Mode und Lifestyle Mode und Lifestyle: Die neuen Dessous für den Sommer

Frankfurt/Main/dpa. - Die Zeiten, in denen Dessous stets züchtig bedeckt werden mussten, sind längst vorbei. Hübsche Verzierungen an Trägern und Bündchen, romantische Spitzeneinsätze und auffällige Drucke sind bei der Damenwäsche geradezu darauf angelegt, aus offenen Blusen, tief sitzenden Hosen oder weiten Dekolletés herauszuschauen. Der Trend zu bunten Drucken macht aber auch vor den Herren nicht halt: Retropants mit Dschungelmotiven oder im Camouflage-Look bringen Farbe in den einst eher eintönigen Inhalt des männlichen Wäscheschranks.
«Die modischen Grundströmungen der vergangenen Saison setzen sich im kommenden Sommer fort», fasst Alexandra von Richthofen von der in Frankfurt erscheinenden Fachzeitschrift «TextilWirtschaft» die aktuellen Trends in Sachen Wäsche zusammen. «Bei den Damen bedeutet das: Einerseits sehr feminine, verspielte Dessous mit Stickereien, viel Transparenz und Satin, andererseits eine sehr sportliche, funktionale Linie.»
Inspirieren ließen sich die Designer der romantisch-verführerischen Lingerie vor allem von der Mode der zwanziger und der fünfziger Jahre. «Retro ist das große Thema», erklärt Anna Platz von der italienischen Firma La Perla, die ihren Deutschlandsitz in München hat. «Durch diese nostalgische Welle sind Formen wie Mieder oder Balkonett-BHs wieder ganz stark im Kommen.»
In diesem Zusammenhang werden selbst die lang vergessenen Unterröcke wieder hervorgekramt. Doch weit entfernt von ihrem spießigen Image stehen sie heute für Erotik pur: An Altmodisches aus Omas Klamottenschrank denkt man(n) beim Anblick lindgrüner Spitzenunterröcke von La Perla oder kurzer, aufwendig bestickter String-Röckchen mit eingearbeiteten Strapsen des österreichischen Herstellers Palmers sicher nicht.
Neben dem Retro-Look spielen asiatisch oder orientalisch angehauchte Designs weiterhin eine große Rolle, ergänzt Esther Rütsch vom Hersteller Chantelle in Erkrath (Nordrhein-Westfalen). So wecken Blütendrucke, Palmettenformen oder aufwendige Mosaik-Applikationen in kräftigen Rottönen bei der Kollektion «Reiselust» sommerliche Gefühle und Sehnsucht nach fernen Ländern.
Knallige Farben dominieren bei der sportlichen Damenwäsche. «Wir wollen mit einem kräftigen Orange, einem tollen Grün und natürlich Pink ganz bewusst ein bisschen Lebensfreude rüberbringen», so Irmhild Marx von der Firma Marc O'Polo in Stephanskirchen (Bayern). Ebenfalls sehr fröhlich fällt die Farbgebung bei der sportlichen Linie des Herstellers Mey fine bodywear aus Albstadt (Baden-Württemberg) aus - hier reihen sich unter anderem schmale Streifen in Orange, Rot und Weiß aneinander.
Diese funktionale und manchmal auffällig bedruckte Unterwäsche werde zunehmend Teil der Oberbekleidung, fügt Alexandra von Richthofen hinzu. «Trägerhemdchen oder Tank-Tops, oft verziert mit einem modischen Gag wie einer überdimensionalen Ziffer oder einem Buchstaben, kann man in diesem Sommer ganz normal als Oberteil tragen.» Kein Zufall also, dass Firmen wie Schiesser aus Radolfzell am Bodensee ihre sportlich gestalteten Basiskollektionen um T-Shirts oder Spaghettiträger-Hemden erweitert haben.
Doch nicht nur die Damen zeigen im kommenden Sommer viel Haut. Auch die Herren werden, was Farben und Formen angeht, mutiger, so Andreas Höss, Geschäftsführer von HOM Deutschland, mit Sitz in Kaarst bei Düsseldorf: «Unser diesjähriges Motto lautet «Pack den Tiger in den Tank», und das bezieht sich schon ein bisschen auf den "Knackarsch", der viel zeigt.»
Auffällige Prints seien stärker gefragt als noch vor ein paar Jahren, und auch der String etabliere sich beim körperbewussten Mann neben den Retropants mit angeschnittenem Bein zunehmend. «Und sogar Netzoptik und Transparenz sind bei den Herren ein Thema», bestätigt Höss. «Allerdings ist das dann natürlich keine Wäsche, die man im Alltag trägt, sondern eher das Teil für den besonderen Anlass.»
Den brauchen die Damen längst nicht mehr, um zu einem String zu greifen. «Strings sind in jeder Kollektion ein Muss», erklärt Maria Ritsch, Produktmanagerin für die Marken Naturana, Eva und Irma la Douce in Gomaringen (Baden-Württemberg). Wichtig sei dabei mittlerweile die Verzierung an der Rückseite. Denn egal ob ein Schmetterling, ein Tatoo-Motiv oder kleine Strasssteinchen aus der Hose hervorblitzten - einen zweiten Hingucker seien diese Slips allemal wert, so Ritsch.
Wer es ganz besonders auffällig mag, wird bei der Firma Myla aus London fündig: Deren String aus schwarzer Spitze mit Perlenkette als Schnur gehört sicher zum Exklusivsten, was der Markt derzeit zu bieten hat. Ob er auch zum Bequemsten gehört, sei dahin gestellt. Deswegen rät Maria Ritsch, bei der Wahl der passenden Dessous ganz pragmatisch vorzugehen. «Ich sollte mir vor dem Anziehen ganz einfach überlegen: Muss ich den ganzen Tag darin rumlaufen oder trag ich diese Wäsche nur eine Stunde zum Verführen?»
