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Möbel Möbel: Ganz aus Pappe und ganz bequem

Von Eva Neumann 24.08.2005, 13:09
Die unterschiedlichsten Möbel lassen sich aus Pappe herstellen. Der Korpus wird geformt, indem Papplatten geknickt oder gefaltet werden. Steckverbindungen halten die Pappen zusammen. (Foto: dpa)
Die unterschiedlichsten Möbel lassen sich aus Pappe herstellen. Der Korpus wird geformt, indem Papplatten geknickt oder gefaltet werden. Steckverbindungen halten die Pappen zusammen. (Foto: dpa) Verband der Wellpappen Industrie

Berlin/dpa. - Bei Stange Design in Berlin hat vor mehr als zehn Jahren alles mit einem Hocker angefangen. «Unser Hocker wiegt rund ein Kilo, trägt jedoch 1000 Kilo», erläutert Industriedesignerin Mechthild Kotzurek-Stange. Das ist das Besondere an Pappmöbeln: Ihr geringes Gewicht bei extrem hoher Belastbarkeit. Heute produziert die Firma auch Stühle, Betten, Tische und Regalsysteme aus Pappe. Die faltbaren Möbel werden deutschlandweit verschickt - inklusive Bauanleitung.

«Für flexible, mobile Leute sind Pappmöbel genau das Richtige», sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Möbelindustrie in Bad Honnef. «Über alle Alters- und Einkommensschichten hinweg finden sich die Käufer.» Allerdings seien Pappbetten und Co in der Möbelindustrie immer noch ein Nischenprodukt.

Sowohl beim Kauf als auch beim Eigenbau gilt es auf die Qualität der Pappe zu achten: Gerne wird zweiseitige Wellpappe verwendet. Die besteht aus wellenförmigem Papier, das auf der Ober- und der Unterseite jeweils mit einer Bahn Deckenpapier versehen ist. Dabei gilt: Je größer die Welle, desto tragfähiger ist die Wellpappe.

«Noch stabiler als Wellpappe sind Pappwabenplatten, auch bee board oder Wabenkarton genannt», erläutert Christof Struhk, Geschäftsführer des Kreativkaufhauses modulor in Berlin. Sowohl für Wellpappe als auch für Pappwabenplatten gilt: «Je größer der Anteil an Altpapier mit sehr kurzen Fasern, um so weniger stabil ist die Pappe», erläutert Struhk. Bei Decklagen ist deshalb Kraftpapier mit langen Fasern gefragt. Mehrere Lagen aufeinander erhöhen die Belastbarkeit.

Der Korpus eines Möbels wird geformt, indem Papplatten geknickt oder gefaltet werden. Zwei Platten werden selten verklebt, sondern in der Regel durch Steckverbindungen zusammen geführt, erläutert Struhk. Wer sich als Heimwerker ausprobieren möchte, kann sein erstes Pappmöbel auch aus Bananenkisten bauen. Das Design von Pappmöbeln ist meist schlicht. Flächen und Kanten, geometrische Formen dominieren.

Anders bei den Kreationen des Möbel- und Produktdesigners Jan Armgardt aus Schondorf am Ammersee: Er konstruiert Möbelskelette beispielsweise aus Drahtstrukturen. Diese Gerippe bespannt er dann mit Papier. «Durch das Gerippe aus Draht ist die Statik eines solchen Möbels sehr fest, jedoch gleichzeitig filigran», betont der Designer.

Papp- oder Papieroberflächen, können auch beschichtet und so gegen Feuchtigkeit und Schmutz geschützt werden. Wer ein Möbel mit Hilfe von Farbe oder Lack, Wachs oder Klebefolie verschönert, sollte beide Seiten behandeln. Sobald die Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit durch die Oberflächenbehandlung beeinträchtigt wird, rundet sich die Pappe oder das Papier sonst einseitig, warnt Struhk.

Besonders empfindlich sind die offenen Schnittkanten. «Natürlich können sie in der Produktion nach innen gefaltet oder geklappt werden», sagt Designerin Stange. Sie bietet außerdem bei geraden Kanten dünne Plexiglasauflagen an. Damit bleibt das Innenleben der Pappe zum Beispiel an der Regalfront sichtbar - und das macht einen wesentlichen optischen Reiz dieser Möbel aus.