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Low-Budget-Häuser Low-Budget-Häuser: Heute soll man bei Qualität und Bausubstanz nicht sparen

Von Stephanie Hoenig 23.01.2006, 08:39
Planen hilft Sparen: Bereits zur Besichtigung des Baugrundstückes sollten die künftigen Bauherren die bei der Konzeption des Hauses helfenden Experten mitnehmen. (Foto: dpa)
Planen hilft Sparen: Bereits zur Besichtigung des Baugrundstückes sollten die künftigen Bauherren die bei der Konzeption des Hauses helfenden Experten mitnehmen. (Foto: dpa) Schwäbisch Hall

Augsburg/dpa. - DieseFinanzierungslücke lässt sich aber mit einer Reihe von Maßnahmen, dieBaukosten zu senken, wieder schließen.

«Der Wunsch ein kostengünstiges Haus zu bauen, setzt einepreisgünstige Planung von Anfang an voraus», sagt der AugsburgerArchitekt Thomas Drexel, der ein Buch über Low-Budget-Häusergeschrieben hat. Großen Einfluss auf die Kosten habe die Wahl desGrundstücks. Ein schwieriger Untergrund wie Fels beispielsweise machefinanziell schwer kalkulierbare Fundamentierungsarbeitenbeziehungsweise Unterkellungsarbeiten notwendig.

Auch bei einer schlechten Erschließungssituation des Grundstückesmüssten weitere Wege mit entsprechend höheren Material- undZeitaufwand geplant werden, so Drexel. Er rät daher, bereits zurBesichtigung des Baugrundstückes den Planer mitzunehmen. Damit seigewährleistet, dass das Grundstück und das vorgesehene Haus optimalzueinander passen. «Viel Geld sparen lässt sich auch durch einenkompetent geplanten Grundriss», erklärt Drexel. Bei gleicherGrundfläche könne durch geschickte Anordnung viel mehr Wohnraumgeschaffen werden.

«Zusätzlicher Raum lässt sich später nur mit großem Aufwandschaffen», warnt Holger Reiners, Fachbuchautor und Architekt ausHamburg. Deshalb sollte bei der Grundrissplanung neben der Wohnflächefür die gegenwärtige Lebenssituation auch Platz für spätereBedürfnisse eingeplant werden. Dazu zählt zum Beispiel die Aufnahmevon pflegebedürftigen Eltern. «Der Dachboden muss nicht gleich beimBezug des Hauses ausgebaut werden», ergänzt Stefan Speicher. Später,wenn wieder mehr Geld vorhanden sei, könne dort etwa für größergewordene Kinder zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden.

Gespart werden sollte beim Bauen niemals auf Kosten des Gebäudesund der Bausubstanz, da dieses den Wiederverkaufswert des Hausesmindert. «Bei der Ausstattung des Hauses, die vor allemGeschmackssache sei, könne aber ohne Wertverlust gespart werden», rätReiners. Viel Geld lasse sich durch den Verzicht auf eine teureMarken-Luxusküche sparen. Auch bei der Ausstattung des Bades müssekein Luxus sein.

«Die Baukosten lassen sich auch durch den Verzicht aufüberflüssige Baumaßnahmen wie Erker oder aufwendige Dachüberständereduzieren», sagt Drexel. Ein Erker schaffe wenig Platz und kosteviel Geld. Außerdem verschlechtere sich durch die Vergrößerung derAußenflächen die Energiebilanz des Hauses im Vergleich zu einemkompakt gebauten Gebäude ohne Schnörkel.

«Beim kostengünstigen Bauen sollte angesichts steigender Öl- undGaspreise auch der zu erwartende Energieverbrauch bedacht werden»,sagt Reiners. Sinnvoll sei es, ein Drei-Liter-Haus zu bauen, auchwenn dies Mehrkosten von etwa drei Prozent der Bausumme verursache.Auf Dauer rechne sich dies durch die niedrigeren Betriebskosten. Auchhabe ein solches Haus einen höheren Wiederverkaufswert.

Ein verbreiteter Sparvorschlag ist der Verzicht auf den Keller.«Hiervon ist aber dringend abzuraten, da sich Häuser ohne Kellerschlechter verkaufen», erläutert Reiners. «Sparen lässt sich beimKeller, wenn zuerst nur ein einfacher Rohbaukeller gebaut wird», rätGisela Pohl von der Initiative Pro Keller in Friedberg (Bayern).Durch diese relativ kostengünstige Variante erhalte der Bauherr dieOption, später einen Hobby- oder Wohnraum im Haus zu schaffen. Auchließen sich in unterkellerten Häusern die Versorgungsleitungen fürReparaturen leichter erreichen.

«Viele Fertigbauunternehmen bieten Ausbau- und Mitbauhäuser an»,sagt Achim Hanott vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in BadHonnef. Bei solchen Häusern lieferten die Haushersteller oft dasbenötigte Material und böten auch Hilfestellung bei Problemen beimAusbau an. Eingespart würden durch diese «Muskelhypothek» fehlendesEigenkapital. Voraussetzung sei allerdings handwerkliches Geschickder Bauherren.

«Durch Eigenleistung kann bei jedem Hausbau bis zu 30 Prozent derBausumme eingespart werden», meint Speicher. Künftige Bauherrensollten aber gründlich prüfen, was sie selbst leisten können. Aufkeinen Fall sollte die neben dem Beruf zur Verfügung stehendeFreizeit überschätzt werden. «Sonst wird der Traum von Eigenheimleicht zum Albtraum.»