff fahren lassen will, kann zwischen fertiggebauten Modellen oder Bausätzen wählen. Dirk Marquard vom Modellfachgeschäft Staufenbiel in Hamburg rät dem Einsteiger zum Selber-Bauen: So lerne der Bastler gleich Technik und Zusammensetzung des Fahrzeugs kennen und kann bei Defekten die betroffenen Teile selbst auswechseln.

«Die Anbieter liefern inzwischen so gute Anleitungen, dass das Fertigen des Modells so einfach wie ein 3D-Puzzle ist», sagt Marquard. «Die Einzelteile sind alle zu 100 Prozent passgenau». In Kombipaketen dagegen ist dagegen oft das Chassis bereits vormontiert, und das nötige Zubehör zum Fahren wie Fernsteuerung, Ladegerät und Akku ist im Set enthalten. Beispielsweise kostet das Kombipaket des Electricbuggy Ultima RB Sports vom Hersteller Kyosho 199 Euro, den reinen Bausatz gibt es für 119 Euro.

Nach oben sind dem Modellbau von der Kostenseite her kaum Grenzen gesetzt: Ein ferngesteuerter Panzer mit Sound- und Funktionsmodul schlägt schon einmal mit mehr als 900 Euro zu Buche. «Dieses Hobby kann sehr teuer werden», sagt Flugzeugliebhaber Klawitter. Damit der Einsteiger sein Geld nicht gleich in den Sand setzt, empfiehlt er Neulingen, sich einem Modellbauverein anzuschließen: «Dort kann man Kontakte knüpfen und von alten Hasen lernen».