Mehr Krebsfälle bei Schwangerschaft ab 35
Berlin/dpa. - Frauen, die spät ihr erstes Kind bekommen, haben ein größeres Risiko, während der Schwangerschaft an Krebs zu erkranken. «Mit der Schwangerschaft selbst hat der Krebs nichts zu tun», erklärt die Ärztin der Berliner Charité, Ines Schönborn.
Das Krebsrisiko steige mit dem Lebensalter, also etwa ab 35 Jahren. In Deutschland erhält rund eine von tausend Frauen eine Krebs-Diagnose während ihrer Schwangerschaft. Insgesamt seien es bundesweit rund 700 Fälle pro Jahr, ergänzte Schönborn.
«Ab 35 Jahren steigt für Frauen das Risiko, an Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Lymphdrüsenkrebs, Leukämien oder Hautkrebs zu erkranken, kontinuierlich an», erläuterte die Ärztin. Bei 25 Prozent aller Schwangerschaften in Deutschland seien Frauen heute jedoch älter als 35 Jahre. Darum kämen auch Krebsfälle bei Schwangeren häufiger vor als früher. Embryos bekommen bei einer Erkrankung der Mutter in der Regel aber keinen Krebs.
Die Charité hat vor wenigen Tagen das bundesweit erste Zentrum eingerichtet, das sowohl Patientinnen als auch ihre Ärzte bei Schwangerschaft und Krebs berät. «Das größte Problem für die Frauen ist die doppelte Angst», sagte Schönborn. «Zur Sorge um sich selbst kommt die Sorge um das Kind.» Medizinisch gesehen sei eine Krebs-Behandlung jedoch auch während der Schwangerschaft möglich - sogar eine Chemotherapie.
Dennoch versuchten Ärzte lieber, zuerst das Kind auf die Welt zu holen - meist per Kaiserschnitt - und anschließend die krebskranke Mutter zu behandeln, sagte Schönborn. Doch erst nach der 34. Schwangerschaftswoche käme ein Baby außerhalb des Mutterleibes ohne medizinische Hilfe aus. Wird Krebs dagegen im Frühstadium einer Schwangerschaft entdeckt, ist ein Schwangerschaftsabbruch bis maximal zur 24. Woche möglich. «Das ist aber eine sehr schwere Gewissensfrage für die Mütter», sagte Schönborn.
Die Diagnose bei werdenden Müttern ist nicht immer leicht. «Die Brust wird wegen der Schwangerschaft ohnehin größer, da denkt man ja nicht sofort an Krebs», erläuterte Schönborn. Melanome würden manchmal für Pigmentstörungen gehalten. Auch große Müdigkeit werde als Schwangerschaftssymptom gedeutet - und nicht unbedingt als ein Krankheitsanzeichen.
Eine Schwangerschaft mit Krebserkrankung senke aber nicht die Überlebenswahrscheinlichkeit für Frauen, betonte Schönborn. Krebs-Todesfälle seien bei rechtzeitiger Diagnose in diesem Alter selten. Auch Föten, die eine Chemotherapie im Mutterleib mitmachten, zeigten später nicht mehr Fehlbildungen als andere Babys. Langzeit-Studien reichen bisher bis zum zehnten Lebensjahr der Kinder. «Wir wissen aber noch nicht, ob durch die Chemotherapie der Mutter eventuell die Fruchtbarkeit ihres Kinder geschädigt wurde», sagte Schönborn.