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Kürbis, Limette: Winzer Köth arbeitet mit Aromen

Von Jasper Rothfels 01.04.2008, 08:34

Flörsheim-Dalsheim/dpa. - Für Winzermeister Ralf Köth dreht sich die Welt nicht nur um Weintrauben, er nimmt auch andere Früchte aufs Korn. Ob Erdbeere, Kürbis oder Limette, das ist ganz egal.

Köth lässt die süßen, säuerlichen oder nussig schmeckenden Gewächse in Form von Extrakten in einen Teil seines Weins fließen, aus dem er dann unter Zugabe von Kohlensäure ein Getränk herstellt, das er «Palio» nennt. Insgesamt 19 «Palios» hat der 44-Jährige aus Flörsheim-Dalsheim bislang entwickelt. «Ich sehe mich als einer der ersten Hersteller dieser Getränke», sagt er fröhlich. Offiziell handelt es sich dabei um ein aromatisiertes weinhaltiges Getränk mit zugesetzter Kohlensäure.

Köths «Palio»-Liste liest sich wie die Getränkekarte einer Cocktailbar. Da gibt es den Palio «Eiszeit» mit Orangenaroma, der mit dem Likör Blue Curaçao angereichert ist und der nach Darstellung des Winzers vor allem bei Sommerhitze gut geht. Neben dem Palio «Pina Colada» mit Ananas, Cocos und Rum gibt es den nach Glühwein schmeckenden «Natale», der nach Köths Angaben vor Weihnachten «wie verrückt» läuft. Auch Palios mit Pfirsich-, Pflaumen- und Kirschnote sind im Angebot. An der Spitze der Beliebtheitsskala steht der Erdbeer-Palio, gefolgt von Kürbis und Rosenblüte. Letzterer ist laut Köth vor allem bei Floristen und Gärtnereien beliebt. Im Sommer will er einen «Chili-Palio» vorstellen, der «aufregend scharf» schmecken soll.

Köth, der vor allem Hof- und Bauernläden beliefert und sich auf Messen präsentiert, ist mit seinen Palios nach eigenen Angaben gut im Geschäft. «Das letzte Jahr war das erste Jahr, in dem wir mehr Palio verkauft haben als Wein», sagt der Winzer, der mit einem Partner auf etwa 140 Hektar mehr als 650 000 Rebstöcke bewirtschaftet. Den Erfolg des Getränks erklärt er damit, dass es «etwas Ausgefallenes» sei, «was Witziges, was Prickelndes». Der Begriff stammt aus Italien - so heißt ein Pferderennen in Siena. Weil der Name ihm gefallen habe und er mit dem Getränk auch italienische Lebensfreude vermitteln wolle, habe er ihn übernommen und schützen lassen, sagt Köth.

Als Ausgangsmaterial nimmt er Weine der Rebsorten Bacchus, Scheu- und Faberrebe sowie Müller-Thurgau aus eigenem Anbau. Dann geht es ans Experimentieren: Dem Wein werden natürliche Aromen in Form von Saftkonzentraten oder Destillaten zugesetzt, die aus Früchten stammen. «Das muss schon genau zusammenpassen», sagt Köth, der diese Produkte bei anderen Firmen einkauft.

Trotz des Zusatzes von Aromen sollte es beispielsweise nicht künstlich schmecken. Und auch die Süße muss «eingestellt» werden. Wenn die Nase etwa eine Erdbeere rieche, dürfe der Palio nicht zu trocken schmecken, sonst erleide der Konsument einen «Schock». Das Rosenblütenaroma kommt per Destillat in den Wein. Dafür werden die Blüten drei bis vier Wochen in 96-prozentigen Alkohol gelegt, der das Aroma «herauszieht» und dann destilliert wird.

Zur Palio-Herstellung kam Köth über den Kontakt zu Spargelbauern, bei denen er seinen Wein vermarktete. So lernte er andere Landwirte kennen, die Erdbeeren anboten. «Die haben mich fast dazu getrieben, was zu Erdbeeren zu machen», erinnert er sich. So entstand 1999 der Erdbeer-Palio, dem 2003 der Kürbis-Palio folgte. «Dass da eine Serie draus werden würde, hätte ich nie im Leben gedacht», sagt der verheiratete Familienvater, der in seiner Freizeit gerne Fußball spielt.

Bei der Geschäftsführung der Erzeugergemeinschaft Winzersekt (Sprendlingen) und beim Deutschen Weininstitut (Mainz) ist auf Anhieb kein anderer Hersteller solcher Getränke bekannt, wohl aber bei der Heim'schen Privat-Sektkellerei GmbH in Neustadt, die für andere Unternehmen Weine aromatisiert und auch eigene Produkte herstellt. Dieser Getränkebereich nehme deutlich zu, sagt Mitarbeiter Stefan Biehler. Aus seiner Sicht sind badische Betriebe besonders weit, erste Aufträge seien vor etwa sieben Jahren gekommen. «Diese Getränke gibt es schon lange, mal in der einen, mal in der anderen Variation», sagt der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sektkellereien, Ralf Peter Müller.

Wein & Secco Köth: www.wein-koeth.de