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Minischwein: Kleines Tier mit großen Ansprüchen

Von Nicole Jankowski 12.04.2005, 12:20

München/Heinsberg/dpa. - Es hat vier Beine, einen Schwanz und kann angeleint spazieren gehen. Doch am Halsband hängt kein Hund, ein Minischwein sorgt für neugierige Blicke. Die Minis haben sich zu einer echten Haustier-Alternative entwickelt.

Mittlerweile verkaufen sogar Zoohandlungen die kleinen Schweine. Dabei sind Haltung und Erziehung der so genannten Minipigs oft schwieriger als gedacht.

Vor jeder Minischwein-Anschaffung sollte daher eine ausführliche Beratung stehen. Klein und süß sind die Tiere oft nur als Ferkel. «Ein gesundes Minischwein, das ausgewachsen nur 20 Kilo wiegt, gibt es nicht», warnt Ulrich Dlouhy, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Minischwein in Breckerfeld (Nordrhein-Westfalen). Ein Schwein wachse vier bis fünf Jahre lang und könne ausgewachsen bis zu 90 Kilo wiegen.

Ein solches Schwein braucht vor allem genügend Auslauf. Von einer reinen Wohnungshaltung raten Experten ausdrücklich ab. Schweine können zwar stubenrein werden. Sie als Haustiere zu halten, sei aber nicht artgerecht, warnt Elke Deininger von der Akademie für Tierschutz in Neubieberg bei München. «Angeknabberte Tapeten, herausgerissene Steckdosen und verrückte Möbelstücke sind oft an der Tagesordnung», sagt Jörg Kipka, erster Vorsitzender des Vereins «Schweinefreunde» in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen).

Suhlen, Scheuern und Wühlen sind natürliche Bedürfnisse eines Schweins. Die sollte auch ein Minischwein ausleben dürfen. «Wer sein Tier in den Garten lässt, muss damit rechnen, dass es diesen umpflügt», warnt Ulrike Bante, Tierärztin bei der in München erscheinenden Zeitschrift «Ein Herz für Tiere». Ein Freilandgehege mit rund 200 Quadratmetern pro Minischwein sei die beste Lösung.

Schweine sind intelligent und lassen sich erziehen, können aber auch dickköpfig und stur sein. «Schweine brauchen eine konsequente Hand», rät Kipka. Viele Halter verziehen ihre Tiere laut Dlouhy durch inkonsequentes Verhalten. Beim Ferkel finden sie das Anstupsen niedlich und belohnen es. Ist das Schwein ausgewachsen, werde dieselbe Marotte als unangenehm empfunden und ignoriert. «Das Schwein fühlt sich vernachlässigt und beißt zu», erklärt Dlouhy.

«Die Tiere neigen zum Fettwerden, deshalb ist ihre Ernährung sehr wichtig», sagt Bante. Die Kost sollte ausschließlich vegetarisch sein, ab und zu mit Joghurt oder Quark aufgepeppt. «Bei Schweinefutter aus dem Handel, das oft auf Mastschweine ausgerichtet ist, sollte der Besitzer auf die Dosierung achten», rät Jörg Kipka.

Da Minischweine bislang nicht als Haustiere, sondern als Nutztiere gelten, müssen sie wie Großschweine bei der Tierseuchenkasse und dem Veterinäramt gemeldet werden. Außerdem muss das Schwein eine Ohrmarke tragen. «Für Minischweine gibt es auch noch keine Impferlaubnis gegen Maul- und Klauenseuche (MKS)», sagt Jörg Kipka.

Ein gesundes Minischwein kann bis zu 15 Jahre alt werden - manche auch älter. Wer Schweine in seinen Haushalt aufnimmt, verpflichtet sich also für eine lange Zeit. Wer sich auf all diese Besonderheiten einlassen kann und will, findet im Minischwein ein intelligentes und anhängliches Haustier. «Diese Tiere machen Spaß, weil immer etwas los ist», sagt Deininger. Zukünftige Besitzer sollten nur bedenken, dass die süßen Ferkel zu einem richtigen Schwein werden.