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Launische Schönheiten: Gräser im Winter

Von Helga Panten 01.11.2007, 08:23

Hamburg/dpa. - Steht die Wintersonne tief, leuchten die Halme der Gräser in Gelb, Beige und Braun. Raureif überzuckert Rispen, Wedel und Federbüsche. Der Schnee setzt Hauben auf sattgrüne und blaugrüne Polster - Gräser sind Höhepunkte im winterlichen Garten.

Aber längst nicht alle Horste trotzen Sturm und Regen zuverlässig, und nicht in jedem Jahr ist die Schönheit der Halme gleich. Die schönsten Winterfarben liefern sommergrüne Gräser. Ihre Domäne sind die weichen Gelb- und Beigetöne, in denen die bereits abgestorbenen Halme und Blätter schimmern. Sie sollten daher auf keinen Fall bereits im Herbst abgeschnitten werden. Vielfach nimmt das Auge erst im Winter ihre Struktur richtig wahr. Vor der Kulisse dunkler Nadelgehölze oder schwarzer Zweige, vor dunklem Erdreich oder grünem Rasen wirken sie besonders stark.

Zum Star des winterlichen Gartens wird das Chinaschilf (Miscanthus sinensis), wenn die Fruchtstände wie Fahnen im Wind wehen. Deutlich hebt sich die Gliederung in den Blatthorsten mit den bogig überhängenden Blättern, den dazwischen hochschießenden Halmen und den Fruchtständen ab. Ein warmes Ocker ist der Grundton der stattlichen Blatthorste. Die wolligen Fruchtstände schimmern weißblond bis silbrig, bei Sorten wie 'Silberspinne', 'Kleine Fontaine' oder der 'Kaskade' auch mit etwas Rosa.

Intensive Züchtung hat Sorten für kleine Gärten entstehen lassen wie 'Sioux' mit 70 Zentimeter (cm) hoch aufragenden Fruchtständen. Andere wie 'Malepartus' recken sich 200 cm hoch, und das Riesen-Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Giganteus') erreicht mühelos 250 bis 300 cm Höhe.

Straff aufrecht stehen die pergamentfarbenen Reitgräser (Calamagrostis x acutiflora). Das Auge vermag kaum zu unterscheiden, wo schmale Blätter und wo dünne Halme nach oben streben. Streng und klar wirkt die knapp mannshohe Sorte 'Karl Foerster'. Als gut haltbar gilt das Moor-Pfeifengras (Molinia caerulea). Allerdings braucht es saure, sandige oder moorige Böden, um zu gedeihen.

Wer das bieten kann, darf sich den Winter hindurch am silbrig-gelben Schopf von 'Dauerstrahl' erfreuen, über dem braune Ähren auf schwarzbraunen Halmen schweben. Die zierliche Sorte 'Winterfreude' macht ihrem Namen mit ähnlichen Farben Ehre. 'Moorflamme' setzt nach gelb-rötlicher Herbstfärbung im Winter auf sanfte Gelbtöne. Sie alle werden nicht höher als einen Meter.

Über den 70 cm hohen, dichten, blassgelben Horsten der Lampenputzergräser (Pennisetum alopecuroides) schwingen die Fruchtstände wie weiche raupenartige Bürsten. Mit sanftem Schwung setzen sie die elegante Biegung der Halme fort. Regen vertieft die Farbe, bei Trockenheit wirkt sie fast weiß.

Wer nicht so viel Platz im Garten hat, kann mit der nur 40 cm hohen Fuchsroten Segge (Carex buchananii) für hellgelbe oder mit Carex comans 'Bronze' für rötlichgelbe Winteraspekte sorgen. Wie ein stattliches Bündel Mikadostäbe ragen ihre Halme auf. Andere Carex-Arten liefern frisches Grün an Wintertagen wie Carex morrowii, von der es die schöne weißbunte Sorte 'Variegata' gibt.

In vielen Gärten wachsen die blaugrünen Polster des Blauschwingels (Festuca glauca) und die grünen Matten des Bärenfellgrases (Festuca gautieri). Beide zeigen das ganze Jahr hindurch ihre schönen Farben. Aber nicht alle Schwingel-Arten sind wintergrün. Die halbkugeligen Horste des Atlasschwingels (Festuca mairei) sterben im Herbst ab und schimmern im Winter pergamentfarben.

Neben den Winterstars gibt es Gräser, deren Anblick im Winter herrlich wäre, wenn sie ungeschützt stehen bleiben könnten. Aber sie sind nicht sicher winterhart: Das Japanische Blutgras (Imperata cylindrica) mit seiner knallroten Herbstfärbung gehört dazu, das Japanwaldgras (Hakonechloa macra) und das Pfahlrohr (Arundo donax), das mit seinen breiten Blättern an stattliche Zuckerrohrstauden erinnert. Sie alle verschwinden im Spätherbst besser unter einer schützenden Laubschicht.

Beim Pampasgras reicht das noch nicht mal. Der Pflanze wird weniger der Frost gefährlich, als vielmehr die Winternässe. Am sichersten überlebt sie, wenn alle Halme zusammengerafft und oben zusammengebunden werden. Eine Packung Laub herum gehäufelt, lässt die Nässe außen herunterrinnen. So bleibt das Innere der Pflanze trocken, damit es auch im nächsten Jahr schneeweiße Wedel gibt.