Mangelernährung im Heim: Besser gemeinsam essen
Köln/dpa. - In Gesellschaft schmeckt es besser: Haben Angehörige das Gefühl, dass Mutter oder Vater im Heim zu wenig essen, legen sie ihre Besuche daher am besten auf die Essenszeiten.
Setzen sie sich dazu, regt das den Appetit an. Und benötigt der Heimbewohner Hilfe beim Essen, könnten die Angehörigen die Speisen in Ruhe anreichen, erklärte Heiko Fillibeck, Pflegeexperte beim Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in Köln.
Der aktuellen Studie ErnSTES zufolge sind zwei von drei Bewohnern in deutschen Altenheimen schlecht oder nicht ausreichend ernährt. Das Bundesernährungsministerium und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) haben jetzt Qualitätsstandards für die Verpflegung entwickelt. Heime können sich von der DGE zertifizieren lassen. Doch auch Angehörige können einiges gegen Mangelernährung tun.
Wie lässt sich Mangelernährung erkennen? Verliert der Heimbewohner innerhalb eines halben Jahres fünf bis zehn Prozent seines Körpergewichts, deutet das auf eine Mangelernährung hin, erläuterte Fillibeck. Offensichtlich werde das an zu großer Kleidung. Tiefliegende Augen deuteten auf ein Flüssigkeitsdefizit hin. Isst die Person auffällig wenig oder bewegt sie sich sehr viel, lohnt ebenfalls ein kritischer Blick. «Gerade Demenzkranke haben häufig einen großen Bewegungsdrang», erklärte der gelernte Altenpfleger. Einer Studie zufolge legten sie bis zu 50 Kilometer am Tag zurück - und bräuchten entsprechend mehr zu essen.
Warum kommt es zu Mangelernährung? Manche Heimbewohner haben Probleme mit dem Schlucken. Angehörige sollten sie dabei beobachten und gegebenenfalls mit einem Arzt über mögliche Gründe sprechen. Einige Getränke, etwa mit viel Kohlensäure, ließen sich schlechter schlucken als dickflüssigere Säfte. «Das muss man einfach ausprobieren», riet der Referent für Pflegepraxis. Auch Zahnschmerzen sind manchmal Ursache für schlechtes Essen. Und wer schlecht sieht, hat ebenfalls wenig Appetit auf das angereichte Essen. Dann lohnt ein Gang zum Zahn- oder Augenarzt.
Ein hoher Geräuschpegel im Speisesaal, Schmerzen beim Sitzen oder Erschöpfung können weitere Gründe dafür sein, dass jemand schlecht isst. Und manche Heimbewohner mögen bestimmte Speisen oder Farben nicht. «Die essen zum Beispiel nichts Grünes», erklärte Fillibeck. In einem guten Heim werde auf solche Besonderheiten Rücksicht genommen.
Was können Angehörige tun? Haben sie den Verdacht, dass etwas nicht stimmt, sollten sie den Pfleger ansprechen. Meistens gibt es eine Person, die sich regelmäßig um den Angehörigen kümmert. Mit ihr sollte gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden, riet der Pflegeexperte. Damit der Pfleger tatsächlich ein offenes Ohr hat, vereinbaren Angehörige am Besten einen Gesprächstermin.
Sehr gerne werde Hilfe beim Essen angenommen. Denn oft hätten die Pfleger gar nicht genügend Zeit, die Speisen in Ruhe anzureichen. Manche Ältere mögen viele kleine, statt wenige große Mahlzeiten. Dann könnten Angehörige mit den Pflegern vereinbaren, dass der Rest des Mittagessens aufgehoben wird und sie es später selbst anreichen. Außerdem könnten Angehörige Lebensmittel mitbringen, etwa frisches Obst. Und trinken sie im Beisein des Heimbewohners, bekommt auch der meistens mehr Durst.