Mit Gummistiefeln ins Büro - Farbe gegen Herbst-Tristesse
Hamburg/dpa. - Modebewusste Manager könnten in diesem Herbst öfter so aussehen, als kämen sie gerade vom Acker ins Büro. Der Trend aus den USA, bunte Gummistiefel mit wilden Mustern zu Kostüm und Anzug zu tragen, breitet sich auch in Deuschland aus.
Aber auch auffällige Regenmäntel mit passenden Hüten und re-designte «Ostfriesennerze» symbolisieren eine heiter gelassene Haltung zu den Widrigkeiten des Wetters. «Diese Kleidung passt in die Zeit», sagt Elke Giese, Trendexpertin des Deutschen Modeinstituts (DMI) in Köln. «Dazu gehören auch der Klimawandel und ein gestiegenes Umweltbewusstsein, das man gern nach außen hin dokumentiert.»
Dabei sind es längst nicht mehr nur die praktischen treuen Treter, wie man sie aus dem Baumarkt kennt: Ballerinas, Stiefeletten, Turnschuhe aus Gummi - ja sogar Gummipumps mit Pfennigabsätzen - «den Wünschen sind keine Grenzen gesetzt», sagt Irmin Günther vom Gummistiefelshop in Ludwigshafen. Immer häufiger erreichten ihn E-Mails mit Abbildungen «total abgefahrener Modelle», die er dann direkt in den USA bestelle: «Selbst die hohen Frachtkosten schrecken die Leute nicht ab. Die wollen einfach den Gag.»
Einige haben sich aber durch die sommerlichen «Crocs», die breiten Kunststoff-Clogs mit Löchern, auch an das gummileichte Laufgefühl gewöhnt und wollen auch in Herbst und Winter nicht darauf verzichten. Ob Prada, Burberry oder Chanel: Gummistiefel zählen selbst bei den Luxuslabels zu den Trendartikeln. Für Hollywood-Prominenz ist die Fußbekleidung aus Gummi längst Ausdruck eines bestimmten Lifestyles. Außerdem passen sie zur modischen «Work-Wear», sagt Claudia Ollenhauer-Ries vom Verband Deutscher Mode- und Textildesigner (VDMD).
Gummistiefel sind schon längst nicht nur Fußbekleidung, sondern auch Wurfobjekt bei einer aus Finnland stammenden Sportart - dem Gummistiefelweitwurf. Und: man kann mit den zumindest auf den ersten Blick etwas unelegant erscheinenden Stiefeln sogar tanzen. In Südafrika gibt es den «Gumboot-Dance»; der Gummistiefel-Tanz sei gut für die Gesundheit und perfekt als mentale Übung. Oder: man kann auch mit seinem Hund im Partnerlook auftreten. Im Handel gibt es längst trendige Dog-Boots.
Auch Regenjacken- und Mäntel werden mit neuen Schnitten und Designs fitgemacht für den Catwalk auf den Bürgersteigen der Innenstädte. Das Berliner Designerpaar Katharina Becker und Uwe Andrés haben den klassischen gelben Ostfriesennerz gar zum Kult- und Kunstobjekt erhoben. «Im Vordergrund steht für uns die Botschaft, die über das Medium 'Ostfriesennerz' in die Öffentlichkeit getragen wird», sagt Andrés. Die beiden Streetart-Künstler lassen die Mäntel dazu mit kunstvollen Motiven bedrucken: So das Design «Kultkiller» - zu sehen sind die Taten eines Serienkillers, der Kunst-Objekte zerstört.
Die Berliner Designerin Bettina Lempelius hatte sich ebenfalls an die Neugestaltung des gelben Kultmantels gemacht. Die gebürtige Hamburgerin wollte «auch ein Stück Kindheitserinnerung wiederbeleben». Leider nur mit mäßigem Erfolg. In Hamburg und auf Sylt habe ihr Modell zwar viele Anhänger gefunden, doch in Süddeutschland gebe es offenbar weitaus weniger Verständnis für die klassische Schlechtwetter-Bekleidung. Viele denken aber auch, so die Vermutung eines Anbieters, wenn man einen Regenmantel anzieht, regnet es erst recht.
Gummistiefelshop-Betreiber Günther begleitet den Hype um das trendige Schuhwerk mit erfreutem, aber leicht verständnislosem Blick. So taugen Gummischuhe im Büro bestenfalls für Halbtagskräfte: «Bereits nach drei oder vier Stunden in bestimmten Modellen kriegt man Schweißfüße», sagt er - mit dem dazu passenden Geruchseffekt.
Deutsches Mode-Institut: www.deutschesmodeinstitut.de
Verband Deutscher Mode- und Textil Designer e.V.: www.vdmd.de