Mangelernährung im Heim? Essprotokoll hilft
Bonn/dpa. - Protokolle über das Essverhalten von Senioren im Heim können Aufschluss über eine mögliche Mangelernährung geben. Das berichtet Ricarda Holtorf von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn.
Für die Verwandten sei es oft schwer abzuschätzen, was eine Person isst oder trinkt, so Holtorf. Dagegen könnten durch Pfleger erstellte Essprotokolle schnell zeigen, ob die Bewohner genug Nährstoffe zu sich nehmen. Notfalls sollten die Angehörigen auf ein solches Protokoll drängen.
Ist ein Mangel nachgewiesen, hilft es möglicherweise schon, wenn die Verwandten das Pflegepersonal um einige kleine Änderungen bitten. Sind Probleme beim Kauen die Ursache für Mangelernährung, sollten zum Beispiel Kartoffeln zerkleinert und Brotkrusten abgeschnitten werden, rät die Expertin. Bei sogenannter Altersanorexie - Appetitmangel im Alter - empfehle es sich, mehrere Portionen über den Tag verteilt zu servieren, die dafür aber kleiner sein dürfen.
Angehörige können auch selbst helfen, indem sie Lieblingsspeisen mitbringen und der Mutter oder dem Großvater eine ausreichende Menge zu trinken für den nächsten Tag hinstellen. Außerdem sollten sie das Pflegepersonal über Essgewohnheiten der Bewohners aufklären: Isst er lieber allein oder in Gesellschaft? Was trinkt er bevorzugt zum Frühstück? Gibt es Unverträglichkeiten?
Oft werde der Bedarf älterer Menschen nicht richtig eingeschätzt, erläutert Ricarda Holtorf: «Obwohl der Energieverbrauch im Alter sinkt, bleibt der Bedarf an Nährstoffen unverändert.» Die Gefahr der Mangelernährung wachse mit steigendem Hilfsbedarf. Anzeichen für eine unzureichende Ernährung können Gewichtsverlust, Schwindelgefühle oder häufige Erkrankungen sein. Auch ein allgemeines Unwohlsein könne damit zusammenhängen.